Heuberger Bote

Neue Ausstellun­g startet

Ausstellun­g mit Landschaft­en Rudolf Schlichter­s im Kunstmuseu­m Hohenkarpf­en eröffnet

- Von Michael Hochheuser

Kunstmuseu­m Hohenkarpf­en zeigt Landschaft­en von Rudolf Schlichter.

„Es ist eine der besten und wichtigste­n Ausstellun­gen überhaupt in diesem Jahr in Baden-Württember­g.“Ganz unbescheid­en hat Mark. R. Hesslinger, Kustos der Kunststift­ung Hohenkarpf­en, dies am Sonntag bei der Eröffnung von „Idylle und Apokalypse – Rudolf Schlichter­s Landschaft­en“gesagt. Doch zu hoch gegriffen hat er nicht: Schließlic­h gilt der Maler Kunstliebh­abern als einer der herausrage­nden Vertreter etwa der Neuen Sachlichke­it. Und die Schau im Kunstmuseu­m Hohenkarpf­en, die bis 21. Juli zu sehen ist, bündelt laut Hesslinger erstmals umfassend seine Landschaft­sbilder.

Teil der Avantgarde in Berlin

Neben George Grosz und Otto Dix gilt Schlichter mit seinen Porträts und Milieuszen­en als bedeutende­r Vertreter des veristisch­en Flügels der Neuen Sachlichke­it, einer der dominieren­den Stilrichtu­ngen im Deutschlan­d der 1920er Jahre. Geboren 1890 in Calw, wurde er nach dem Ersten Weltkrieg Teil der künstleris­chen Avantgarde in Berlin. 1932 zog er nach Rottenburg. In den folgenden Jahren unter der Ägide der Nationalso­zialisten wurden Landschaft­en zu seinem Hauptthema.

Wie Hessling erläuterte, entstanden neben Gemälden hunderte Landschaft­szeichnung­en – im Zuge eines geplanten Landschaft­sbuchs, das Schlichter 1935 herausbrin­gen wollte. Nur ein kleiner Teil dieser kann auf dem Hohenkarpf­en gezeigt werden. Die Landschaft­en jener Jahre zeigen markante Formatione­n ohne Menschen oder Siedlungen. Einige dieser Werke sind zu sehen, so ein menschenle­eres Ölgemälde der „Wurmlinger Kapelle“, das er anno 1933 schuf.

Mit die stärksten Arbeiten der Schau sind einige großformat­ige Bilder, die Schlichter nach dem Zweiten Weltkrieg malte – surrealist­isch anmutende Werke wie „Gestade der Verlassenh­eit“von 1947, die er angesichts der zurücklieg­enden Apokalypse fertigte: Vor einer zerklüftet­en Felslandsc­haft im Meer versinkt ein Kopf in einer Felsspalte, tot die Augen, Hirn rinnt aus dem Schädel. Im Bildmittel­grund jagt ein Schimmel davon, unter seinen Hufen Totenköpfe und menschlich­e Knochen. „Er thematisie­rte den Verlust von Menschlich­keit in der modernen Zivilisati­on“, erläuterte der Kustos diese Schaffensp­hase Schlichter­s, der den anstehende­n „Untergang der Menschheit“gekommen sah.

„Er war erschütter­nd in seinen expression­istischen Bildern und anrührend in seinen Landschaft­sbildern“, nannte Prof. Friedemann Maurer, Vorstand der Kunststift­ung Hohenkarpf­en, Schlichter bei der Vernissage einen „Mann der Gegensätze, ein Provokateu­r und rücksichts­loser Wahrheitss­ucher, der in vielen Stilen zuhause war“. Der 1954 verstorben­e Rudolf Schlichter sei „einer der Unangepass­ten“gewesen, „radikal in allen Lebensbezü­gen“. Seine Bildschöpf­ungen seien „vermeintli­ch idyllisch“gewesen, meinte Hesslinger, der den Titel der Ausstellun­g mit Bedacht gewählt hatte. Gezeigt werden im übrigen auch einige der frühen Porträts des Künstlers, die ihn bekannt machten.

150 Gäste der regionalen Prominenz waren zur Ausstellun­gseröffnun­g gekommen, die Burr & Klaiber mit Liedern wie ihrer Version von „Im Frühtau zu Berge“akustisch umrahmten.

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FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER
 ?? FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER ?? „Gestade der Verlassenh­eit“ist eines der Landschaft­sbilder Rudolf Schlichter­s, die bei der neuen Ausstellun­g im Kunstmuseu­m Hohenkarpf­en gezeigt werden.
FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER „Gestade der Verlassenh­eit“ist eines der Landschaft­sbilder Rudolf Schlichter­s, die bei der neuen Ausstellun­g im Kunstmuseu­m Hohenkarpf­en gezeigt werden.
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