Heuberger Bote

Gekachelte­s Grauen

- Von Birgit Kölgen

Tatort: Inferno (So., ARD, 20.15 Uhr)

- Am Tatort Dortmund hat man eh keinen vergnügten Krimi-Abend zu erwarten. Aber diese Folge treibt das Psychodram­a mit Gesellscha­ftskritik im trostlosen Ambiente auf die Spitze.

Der unheilbar verstörte Kommissar Faber (Jörg Hartmann) hat Alpträume, sieht seine tote Frau, hört sein totes Kind. Dann wird er zu einer Notaufnahm­e gerufen, wo die Leiche einer Ärztin liegt, mit Plastiktüt­e über dem Kopf. Wer die Frau auf dem Gewissen hat, ist letztendli­ch nicht so wichtig. Autor Markus Busch und Regisseur Richard Huber präsentier­en hier das Inferno des Alltags.

Gedreht wurde bei laufendem Betrieb in unfassbar schäbigen Räumen des Dortmunder Klinikums, das nach der Ausstrahlu­ng vermutlich mit Imageprobl­emen zu kämpfen hat. Junkies, Säufer, Unfallopfe­r werden in gekachelte­m Grauen von entnervtem Personal versorgt. Der liebeskran­ke Pfleger hat 96 Überstunde­n gemacht und bringt sich um. Man schluckt Psychopill­en wie Aspirin. Bis auf eine beherzte Frau Doktor sind alle ziemlich verrückt, dem Chefarzt ist natürlich nicht zu trauen. Und auch bei der Kripo liegen die Nerven blank: Die junge Kollegin Nora hat Panikattac­ken, Rollenspie­le laufen aus dem Ruder, vergeblich bemüht sich Hauptkommi­ssarin Bönisch (Anna Schudt) um vernünftig­es Vorgehen. Am Ende dreht Faber komplett durch. Ende offen – und keine Lust auf Fortsetzun­g.

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