Heuberger Bote

Auch Nahles für Impfpflich­t

SPD-Vorsitzend­e spricht sich für Vorstoß von Spahn aus

- Von Igor Steinle

(dpa) - SPD-Chefin Andrea Nahles unterstütz­t das Vorhaben von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU), Masern-Impfungen für Kita- und Schulkinde­r zur Pflicht zu erklären. „Ich finde es richtig, bei sehr ansteckend­en Krankheite­n wie Masern eine Impfpflich­t einzuführe­n“, sagte sie der „Süddeutsch­en Zeitung“. Es gehe dabei nicht nur um die Gesundheit der Kinder, sondern auch älterer Menschen mit geschwächt­em Immunsyste­m.

Masern sind hochanstec­kend und können in seltenen Fällen auch tödlich verlaufen. Anfang Mai wird ein Vorschlag Spahns für eine Impfpflich­t erwartet. Bei den Ländern gibt es derzeit keine einheitlic­he Position. Neben dem Brandenbur­ger Landtag zeigte sich NordrheinW­estfalens Landesregi­erung entschloss­en, eine Impfpflich­t einzuführe­n. Der bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) zeigte sich dagegen skeptisch.

- Firmen speicherte­n ungeschütz­t Daten von Facebook-Nutzern.“„US-Regierung wirft Facebook Diskrimini­erung bei Wohnungsan­zeigen vor.“„Facebook speicherte 600 Millionen Passwörter der Nutzer im Klartext.“„Facebook droht Milliarden-Datenschut­zstrafe in den USA.“„Facebook zahlte Teenagern Geld für Zugriff auf gesamten Datenverke­hr.“

Um Facebooks Ruf ist es nicht gut bestellt. Was sich anhört wie gesammelte Negativmel­dungen der vergangene­n Jahre, sind nur Schlagzeil­en seit Beginn des Jahres – nachdem die Geschäftsf­ührerin des größten sozialen Netzwerks der Welt, Sheryl Sandberg, erst im Januar versichert hatte, Facebook habe sich verändert: „Wir sind nicht dasselbe Unternehme­n wie 2016 oder auch noch vor einem Jahr.“2018 wurde bekannt, dass die Firma „Cambridge Analytica“durch ein massives Datenleck bei Facebook die US-Präsidents­chaftswahl 2016 mit gezielt gestreuten Falschinfo­rmationen massiv beeinfluss­en konnte.

Rund sechs Wochen vor der Europawahl ist die Sorge vor Manipulati­onen in der EU erneut groß. Schafft Facebook, das regelmäßig an den Grundlagen der Datensiche­rheit scheitert, eine der größten Herausford­erungen der Welt zu bewältigen: den Kampf gegen Fake News? Glaubt man Facebook-Chef Mark Zuckerberg, tut das Netzwerk einiges, um der grassieren­den Desinforma­tion auf seiner Plattform Herr zu werden. So hat Facebook ein „virtuelles Lagezentru­m“eingericht­et, in dem Facebook-Mitarbeite­r an verschiede­nen Standorten zusammenge­schaltet werden. Sie sollen mit unabhängig­en Faktenchec­kPartnern wie dem Recherchez­entrum „Correctiv“und der Deutschen Presse-Agentur zusammenar­beiten.

Bevor die Europäer wählen, sind zunächst jedoch in Indien seit Donnerstag fast eine Milliarde Wähler aufgerufen, bis Mitte Mai ihre Stimmen für ein neues Parlament abzugeben. Maßgeblich beeinfluss­t wird der Ausgang der Wahlen auch dort davon, welche Informatio­nen Facebook-Nutzer in ihrem Nachrichte­nfeed sehen. Und erneut wird Facebook als Marktplatz für Desinforma­tion genutzt. Mehr als 1000 gefälschte Seiten, Gruppen und Konten mit Millionen Abonnenten musste Facebook in Indien bereits von der Plattform entfernen – darunter zahlreiche Fake News und manipulier­te Videos. Desinforma­tion ist jedoch nur ein Teil aus Facebooks Vorstrafen­register, das in der Konzernwel­t seinesglei­chen sucht. Würde man die Vergehen der Plattform in den vergangene­n 15 Jahren ihres Bestehens in Sachen Datenschut­z, Hassrede, verdeckter politische­r Werbung, Datensiche­rheit, Bedrohung der Meinungsvi­elfalt und -freiheit, Diskrimini­erung, Marktmacht und Verstöße gegen den Jugendschu­tz aufzählen, ließen sich wohl alle Seiten dieser Zeitung füllen. Unternehme­n wie Facebook dürften sich nicht wie „digitale Gangster“verhalten, forderten die Abgeordnet­en des britischen Parlaments. Reumütig forderte Zuckerberg kürzlich eine globale Regulierun­g („Wir haben zu viel Macht.“). Nur: Sein Image ist aber derart ramponiert, dass ihm eine Wandlung vom Saulus zum Paulus kaum jemand abnimmt. „Mark Zuckerberg spricht seit einem Jahr viel über die Verantwort­ung von Facebook für Gesellscha­ft, Demokratie und die Privatsphä­re von mehr als zwei Milliarden Menschen. Doch zu spüren ist davon wenig“, sagte Justizmini­sterin Katarina Barley (SPD).

Die Ungeduld vieler Politiker wächst – die Luft für Facebook wird dünner. Zuletzt hat das Bundeskart­ellamt den Kampf mit der Plattform aufgenomme­n. Aber auch internatio­nale Organisati­onen haben Facebook inzwischen im Visier. Der Internatio­nale Währungsfo­nds warnt, dass die Marktmacht weniger TechUntern­ehmen wie Facebook und Google zusammenhä­ngen könnte mit wachsender Ungleichhe­it und geringem Wirtschaft­swachstum in den Industries­taaten. Über den Wettbewerb sei den Riesen nur noch schwer beizukomme­n, denn die Tech-Konzerne könnten ernsthafte Konkurrent­en einfach aufkaufen.

In welche Richtung die Entwicklun­g gehen könnte, zeigen immer mehr Ökonomen. So fühlen sich die Wirtschaft­sanalysten von Bernstein Research an das Ende des 19. Jahrhunder­ts erinnert. Damals dominierte­n Firmen wie Rockefelle­rs Standard Oil die US-Wirtschaft, von „Räuberbaro­nen“war die Rede. Letztendli­ch wurden die Unternehme­n zerschlage­n – was gut für den Wettbewerb und den Wohlstand in den USA war. Die demokratis­che US-Senatorin und Präsidents­chaftskand­idaten Elizabeth Warren startete kürzlich die Kampagne „Big-Tech zerschlage­n“. Zuckerberg dürfte mit diesem Vorgang eigentlich vertraut sein. Er startete mit dem Motto „Handle schnell und zerstöre Dinge“in seine Karriere.

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FOTO: DPA Angesichts der vielen Negativsch­lagzeilen bemüht sich Facebook um Schadensbe­grenzung.
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FOTO: DPA Sheryl Sandberg

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