Er ist kein Sozialdemokrat
Die AfD würde den früheren Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin „mit Kusshand nehmen“, wie es deren Bundesvorsitzender Jörg Meuthen formuliert. Doch Sarrazin will nicht. Er hat sich prima eingenistet in seiner Rolle als Quälgeist der krisengeschüttelten Sozialdemokraten. Dass der SPD-Kreisverband Charlottenburg-Wilmersdorf nun pro Parteiausschluss entschieden hat, ändert daran erst einmal gar nichts. Denn der Instanzenweg ist lang und Sarrazin offensichtlich entschlossen, ihn zu gehen. Deshalb stellt sich natürlich die Frage, ob es aus SPD-Sicht nicht klüger gewesen wäre, seine Parteimitgliedschaft hinzunehmen, um ihn nicht zum Opfer zu machen. Die Antwort lautet: Nein.
Eine Partei, die sich als weltoffen, sozial und liberal versteht, kann keinen Menschen wie Sarrazin in ihren Reihen dulden. Der frühere Finanzsenator hat sich dermaßen herabwürdigend über Migranten und den Islam geäußert, dass die Grenze zum Rassismus erreicht, wenn nicht überschritten ist. Er hat mit seinen Aussagen jenen in die Hände gespielt, die mit Fremdenangst Politik machen. Wenn das kein parteischädigendes Verhalten ist. Dass sich Sarrazin sträubt, die Partei zu verlassen, hat nichts mit der Verbundenheit zu sozialdemokratischen Werten zu tun. Sein Geschäftsmodell ist die Provokation – und das hat sich für ihn durchaus gelohnt.
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