Schüler fordern Klima-Notstand für Spaichingen
In der ersten „Fridays for Future“-Demonstration in der Stadt formulieren die Schüler konkrete Ideen
- „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“– Am 19. Juli 2019 ist die internationale Bewegung „Fridays for Future“auch in Spaichingen angekommen. Die konkrete Forderung der für den Klimaschutz demonstrierenden Schüler an die Stadt: Auch Spaichingen soll den Klima-Notstand ausrufen.
Am Freitag um elf Uhr waren viele Schüler nach der vierten Stunde bereits auf dem Heimweg oder zu den Bushaltestellen unterwegs. Doch geschätzte 400 bis 600 von ihnen versammelten sich an der Wiese beim Gymnasium zur angemeldeten Demonstration. Ihnen schlossen sich auch ein paar Erwachsene an, etwa eine Abordnung der „Doctors for Future“.
„Jeder Einzelne von euch ist wichtig“, dankte Nina Keil (17) aus dem Orgateam den Teilnehmern, „denn so können wir zeigen, wie wichtig uns unsere Zukunft ist“. Sie bat um eine friedliche und respektvolle Demonstration.
Wähler der Zukunft
Auf dem Marktplatz angekommen, zeigte sich Tom Kreibich (17) aus dem Orgateam gut informiert, als er Forderungen an die Politik der Bundesregierung formulierte, die die Klimaziele schon für 2020 nicht mehr erreicht. „Hier und heute steht ihr mit mir als Wähler der Zukunft da“, rief er seinen Mitschülern zu.
Doch brachen die Schüler ihr Ansinnen auch auf die kommunalpolitische Ebene herunter und forderten von der Stadt mehr Grünflächen und Pflanzen. Der Marktplatz sei eine „Steinwüste“. Auf Spaichinger Dächern sollte es viel mehr Photovoltaikanlagen geben, lautete eine weitere Forderung. Nicht nur Paris und London, sondern auch Konstanz, Karlsruhe und viele andere Städte in Deutschland haben bereits den „Klima-Notstand“ausgerufen, was konkret bedeutet, dass jede kommunale Entscheidung immer auch im Hinblick auf ihre Auswirkungen auf das Klima beurteilt wird. Dies forderten die „Fridays for Future“-Leute auch für Spaichingen.
Aber auch an ihre Schule, das Gymnasium Spaichingen, hatten die Organisatoren ganz konkrete Forderungen: So solle in der Mensa die vegetarische Variante stets günstiger sein als die mit Fleisch. Außerdem sollte das Angebot regional, saisonal und nach Möglichkeit Bio sein.
Allerdings wollten die Schüler nicht nur von anderen etwas fordern. Katharina Stoll (17) machte deutlich: „Man muss im Kleinen anfangen, um etwas Großes zu erreichen“. Jeder Einzelne, also auch jeder Schüler, könne etwa Einweg-Plastik vermeiden oder Verpackungsmüll reduzieren.
Dr. Gabriele Polzer, die sich schon seit vielen Jahrzehnten für Umweltund Klimaschutz einsetzt, unterstützte die Schüler bei ihrer Forderung nach der Ausrufung des KlimaNotstands in Spaichingen. Sie stellte vor allem die vielen gesundheitsgefährdenden Folgen des Klimawandels dar. Wer Fridays for Future unter dem Gesichtspunkt „Schulschwänzen“betrachtet, der, so Gabriele Polzer, habe schlicht „das Thema verfehlt“.
Nur relativ wenige Passanten – darunter auch nicht mit demonstrierende Schüler – sahen sich die Kundgebung an. Viele lächelten verständnisvoll, wenige klatschten, wenige schüttelten leicht den Kopf.
Weitere Fotos gibt es unter www.schwaebische.de/fridays-forspaichingen