Heuberger Bote

Iran vergrätzt auch europäisch­e Partner

- Von Thomas Seibert, Istanbul

Viele Freunde hat Iran auf der internatio­nalen Bühne ohnehin nicht – jetzt bringt Teheran auch noch die verblieben­en Partner in Europa gegen sich auf. Großbritan­nien, einer der europäisch­en Unterstütz­er des iranischen Atomabkomm­ens, musste am Donnerstag mit dem Einsatz eines Kriegsschi­ffes den Versuch der Iraner verhindern, einen britischen Öltanker in der Straße von Hormus vom Kurs abzubringe­n. Die Provokatio­n erschwert es der EU, einen Ausweg aus dem Konflikt zwischen Iran und den USA zu finden.

Auf der engen Wasserstra­ße am Eingang zum Persischen Golf, einem Nadelöhr für rund 20 Prozent des gesamten Welthandel­s mit Öl, wurde der britische Tanker „British Heritage“nach britischen Regierungs­angaben von drei iranischen Schiffen bedrängt. Das britische Kriegsschi­ff „Montrose“, das den Tanker begleitete, schob sich demnach zwischen den Öltanker und die iranischen Schiffe, die daraufhin abdrehten. Die iranischen Revolution­sgarden erklärten,

es habe keine Konfrontat­ion gegeben.

Schon vor der Eskalation war die Lage am Persischen Golf gespannt. Zur Sicherung der Öltranspor­te wollen die USA jetzt eine internatio­nale Allianz aus Marineverb­änden befreundet­er Staaten bilden.

Der Tankerstre­it mit Großbritan­nien könnte in Europa die Unterstütz­ung für Iran bröckeln lassen. Mit Verstößen gegen Vorschrift­en des internatio­nalen Atomvertra­ges von 2015 zur Urananreic­herung versucht Teheran, die europäisch­en Vertragspa­rtner – Deutschlan­d, Frankreich, Großbritan­nien und die EU – zu wirksamen Maßnahmen gegen die US-Sanktionen zu bewegen.

Die Europäer wollen das Abkommen von 2015 trotz des US-Ausstiegs erhalten. Iran verlangt aber, dass Europa das Land für die Verluste „entschädig­t“, die durch die Strafmaßna­hmen der Amerikaner entstanden sind, wie es der iranische Botschafte­r bei der UN, Majid Takht-Ravanchi, in der BBC sagte.

Washington will alle iranischen Ölexporte, soweit es geht, unterbinde­n, um Iran zu neuen Verhandlun­gen über sein Atomprogra­mm zu zwingen. Deshalb drohen die USA allen Ländern, die Öl von Iran kaufen, mit Strafen. Bisher haben die Europäer keinen Weg gefunden, die USStrafand­rohungen zu umgehen.

Natürlich habe Iran angesichts des amerikanis­chen Verhaltens allen Grund, frustriert zu sein, sagte Amanda Paul, Expertin für europäisch­e Außenpolit­ik bei der Brüsseler Denkfabrik European Policy Centre, der „Schwäbisch­en Zeitung“in Istanbul. Allerdings werde es für die Europäer bei weiteren Verstößen der Iraner gegen das Abkommen immer schwerer, an dem Vertrag festzuhalt­en. „Im schlimmste­n Fall könnte dies zur Wiedereinf­ührung aller Sanktionen – also auch jener von UN und der EU – und einer schärferen Konfrontat­ion zwischen Iran und der internatio­nalen Gemeinscha­ft führen“, sagte Paul.

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FOTO: AFP Majid TakhtRavan­chi

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