Der Chefermittler stützt die Anklage
Keine Spur von Freiwilligkeit bei der Freiburger Gruppenvergewaltigung
FREIBURG (dpa) - Im Fall der Gruppenvergewaltigung einer 18-Jährigen vor einer Disco in Freiburg hat die Polizei nach Angaben ihres Chefermittlers zahlreiche Beweise sichergestellt. Die am Tatort und an der Kleidung gefundenen Spuren stimmten mit den Aussagen der jungen Frau überein, sagte der Kriminalbeamte am Donnerstag vor dem Landgericht Freiburg. Dies gelte auch für die rechtsmedizinische Untersuchung. Die zahlreichen Verletzungen der Frau zeigten, dass sie mit Gewalt festgehalten und sie körperlichen Übergriffen ausgesetzt gewesen sei. Für die Angaben von mehreren Angeklagten, es habe sich um einvernehmlichen Sex gehandelt, gebe es keine Hinweise.
Zudem hat die Polizei nach Angaben des Gerichts Tonaufnahmen vom Handy eines Angeklagten aus der Tatnacht sichergestellt. Darauf sei auch die 18-Jährige zu hören. Nach Ende der rund zweieinhalb Stunden dauernden Taten sei sie unter anderem mit weinender Stimme sowie den Worten „Womit hat man so was verdient?“und „Ich fühle mich, als hätte ich keine Ehre. Mir ist kalt“zu hören. Gleichzeitig bedanke sie sich bei dem Mann, der ihr nach Ende des Martyriums geholfen habe.
Angeklagt in dem Strafprozess sind elf Männer im Alter von 18 bis 30 Jahren, die meisten von ihnen sind Flüchtlinge. Ihnen wird vorgeworfen, Mitte Oktober vergangenen Jahres eine 18-Jährige nachts in Freiburg nach einem Discobesuch in einem Gebüsch vor der Diskothek vergewaltigt zu haben. Zwei der Angeklagten haben Vergewaltigungsvorwürfe zurückgewiesen, die neun anderen Angeklagten schweigen vor Gericht zu den Vorwürfen. Der Polizei gegenüber hatten die meisten von ihnen nach ihren Festnahmen ausgesagt, die Frau habe Sex verlangt, sagte der Polizist.
Die junge Frau hatte sich am nächsten Morgen bei der Polizei gemeldet. Es seien bei ihr unter anderem zahlreiche Schürfwunden, Kratzer und Prellungen festgestellt worden. Zudem seien fast alle Fingernägel abgebrochen gewesen. Von den Männern, die festgenommen wurden, habe das Landeskriminalamt in Stuttgart Körperspuren oder andere Hinweise finden können.
Nach Angaben der Frau habe es „mindestens zehn bis 15 Täter“gegeben, identifizieren könne sie diese nicht. Sie sei nach der Einnahme einer Ecstasy-Tablette hilf- und wehrlos gewesen. Augenzeugen für die Annahme, dass die Frau zudem ein mit K.o.-Tropfen präpariertes Getränk zu sich genommen hat, gebe es nicht. Sie selbst habe mit Blick auf den Tatabend Erinnerungslücken.
Die nach der Tat gebildete Ermittlungsgruppe „Club“arbeite weiter. Nach einem weiteren – unbekannten – Verdächtigen fahndet die Polizei mit einem Phantombild. Eine konkrete Spur gibt es den Angaben zufolge nicht.