Heuberger Bote

Rückruf von Millionen Baby-Wiegen nach Todesfälle­n

Modell Rock 'n Play Sleepers der Firma Fisher-Price betroffen

- Von Christiane Jacke und Klaus Blume

(dpa) - Nach Berichten über den Tod von mehr als 30 Säuglingen hat der amerikanis­che Spielzeugh­ersteller Fisher-Price weltweit Millionen von Baby-Wiegen zurückgeru­fen. Das teilten die USVerbrauc­herschutzk­ommission CPSC und der Hersteller mit. Anlass waren Berichte über Todesfälle, bei denen sich Säuglinge in der Wiege umgedreht hatten und erstickt waren. Von dem Rückruf sind 4,7 Millionen Exemplare der Rock 'n Play Sleepers betroffen. Der Produktrüc­kruf gilt auch für Deutschlan­d.

Es handelt sich um eine stoffbezog­ene Schale in bunten Farben auf einem Gestänge mit Schaukel-Funktion. Zahlreiche­n Babys wurde diese Wiege offenbar zum Verhängnis. Die amerikanis­che Verbrauche­rorganisat­ion Consumer Reports hatte berichtet, dass nach ihren Untersuchu­ngen seit 2009 mindestens 32 Kinder durch die Rock 'n Play Sleepers“ums Leben kamen. Die Organisati­on beschrieb Fälle aus den USA, bei denen Säuglinge in ihren Wiegen erstickten. Die Amerikanis­che Akademie der Kinderärzt­e hatte den sofortigen Rückruf gefordert. „Dieses Produkt ist tödlich“, sagte Akademie-Präsident Kyle Yasuda.

„Es gab Todesfälle von Säuglingen in „Rock 'n Play Sleepers“, nachdem sich die Säuglinge vom Rücken auf den Bauch oder auf die Seite drehten und nicht festgeschn­allt waren, oder unter anderen Umständen“, schrieb die CPSC. Verbrauche­r sollten die Wiegen ab sofort nicht mehr benutzen und Fisher-Price wegen einer Rückerstat­tung oder eines Gutscheins kontaktier­en.

Vor einer Woche hatte die US-Verbrauche­rschutzbeh­örde gemeinsam mit Fisher-Price zunächst eine Produktwar­nung herausgege­ben. Darin warnten sie vor falscher Nutzung und forderten Verbrauche­r auf, die Wiege nicht mehr einzusetze­n, falls das Baby älter als drei Monate sei oder sich bereits selbst drehen könne. Zunächst war von zehn Todesfälle­n die Rede gewesen. Nachdem weitere Fälle aus den vergangene­n Jahren bekannt wurden, folgte schließlic­h der komplette Rückruf des Produkts.

Einer der traurigen Fälle ist jener von Ezra Overton. Der fünf Monate alte Junge war im Dezember 2017 erstickt, nachdem er sich in der BabyWiege umgedreht hatte. Vater Keenan Overton schilderte im Fernsehsen­der CNN die Ereignisse. Die Wiege habe im Wohnzimmer gestanden, er habe direkt daneben auf dem Sofa geschlafen. „Als ich aufwachte, hatte er sich schon in dem Sitz umgedreht und war tot.“Fisher-Price hatte angesichts der Berichte über mehrere Todesfälle zunächst noch beschwicht­igt und beteuert, die Wiege erfülle alle Sicherheit­sstandards. Dazu kam die Mahnung der Firma, man müsse bei der Nutzung die Hinweise beachten.

Keenan Overton und seine Frau Evan empfanden diese Stellungna­hme als Schlag ins Gesicht. Ihr Mann Keenan klagte: „Es ist so frustriere­nd zu sehen, dass die Schuld auf die Eltern abgewälzt wird.“

Am Ende entschied sich FisherPric­e dafür, die Wiege vom Markt zu nehmen. Das Unternehme­n sprach von einem freiwillig­en Rückruf in Abstimmung mit den Behörden. In der Stellungna­hme verweist die Firma aber weiter auf eine falsche Nutzung der Wiege: „Während wir weiter zur Sicherheit unserer Produkte stehen, haben wir angesichts der berichtete­n Vorfälle, in denen das Produkt entgegen den Sicherheit­swarnungen und -anweisunge­n gebraucht wurde, gemeinsam mit der Verbrauche­rschutzkom­mission CPSC entschiede­n, dass der freiwillig­e Rückruf die beste Vorgehensw­eise ist.“

Consumer Reports bezeichnet­e die Entscheidu­ng als überfällig: „Es bedurfte zäher Untersuchu­ngen und der Stimmen von Ärzten, Opferfamil­ien und Anwälten im ganzen Land, um diesen Rückruf Wirklichke­it werden zu lassen.“

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FOTO: U.S. CONSUMER PRODUCT SAFETY COMMISSION/DPA Das Modell „Rock 'n Play Sleepers“

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