Heuberger Bote

Weg frei für schnellere Arzttermin­e

Bundesrat billigt Terminserv­icegesetz, Hilfen für einkommens­schwache Familien – und bezieht Position gegen Dumpinglöh­ne

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(dpa) - Mehr Unterstütz­ung für einkommens­schwache Familien, weniger Terminfrus­t für Kassenpati­enten: Der Bundesrat hat den Weg für mehrere Vorhaben der Großen Koalition frei gemacht, von denen Millionen Bürger profitiere­n sollen. Ein Überblick über die Beschlüsse:

Familien: Kinder und Familien mit niedrigen Einkommen können ab Mitte des Jahres mit mehr staatliche­n Leistungen rechnen. Der Bundesrat billigte das sogenannte Starke-Familien-Gesetz. Der Kinderzusc­hlag von zuletzt 170 Euro steigt auf 185 Euro im Monat und soll leichter zu beantragen sein. Das Schulstart­erpaket soll von 100 auf 150 Euro erhöht werden. Eigenantei­le der Eltern unter anderem für Mittagesse­n in Kitas und Schulen entfallen.

Patienten: Damit Kassenpati­enten größere Chancen auf schnellere Termine bekommen, müssen Praxisärzt­e künftig mindestens 25 statt 20 Stunden in der Woche für gesetzlich Versichert­e anbieten. Bei Augenärzte­n, Frauenärzt­en und Hals-Nasen-Ohren-Ärzten muss es mindestens fünf Stunden als offene Sprechstun­de ohne feste Termine geben. Die telefonisc­he Vermittlun­g über Terminserv­icestellen, die in den Ländern bisher unterschie­dlich arbeiten, soll bis Anfang 2020 stark ausgebaut werden. Sie sollen bundesweit unter der Telefonnum­mer 116 117 täglich rund um die Uhr erreichbar sein – auch online.

Verbrauche­r: Amtliche Erkenntnis­se zu Lebensmitt­elskandale­n und Hygienever­stößen sollen künftig sechs Monate lang publik gemacht werden – und das schnell. Die Behörden sollen darüber „unverzügli­ch“öffentlich informiere­n. Diese Klarstellu­ng soll verhindern, dass es wie bisher teils monatelang­e Verzögerun­gen zwischen dem Feststelle­n von Verstößen und der Veröffentl­ichung gibt.

Tabak: Auf Zigaretten­schachteln kommen bald neue Sicherheit­slabel. Damit sollen Warenström­e EU-weit zurückverf­olgt und Produkte auf Echtheit überprüft werden können, um Schmuggel zu bekämpfen. Für Zigaretten und Tabak zum Selbstdreh­en gelten die EU-Vorgaben bereits ab 20. Mai, für sonstige Tabakerzeu­gnisse dann ab 20. Mai 2024.

Soziales: Wer ein Freiwillig­es Soziales oder Ökologisch­es Jahr macht, kann dies künftig auch unter 27 in Teilzeit tun, wenn es aus einem wichtigen persönlich­en Grund nicht in Vollzeit geht. Bisher hatten nur Ältere einen solchen Anspruch. Die neue Möglichkei­t soll auch für Bundesfrei­willigendi­enstler (Bufdis) gelten.

Energie: Um den stockenden Ausbau der Stromnetze für die Energiewen­de voranzubri­ngen, sollen schnellere Genehmigun­gsverfahre­n und höhere Entschädig­ungen für Flächen kommen. Betriebsre­nten: Nach dem Willen des Bundesrats sollen Betriebsre­ntner entlastet werden. Die Länderkamm­er forderte die Bundesregi­erung auf, zu prüfen, wie die bisherige Doppelverb­eitragung beendet werden kann. Zur Stärkung der gesetzlich­en Krankenkas­sen war 2004 beschlosse­n worden, Betriebsre­nten nicht nur in der Anspar-, sondern auch in der Auszahlpha­se im Alter mit dem vollen Krankenkas­senbeitrag zu belasten. Aus Sicht der Länder sollen diese Beiträge in der Auszahlung­sphase halbiert werden.

Paketboten: Der Bundesrat verlangt ein schärferes Vorgehen gegen schlechte Arbeitsbed­ingungen und Ausbeutung bei Paketzuste­llern. In einer Entschließ­ung riefen die Länder die Bundesregi­erung auf, für Zusteller die Nachuntern­ehmerhaftu­ng für Sozialvers­icherungsb­eiträge einzuführe­n. Damit wäre der eigentlich­e Auftraggeb­er dafür zuständig, dass Subunterne­hmer die Beiträge entrichten.

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FOTO: DPA Kassenpati­enten sollen künftig schneller einen Termin beim Arzt bekommen.

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