Nur Neuers Wade macht Sorgen
Bayern gewöhnen sich an neue Souveränität und bleiben nach 4:1 in Düsseldorf Erste
DÜSSELDORF - Die über Nacht abhandengekommene Tabellenführung von Borussia Dortmund zurückerobert, der Düsseldorfer Fortuna für das 3:3 im Hinspiel eine späte Ermahnung und Lehrstunde in Form eines souveränen 4:1 erteilt – und doch war nicht alles rosarot für die Bayern am Sonntagnachmittag im Rheinland. Denn beim Meister herrscht große Sorge um Nationaltorhüter Manuel Neuer, der sich anfangs der zweiten Halbzeit ohne Körperkontakt mit einem anderen Spieler verletzt hatte.
Bayerischer Schreckmoment kurz nach dem Seitenwechsel als der 33-Jährige seiner Bank und den Mitspielern plötzlich signalisierte: Es geht nicht mehr. Der Nationaltorhüter musste nach 53 Minuten ausgewechselt werden, sein Stellvertreter Sven Ulreich kam. Die Bayern in Sorge um ihren Kapitän. Neuer musste auf Krücken das Düsseldorfer Stadion verlassen, es soll jedoch kein erneuter Mittelfußbruch sein, auch die Hand (gerissenes Seitenband am Daumen) ist nicht das Problem.
Wegen dieser Verletzung hatte Neuer Anfang Februar drei Spiele verpasst, zuletzt machte ihm die Wade zu schaffen weswegen er weitere zwei Spiele fehlte. Unter der Woche hatte Neuer bei den Übungseinheiten an der Säbener Straße nicht komplett mitgemacht. Eine Vorsichtsmaßnahme, hieß es. Nun der Rückschlag. Wie lange wird er diesmal ausfallen?
„Es ist dieselbe Wade, die Manuel vor zwei, drei Wochen etwas Probleme gemacht hat“, bestätigte Trainer Niko Kovac und verwies auf die MRT-Untersuchung bei Vereinsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt am Montag. Kovac weiter: „Wir hoffen, dass es keine schwere Verletzung ist. Das würde uns schon treffen.“Vor allem, da als nächstes die beiden Duelle mit den in 2019 ungeschlagenen Bremern anstehen: Erst am Ostersamstag in der Liga, vier Tage später (24. April) im Halbfinale des DFBPokals, auswärts bei Werder. Daher lobte Kovac schon mal Ulreich, die Nummer zwei: „Wir haben mit Sven einen Torhüter, der es letzte Saison und in dieser Saison sehr gut gemacht hat. Aber wir haben absolutes Vertrauen in ihn.“
Wegen seiner Verletzung konnte Neuer am Sonntagabend auch nicht den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen entgegennehmen. Diesen wollte ihm NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) in der Düsseldorfer Staatskanzlei „für seinen vorbildlichen sozialen Einsatz“überreichen.
Das 4:1, die lässig-souveräne Pflichterfüllung der Bayern beim bereits geretteten Aufsteiger Fortuna Düsseldorf, geriet somit zur Randnotiz. „Wir haben verdient gewonnen, auch in der Höhe. Meine Mannschaft hat es außerordentlich gut gemacht“, freute sich Trainer Kovac nach dem Doppelpack von Kingsley Coman, der sich unter der Woche mit Robert Lewandowski im Training geprügelt hatte. „Wir haben die Aggressivität, die im Training herrschte, gut umgesetzt“, freute sich Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Außerdem trafen Serge Gnabry und der eingewechselte Leon Goretzka. Damit haben die Bayern auf das 2:1 der Dortmunder
gegen Mainz die richtige Reaktion gezeigt und rangieren mit einem Punkt Vorsprung und dem deutlich besseren Torverhältnis auf Rang eins. Noch fünf Spieltage Meisterkampf.
Die Fortuna dagegen erlebte ein zweischneidiges Wochenende. Einerseits war bei der Mannschaft um Retter-Trainer Friedhelm Funkel die Luft raus, weil man nach den Samstagsergebnissen bereits vorzeitig den Klassenerhalt geschafft hatte – als Aufsteiger am 29. Spieltag.
Andererseits brannte in der Führungsetage die Luft. Wie der Aufsichtsrat am Sonntag bestätigte, trennte sich die Fortuna von Vorstandschef Robert Schäfer, seit März 2016 im Amt. Hintergrund dürfte das fehlende Vertrauensverhältnis zwischen Schäfer, dem Aufsichtsrat und Trainer Funkel sein. In der Winterpause war Schäfer vorgeprescht, hatte verkündet, der zum Saisonende auslaufende Vertrag von Aufstiegstrainer Funkel werde nicht verlängert. Es folgte ein Sturm der Entrüstung der Fans. Schäfer musste seinen Plan auf Geheiß der Gremien zurückziehen. Nun ist er weg.
„Es ist dieselbe Wade, die Manuel vor zwei, drei Wochen etwas Probleme gemacht hat.“