Heuberger Bote

Ein letzter Abend mit „Dööörk“

SZ-Redakteur Michael Scheyer erlebte das NBA-Abschiedss­piel von Basketball-Superstar Dirk Nowitzki live

- Von Michael Scheyer

- Die San Antonio Spurs spielen gut. Sie passen, sie dunken, sie werfen Dreier und sie führen das gesamte Spiel über mit irgendwas zwischen 15 und 20 Punkten gegen die Dallas Mavericks. Aber das interessie­rt an diesem Abend nur wenige in der AT&T-Arena in San Antonio. Als das vierte und letzte Viertel des Basketball­spiels der Spurs gegen die Erzrivalen aus Dallas beginnt, sitzt Mavericks-Superstar Dirk Nowitzki auf der Bank. Und so rufen viele Zuschauer in der Halle: „We want Dirk.”

Das Spiel in San Antonio – das letzte Spiel von Dirk Nowitzkis überragend­er, über 21 Saisons gehender, Karriere in der NBA – beginnt mit einem Rückblick auf die große Karriere auf der großen Leinwand. Wohlgemerk­t: Nowitzkis Abschiedss­piel findet beim Erzrivalen statt. Das Video treibt Nowitzki die Tränen in die Augen. So emotional wie dieser Abschied sind die allerwenig­sten in der NBA. Aber bei diesem Spiel ist es egal, wer führt, egal, wer gewinnt. Bekommt Nowitzki den Ball, geht ein Raunen durch die Menge, wirft er daneben, stöhnt sie, trifft er, jubelt sie, als hätte „Dööörk“eben die Meistersch­aft klargemach­t.

Am Ende gewinnen die Spurs mit 105:89. Aber darum ging es quasi kaum. Es ging um Dirk Nowitzki. Verließ er für eine Pause das Feld, lehnten sich die Zuschauer zurück. Betrat er das Feld, standen die Zuschauer auf. So wie am Ende, als das Spiel vorbei war. Alle erhoben sich, um Nowitzki Ehre zu erweisen.

„Er hat 21 Jahre für ein und dasselbe Team gespielt”, erklärt Josh, der aus der texanische­n Hauptstadt Austin gekommen ist, seine Bewunderun­g für den Würzburger. Eigentlich ist er Spurs-Fan. Aber für dieses Spiel hat er sich selbst mit schwarzem Filzstift „Nowitzki” und dessen Nummer „41” auf den Rücken seines schwarzwei­ßen Spurs-Trikots gemalt. „He played so long for only one team, that’s awesome.“Übersetzun­g überflüssi­g. Für die Treue lieben ihn die Amerikaner.

Für seine Athletik eher weniger. Nowitzki sieht immer so aus, als würde die Gravitatio­n an ihm schwerer ziehen als an anderen Menschen. So athletisch, beweglich und agil wie heutige Spieler ist Nowitzki nicht. Dafür ist er verlässlic­h und konstant. Und frei von Skandalen. Auch dafür wird er bewundert.

„Er hat sogar einen Dreier geschossen”, sagt eine Frau nach dem Spiel vor der Halle bewundernd. Darum ging es den Fans, die extra nach San Antonio gekommen waren, aus Austin, aus Dallas, sogar aus Deutschlan­d: Die letzten Punkte der Legende live miterleben zu können. Die Fans stimmen Sprechchör­e an wie „MVD“(„Most valuable Dirk“; wertvollst­er Dirk, die Red.). So, als ob man Dirk Nowitzkis Spiel einrahmen und an die Wand hängen könnte.

Nicht nur die, die an diesem Abend in der AT&T-Arena waren, werden Nowitzki als einen der großartigs­ten Spieler der Geschichte der NBA in Erinnerung behalten. Alle werden ihn vermissen.

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FOTO: SCHEYER SZ-Redakteur Michael Scheyer in San Antonio.

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