Streit zwischen Gosheim und Wehingen geht in nächste Runde
Die beiden Bürgermeister stellen ihre Sicht der Dinge zur geplanten Ansiedlung eines Edeka-Markts in Gosheim dar
- Die geplante Ansiedlung eines Edeka-Marktes in Gosheim (wir berichteten mehrfach) beeinträchtigt weiter den nachbarschaftlichen Frieden mit Wehingen. Jüngster Anlass: Ein ganzseitiges Schreiben, das Bürgermeister André Kielack auf der Titelseite des aktuellen Gosheimer Mitteilungsblatts veröffentlicht hat. Wehingens Bürgermeister Gerhard Reichegger reagierte darauf am Freitag mit einer Stellungnahme. „Die Stimmungslage in Wehingen ist nicht gut nach diesem Bericht“, sagte er auf Anfrage des Heuberger Boten.
Was steht in dem Bericht drin? Kielack schreibt, dass die Grundversorgung in Gosheim trotz des NettoMarkts „keinesfalls gegeben“sei. „Wir haben einen Versorgungsauftrag für unsere Gemeinde und dem wollen wir nachkommen.“Bedingungen wie die, das der geplante Gosheimer Edeka-Markt kleiner sein müsse als der bestehende in Wehingen, seien erfüllt worden. Edeka habe eine Bestandsgarantie für den Markt in Wehingen abgegeben, dass dieser für mindestens zehn Jahre als vollwertiger Markt weiterbetrieben werde; diese Garantie habe er ebenfalls unterzeichnet.
„Dennoch sind von den Anwälten der Gemeinde Wehingen nun zum zweiten Mal Einwendungen gegen den Gosheimer Markt geltend gemacht worden“, so Kielack. „Ich spreche für die Gosheimer Gemeinderäte und als Bürgermeister, wenn ich sage, dass uns alle diese Entwicklung sehr betrübt.“Leider überschatte die aktuelle Diskussion „viele Gemeinsamkeiten und belastet gemeinsame Ziele“. Er wünsche es sich nicht, dass die juristische Auseinandersetzung zwischen Gosheim und Wehingen nun die Gerichte beschäftigen werde.
Wehingens Bürgermeister Reichegger hat darauf am Freitag reagiert. „Die Ansiedlung eines großen Lebensmittel-Vollsortimenters im Gewerbegebiet an der Wehinger Gemarkungsgrenze würde erhebliche schädliche Auswirkungen auf den Wehinger Ortskern haben“, schreibt er in einer Stellungnahme „im Namen des Gemeinderats“. Dies sei durch gutachterliche Untersuchungen belegt, „die auch der Gemeinde Gosheim vorliegen“. Im Februar 2018 habe man angeboten, gemeinsam einen Kompromiss zu suchen – „auf dieses Schreiben haben wir leider nie eine Antwort erhalten“. Man habe nichts gegen einen größeren Markt in Gosheim, wenn er innerorts aufmache.
Von einem „vollwertigen EdekaMarkt“, wie in dem Text im Gosheimer Amtsblatt behauptet werde, sei in der Bestandsgarantie „keine Rede“, so Reichegger. „Sie würde Edeka vielmehr erlauben, den Markt in einen Discounter umzuwandeln und die Öffnungszeiten von zwölf auf acht Stunden am Tag zu reduzieren.“Dann gäbe es in Wehingen keinen Vollsortimenter mehr und auch die kleinen Betriebe im Ortskern, die auf Laufkundschaft angewiesen seien, „würden stark in Mitleidenschaft gezogen“. Die Gemeinde Gosheim habe „nicht versucht, unseren Bedenken abzuhelfen – sie hat dazu noch nicht einmal inhaltlich Stellung genommen“.
Deshalb erarbeite Wehingen nun selbst einen Vorschlag zur Ergänzung der Bestandsgarantie, „damit diese ihre Funktion erfüllen kann und der Gemeinde Wehingen ein Instrument in die Hand gibt, um die Ortsmitte zumindest vor den schlimmsten Folgen der Gosheimer Planung zu bewahren“. Ziel sei es, dass die Gemeinde dem Bebauungsplan „Wehinger Straße“zustimmen „und den Konflikt zu einer vernünftigen Lösung führen kann“. Eine gütliche Einigung könne nur entstehen, „wenn beide Seiten aufeinander zugehen – die Gemeinde Wehingen ist bereit ihren Schritt zu tun.“
Er habe den Text im Mitteilungsblatt veröffentlicht, weil es „ein Informationsdefizit in der Bevölkerung gibt und die Gerüchteküche brodelt“, sagte Kielack am Freitag auf Anfrage des Heuberger Boten. Zu dem wiederholten Vorwurf, Gosheim habe auf Schreiben aus dem Wehinger Rathaus nicht reagiert, könne er nichts sagen, weil dies vor seiner Amtszeit gewesen sei. „Wir haben keinen anderen Standort in Gosheim für einen solchen Markt“, betont er. Es gebe im Ort kein weiteres Grundstück dieser Größe im Eigentum der Gemeinde. Er glaube, „dass beide Märkte nebeneinander funktionieren“.
Es ist eine Katastrophe, was da passiert
Ob es der Zwist um den Markt wert sei, dass der Streit die beiden Nachbargemeinden entzweit? „Es ist eine Katastrophe, was da passiert“, sagt Kielack. Schließlich sei man nur zusammen stark. Aber es müsse in Gosheim eine Grundversorgung geben. „Alles, was darüber hinaus geht, sehe ich in Wehingen.“
Der Gosheimer Gemeinderat werde sich am 29. April mit dem Thema befassen. Dann werde es entweder einen Satzungsbeschluss geben, dass der Bebauungsplan rechtskräftig ist, „oder wegen der Einwendungen können wir den Bebauungsplan nicht erlassen“. Er gehe von der ersten Variante aus.