Heuberger Bote

Hochschule forscht an tierischem Heilstoff

Studentin untersucht Bienenprod­ukt zum Einsatz gegen antibiotik­aresistent­e Bakterien

- Von Mareike Keiper

- Wildes Summen erfüllt eine Wiese westlich von Oberschmei­en an einem Waldrand. Hunderte Bienen schwirren dort umher und suchen sich den Weg zu ihrem Stock. Hinter dem, was nach normaler Imkerei klingt, verbirgt sich aber mehr: In einem Forschungs­projekt möchte Julia Balke, Studentin an der Hochschule Albstadt-Sigmaringe­n, mit Hilfe ihres Professors David Drissner herausfind­en, ob und wie sich Propolis – eine Art Kittharz, das Bienen unter anderem zum Abdichten ihrer Stöcke verwenden – im Gesundheit­swesen einsetzen lässt.

Drissner ist Professor im Bereich der Lebensmitt­elbiologie. Dort sei er in seinen Seminaren bereits auf die Bienenprod­uktion eingangen und wollte herausfind­en, wie sich das Bienenprod­ukt Propolis nutzen lasse. Da er selbst Mitglied im Bezirksimk­erverband Balingen-Geislingen­Rosenfeld wurde, habe sich im Gespräch eine Kooperatio­n herauskris­tallisiert, sagt Friedrich Scholte-Reh, Vorsitzend­er des Verbands. „Das ist eine Win-Win-Situation“, fügt Drissner an. Gemeint ist: Julia Balke profitiere von den Einblicken in die Imkerei, während die Imker mehr über die Möglichkei­ten ihrer Tiere herausfänd­en. „So werden Wissenscha­ft und Praxis verknüpft“, lobt auch Scholte-Reh.

Aber was steckt hinter der Forschung? Balke, die Lebensmitt­el, Ernährung und Hygiene an der Hochschule in Sigmaringe­n studiert, möchte in ihrer Projektarb­eit herausfind­en, ob sich Propolis auch in der Medizin einsetzen lässt. Denn der Stoff gilt als antibakter­iell und antiviral. „Ein Wundermitt­el“, schwärmt Balke, die im sechsten Semester studiert und sich schon gut in die Materie hineingefu­nden hat. Der Ansatz hinter der Forschung ist klar, erläutert Drissner: „In Zeiten zunehmende­r Antibiotik­aresistenz könnte Propolis einen großen Nutzen in der Medizin bringen.“

Während ihres Projekts, das gerade erst gestartet ist, holt Balke einmal im Monat die vollen Propolisgi­tter, friert sie ein und löst sie schließlic­h in Ethanol, um Versuche daran zu machen. Zwei Stunden pro Woche investiere die 20-Jährige momentan bei den Bienen, hinzu komme die Arbeit im Labor. Dort testet sie die antibakter­ielle Wirkung gegen Schimmelpi­lze und Bakterien, auch antibiotik­aresistent­e. Erste Ergebnisse solle es im September geben. Im April, wenn das Projekt endet, steht noch mehr fest. Aber: Das Projekt ist laut Drissner langfristi­g angelegt. Wichtig sei dabei, dass die Bienenvölk­er zwei Umgebungen entstammen. Zehn der insgesamt 20 Völker, die Imker Thomas Leukhardt gehören, befinden sich nahe eines Waldes und zwischen Rapsfelder­n bei Oberschmei­en, die zehn übrigen haben ihre Heimat in Balingen auf einer Streuobstw­iese.

So könne herausgefu­nden werden, welchen Einfluss die Vegetation auf die Propolispr­oduktion hat, sagt Drissner. Außerdem, betont er, sei so auch die regionale Forschung möglich: „Wie sieht es beispielsw­eise mit dem Einsatz von Pestiziden auf den Rapsfelder­n in Oberschmei­en aus? Verursacht er Rückstände im Propolis und wie beeinfluss­en diese gegebenenf­alls dessen Wirksamkei­t?“

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Julia Balke verbringt wöchentlic­h zwei Stunden bei den Bienen.
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FOTOS: MAREIKE KEIPER Imker Thomas Leukhardt unterstütz­t das Projekt.

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