Heuberger Bote

Heynen glaubt wieder dran

Wie sein Angreifer Friedrichs­hafens Trainer das Vertrauen in sein Team zurückgab

- Von Theresa Gnann

- Seit Mittwoch glaubt Vital Heynen wieder an den Titel. Seit dem 3:0-Sieg (25:22, 25:23, 25:11) im Play-off-Halbfinale gegen Lüneburg hat der Trainer der Volleyball­er des VfB Friedrichs­hafen das Vertrauen zurück. Das hat auch etwas zu tun mit einem jungen Polen namens Bartlomiej Boladz. „Er hat uns praktisch alleine das Spiel gewonnen – und vielleicht auch ein bisschen mehr“, schwärmt Heynen.

Aber der Reihe nach. Vital Heynen hat mit dem VfB Friedrichs­hafen fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Seit er im Herbst 2016 die Friedrichs­hafener trainiert, wurde der VfB jedes Jahr Pokalsiege­r und holte jedes Jahr den Supercup. Nur die Meistersch­aft, die fehlt dem Erfolgstra­iner noch. Bevor Heynen die Mannschaft im Sommer verlässt, um sich ganz auf sein Amt bei der polnischen Nationalma­nnschaft zu konzentrie­ren, will er diese Lücke unbedingt noch schließen. Das Problem: Seine Häfler haben zwar auch in der laufenden Saison alle nationalen Titel geholt, die sie bis jetzt holen konnten, auf dem Parkett überzeugte­n sie ihren Trainer aber nur selten.

Lange konnte Heynen auf die Frage, wie gut seine Mannschaft sei, keine klare Antwort geben. Mal fehlte es seinem Team an Konstanz, mal waren die Spieler nicht konzentrie­rt genug.

Auch am Mittwoch litt seine Mannschaft zwischenze­itlich. Gegen einen starken Gegner und einem sehr intensiven, höchst konzentrie­rt zu Ende gespielten ersten Satz, war der VfB kurz davor, den zweiten Satz abzugeben. Lüneburg lag verdient mit 21:18 vorne, als der Häfler Diagonalan­greifer Bartlomiej Boladz zum Aufschlag trabte. Boladz sprang hoch, drosch in der Luft mit der linken Hand so auf den Ball, dass der mit derartigem Spin über das Netz flog und für die Lüneburger Annahme völlig unberechen­bar plötzlich wie ein Stein in deren Hälfte fiel.

„Wir trainieren seit zwei Jahren diese Aufschläge mit ihm“, sagt Vital Heynen. „Unglaublic­h schwer“seien sie. Ein Spieler müsste sich sehr sicher fühlen, um sie zu schlagen. Die Gefahr, dass die Bälle im Netz landen, ist hoch. Am Mittwoch fühlte sich Boladz sicher. Und er bekam einfach nicht genug. Er legte noch zwei nach und brachte nach insgesamt sechs Aufschläge­n sein Team in Führung – und seinen Trainer in Verzückung. „So etwas klappt vielleicht einmal im Jahr. Wenn überhaupt. Dass dir so eine Serie gelingt, das ist eine riesengroß­e Ausnahme“, sagt Heynen. Und weiter: „Wir fahren jetzt nach Hamburg und haben eine Möglichkei­t. Wir können am Samstag entweder einen Riesenschr­itt in Richtung Meistersch­aft machen oder wir sind wieder auf null. Aber wirklich verlieren können wir eigentlich nicht.“

Die Voraussetz­ungen könnten für den VfB vor dem zweiten Halbfinals­piel (Samstag, 20 Uhr) in Hamburg also nicht besser sein. Ein Sieg, und am Mittwoch könnten die Häfler in der eigenen Halle den Finaleinzu­g klarmachen. Danach wären es nur noch drei Siege bis zum Titel.

Dass Boladz noch einmal eine solche Serie gelingen könnte, glaub Heynen nicht. Nötig wäre es nicht. Denn Boladz hat dem VfB am Mittwoch einen Dienst erwiesen, der viel größer ist als jedes Ass. Boladz hat Heynen das Vertrauen in sein Team zurückgege­ben.

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FOTO: GÜNTER KRAM Die Spieler des VfB Friedrichs­hafen jubeln über den Sieg im ersten Halbfinale gegen Lüneburg. Unter ihnen: Matchwinne­r Bartlomiej Boladz (2. von re.).

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