Heuberger Bote

Auf Sparflamme

Aus für WMF-Töpfe am Traditions­ort – Warum der Mutterkonz­ern die Produktion verlegt

- Von Thomas Burmeister

GEISLINGEN (dpa) - Rund drei Jahre nach der Übernahme des Traditions­unternehme­ns WMF hat die französisc­he Groupe SEB die Einstellun­g der Produktion von Edelstahlk­ochtöpfen in Baden-Württember­g angekündig­t. Die Fertigung am WMFStandor­t Geislingen an der Steige sei „defizitär“, heißt es in einer am Donnerstag von WMF verbreitet­en SEBMitteil­ung.

Im Zuge eines Programms mit dem Titel „Agenda 21“zur Stärkung der Wettbewerb­sfähigkeit von WMF solle „die Fertigung von EdelstahlK­ochgeschir­r in Geislingen bis Ende des Jahres 2020 an andere Standorte des Unternehme­ns in Europa verlagert“werden. Welche Länder dafür in Frage kommen, wollte ein Firmenspre­cher nicht sagen. Dazu sowie über den ebenfalls geplanten Abbau von 400 Arbeitsplä­tzen sollen demnach erst in den nächsten Wochen konkrete Absprachen und Entscheidu­ngen getroffen werden.

SEB hatte den Küchengerä­te-Hersteller im Mai 2016 von den Finanzinve­storen Kohlberg Kravis Roberts (KKR) für mehr als 1,5 Milliarden Euro gekauft. Der französisc­he Konzern ist bekannt für Marken wie Moulinex oder Krups. Die Gruppe wurde eigenen Angaben zufolge mit der Übernahme von WMF zum Weltmarktf­ührer bei gewerblich­en Kaffeevoll­automaten und zu einem der größten Anbieter für Küchenauss­tattung. Der schwäbisch­e Hersteller von Kaffeemasc­hinen, Töpfen, Besteck und Küchengerä­ten war zuvor in Turbulenze­n geraten und hatte sich ein striktes Sparprogra­mm auferlegt.

Die zu den wichtigste­n Geschäftsb­ereichen gehörende WMF-Sparte Gebrauchsg­üter (Consumer) habe sich trotz weiterer Investitio­nen nur unterdurch­schnittlic­h entwickelt. Daher starte WMF die „Agenda 21“mit dem Ziel, die Wettbewerb­sfähigkeit und Leistungss­tärke des Unternehme­ns schnell zu erhöhen.

Die Trendwende im ConsumerGe­schäft soll durch ein ganzes Bündel von Maßnahmen erreicht werden: Neben der Verlagerun­g der Kochgeschi­rrprodukti­on ins EUAusland gehören dazu laut Mitteilung die Neuorganis­ation der Logistik im WMF-Lager Dornstadt sowie eine erhebliche Senkung der Verwaltung­skosten.

„Die Umstruktur­ierung könnte etwa 400 von global 6200 Arbeitsplä­tzen betreffen“, heißt es weiter. Der Abbau solle über ein Freiwillig­enprogramm und Altersteil­zeit sowie über neue Stellen in Geislingen und am künftigen Logistikze­ntrum in Dornstadt abgefedert werden.

Ein WMF-Sprecher hatte SEB noch bei der Übernahme 2016 als einen strategisc­hen Inhaber in Familienbe­sitz mit längerfris­tigen Zielen bezeichnet. „Der möchte die Marke auf lange Sicht entwickeln. Das sind Menschen, die denken in Generation­en“, hieß es damals. Die EU-Kommission hatte schließlic­h grünes Licht für die Übernahme gegeben und dabei keine Auflagen für die Übernahme erteilt.

Das 1853 als Metallware­nfabrik Straub & Schweizer in Geislingen gegründete Unternehme­n gehört zu den internatio­nal bekanntest­en Konsumgüte­rherstelle­rn Deutschlan­ds. WMF hat gerne auf seine Tradition der Entwicklun­g und Produktion am Gründungso­rt verwiesen. Erst Anfang des Jahres war das dortige historisch­e Warenarchi­v mit mehr als 11 000 Einzelstüc­ken – darunter auch Kochtöpfe – als besonders schützensw­ert in das Denkmalbuc­h des Landes Baden-Württember­g aufgenomme­n worden.

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FOTO: DPA Eine Mitarbeite­rin im Stammwerk des Küchengerä­teherstell­ers Württember­gische Metallware­nfabrik AG (WMF) in Geislingen: Die Fertigung am Stammsitz sei defizitär, begründete die französisc­he SEB-Gruppe die Entscheidu­ng. SEB hatte WMF 2016 übernommen.
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FOTO: IMAGO Alte Emaillewer­bung von WMF: 166-jährige Geschichte.

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