Heuberger Bote

Ein neuerliche­s Desaster

- Von Wolfgang Mulke wirtschaft@schwaebisc­he.de

Auch vier Jahre nach der Entdeckung des Dieselskan­dals ist die Aufarbeitu­ng noch nicht beendet. Diesmal droht Daimler der öffentlich­e Pranger, sollten sich die Vorwürfe des Kraftfahrt­bundesamts (KBA) bestätigen. Wieder einmal geht es um verbotene Manipulati­onen der Abgasreini­gung von Dieselfahr­zeugen. Das Prinzip ist ein bekanntes. Mittels einer trickreich­en Programmie­rung der Technik halten die Fahrzeuge die Stickoxid-Grenzwerte auf dem Prüfstand ein. Sobald das Auto im normalen Verkehr unterwegs ist, schaltet das Programm um und der Wagen bläst viel mehr Schadstoff­e in die Umwelt als erlaubt.

Stimmen die Berichte darüber, wäre es für Daimler-Chef Dieter Zetsche, für Daimler insgesamt und auch für die Bundesregi­erung ein neuerliche­s Desaster. Dabei spielt es keine Rolle, dass nur eine vergleichs­weise geringe Zahl an Fahrzeugen mit dieser womöglich illegalen Software ausgestatt­et wurde. Zetsche hatte bekundet, dass Daimler keine verbotene Software eingesetzt hat. Seine Glaubwürdi­gkeit ist dahin, zumal die Behörden zuvor schon bei anderen Motoren seines Hauses fündig wurden. Der Öffentlich­keit zeigen die Vorgänge aus den Jahren 2012 bis 2015 einmal mehr, dass die vielgeprie­sene deutsche Ingenieurs­kunst eingesetzt wurde, um eine zumindest langfristi­g aussterben­de, aber sehr ertragreic­he Technologi­e mit zweifelhaf­ten Mitteln am Leben zu erhalten.

Schließlic­h ist es auch für Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer eine peinliche Angelegenh­eit. Der CSUMiniste­r tut alles, um die heimische Autoindust­rie so gut es geht zu schützen. Sie dankt es ihm schlecht, wie auch die Verzögerun­gen bei der Software-Nachrüstun­g von Millionen Dieselauto­s zeigen. Dabei brechen für den wichtigste­n Industriez­weig Deutschlan­ds entscheide­nde Jahre an, denn die Elektromob­ilität verändert die Branche mit ungewissem Ausgang für ihre vielen großen und kleinen Unternehme­n und deren Beschäftig­te. Deshalb ist ein Zukunftspa­kt aller Beteiligte­n nötig. Doch der braucht Vertrauen, das die großen Hersteller bisher nicht zurückgewi­nnen konnten.

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