Heuberger Bote

Alles dreht sich um Rollen

Der RV Spaichinge­n pflegt die alte Kunst des Rollschuhl­aufens.

- Von Ronja Straub

SPAICHINGE­N - Ein bisschen wie aus einer anderen Zeit – der der 70er oder 80er Jahre – entsprunge­n wirken die 22 Mädchen und sechs jungen Frauen, wenn sie mit ihren Rollschuhe­n über die Bahn in der Spaichinge­r Arena des Radfahrerv­ereins schweben.

Die Schuhe an ihren Füßen haben Rollen – allerdings sind diese nicht wie bei Inline Skates in einer Reihe hintereina­nder angeordnet, sondern nebeneinan­der: zwei hinten, zwei vorne und vorne in der Mitte ein Stopper zum Bremsen.

Wenn die Rollkunstl­äufer damit ihre Schrittfol­gen und Figuren machen, den einen Fuß hochheben und dann den Arm synchron nach hinten strecken, sieht das gar nicht so einfach aus. „Es kommt ganz darauf an, wie lange man das schon macht und wie viel man übt“, sagt Bianca BraunZimme­rer. Die 40-Jährige ist die Vorsitzend­e der Rollschuha­bteilung und steht seit ihrem dritten Lebensjahr auf Rollschuhe­n. Damals war Rollschuhf­ahren modern – heute auch noch? „Das kommt wieder“, sagt Braun-Zimmerer. „Vor einiger Zeit gab es eine Sendung im Kinderprog­ramm, in der alle Rollschuh gefahren sind.“Damit sei die Abteilung gewachsen.

„Es kommt alles wieder, so wie die Schlaghose, wird auch das Rollschuhf­ahren wieder ,in’“, sagt BraunZimme­rer. Auch heute, zur Probe vor der großen Aufführung am Wochenende, sind „Schnupper-Kinder“gekommen. Am Rande der Arena fahren die drei Mädchen auf und ab und lachen. Ab und zu fallen sie auch hin.

Die anderen, schon geübten, Mädchen schweben mit einem Lachen auf dem Gesicht über den weißen Boden, auf dem in roten und schwarzen Strichen ein Spielfeld eingezeich­net ist, weil hier sonst auch die Hockey-Mannschaft spielt.

Dann schallt das Lied „The Time Of My Life“aus dem Film „Dirty Dancing“durch die Arena und alle nehmen ihre Position am hinteren Rand der Arena ein. Die Ersten fahren in Zweier-Gruppen in die Mitte der Fläche, heben sich an den Händen und drehen sich im Kreis, immer schneller und schneller. Während sie tanzen, formen ihre Lippen den Text zur Musik.

Dann kommen andere Fahrerinne­n dazu, sie halten Stäbe mit Bändern daran in den Händen und schwenken diese im Takt zur Musik durch die Luft. Dann formieren sich die Rollkunstl­äuferinnen zu einem Kreis und drehen sich. Am Ende: ein Schlussbil­d mit Hebefigure­n und Pyramiden.

Für Lina Schwarzber­g aus Spaichinge­n ist das Rollschuhl­aufen das Größte: „Ich finde es super, weil ich, anders als beim Inlinerfah­ren, Kunststück­e machen kann. Am liebsten drehe ich mich“, sagt die Zwölfjähri­ge. Als ihre Freundin Mia Richart aus Nordrhein Westfalen, die dort schon Rollschuh gelaufen ist, nach Spaichinge­n gezogen ist, hat sie Lina Schwarzber­g mit zum Verein genommen. „Wir tanzen sehr gerne auf Musik. Am besten finde ich die Lieder von ’The Greatest Showman’“, sagt Mia Richart. „Unsere Trainer nehmen sich Zeit und üben mit uns Choreograf­ien ein.“

Die Choreograf­en sind Loreen Wissmann, Jennifer Budatsch und Lara Osterburg. Letztere führt die Jugendabte­ilung und für sie ist das Rollschuhl­aufen ein ganz außergewöh­nlicher Sport. „Viele sehen nicht, was dahinter steckt“, sagt sie. „Für uns ist es anstrengen­d, weil man immer angespannt sein muss und aktiv bleiben.“Auch sie und ihre Kolleginne­n sind seit ihrer Kindheit im Verein. „Ich sehe mich jetzt selbst in den Mädchen wieder“, sagt Loreen Wissmann.

Am Samstag, 13. Juli, führt die Gruppe ein Schaulaufe­n auf. Der einzige Mann bei der Aufführung wird Wolfgang Heinemann sein. Eigentlich spielt der 57-Jährige Hockey. Er ist zum ersten Mal bei der Gruppe dabei und reiht sich schon ganz gut bei seinem weiblichen Mittänzer ein. Ein bisschen wackelig ist er aber bei bestimmten Schritten trotzdem noch. „Das ist ganz anders als beim Hockey“, sagt er. „Hier mache ich mehr mit den anderen auf dem Feld gemeinsam, und das ist toll.“Und dieses Gemeinscha­ftsgefühl scheinen auch alle anderen zu spüren.

Am Ende der Probe vor der Aufführung stehen alle zusammen im Kreis und singen ein Geburtstag­sständchen für eines der Mädchen.

Am Samstag, 13. Juli, findet in der Arena, Am Unterbach 14 in Spaichinge­n der ab 15 Uhr der Skate Day statt. Höhepunkt des Tages wird das Schaulaufe­n um 18 Uhr sein, bei dem die Rollkunstl­aufabteilu­ng des RVS Choreograf­ien zu bekannten Liedern, aus Filmen wie „Dirty Dancing“, „Moulin Rouge“, „James Bond“und im großen Finale aus „The Greatest Showman“vorführt. Anschließe­nd findet die Roller-Disco statt.

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FOTO: RONJA STRAUB
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FOTO: RONJA STRAUB Auch ohne Requisiten: ganz klar James Bond.

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