„Da erregte sich die ganze Stadt“
„Da erregte sich die ganze Stadt“, so fasst Matthäus der Evangelist den Einzug Jesu in Jerusalem zusammen. Viele hatten ihn erwartet, neugierig, gespannt, ob denn stimmt, was man sich so erzählte: Ein Wunderheiler, einer der den Leuten nicht nach dem Mund redet, einer, dessen Worte das Reich Gottes zum Leuchten bringt. Und dann kam er, anders als erwartet, nicht hoch zu Ross sondern auf einem Esel und auf der Straße begannen sie zu rufen: „Hosianna!“: Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn. Wie einen König empfingen ihn die Leute, brachen Zweige von den Bäumen, winkten ihm zu und breiteten Kleider auf den Weg. „Wer ist der?“fragten manche verwundert.
Ja, wer ist er und wer ist er für uns? Ein netter Kerl, ein guter Mensch damals vor 2000 Jahren, heute aber bedeutungslos? Einer der einst den Menschen geholfen hat, aber was hilft er mir? Mal angenommen er wollte heute in unsere Stadt einziehen, würden wir auch begeistert „Hosianna“rufen und ein paar Tage später dann „kreuzige“? Wären wir bei denen, die sich für ihn interessieren oder wäre er uns piepegal? Wären wir bereit, persönlich etwas zu opfern und auf seinen Weg zu legen? Darf der Glaube an ihn etwas kosten und was wären wir bereit zu geben? Fände er Platz in unserem Leben, in unserem Herzen oder würden wir ihn in eine Nische drängen?
Morgen, am Palmsonntag, feiern wir, dass Gott sich uns zuwendet und Jesus einzieht - in diese Welt. Die Palmzweige, die manche in die Kirche bringen, könnten ein Zeichen sein, für die Hochachtung und den Respekt, den wir ihm erweisen. Die Kleider, die wir im Spiel auf den Weg legen, könnten deutlich machen: Jesus ist uns so wichtig, dass wir bereit sind, auch persönlich etwas zu geben und wir wollen, dass er etwas zu sagen hat in unserer Welt, in unserer Stadt und in unserem Leben.
Pfarrer Matthias Kohler, Ev. Auferstehungskirche Tuttlingen.