Tüftler beleben alten Mähdrescher wieder
Lucas und Fabian aus Deilingen ernten damit Weizen und Kartoffeln
DEILINGEN - Schon Daniel Düsentrieb hat festgestellt, dass dem Ingenieur „nix zu schwör“ist. Dasselbe gilt für die beiden jungen Deilinger Tüftler, Lucas Lessing (13) und Fabien Weiß (zwölf ). Beide sind (noch) keine Ingenieure – Lukas besucht die 8. Klasse des Gymnasiums und Fabian die 7. der Realschule GosheimWehingen – doch das, was die beiden geleistet haben, lässt vermuten, dass sie durchaus das Zeug haben, es einmal werden.
Auf den ersten Blick könnte man annehmen, dass in diesem Jahr in Deilingen eine Art MähdrescherFieber ausgebrochen ist. Vor kurzem wurde von einer privaten Initiative über die „Geburtswehen“eines alten Fahr-Mähdreschers berichtet. In dieser Geschichte spielt ein „Claas Columbus“, Baujahr 58, eine tragende Rolle.
Ein alter Pflug im Garten von Fabians Eltern bringt die beiden Freunde auf die zündende Idee, es einmal mit einer landwirtschaftlichen Aktion zu versuchen. Lukas: „Wie wär`s, wenn wir diesen alten Pflug einmal reaktivieren könnten, um mit ihm ein Feld zu bestellen und Kartoffeln anzupflanzen? Einen Traktor zu besitzen, gilt in Deilingen fast schon als Status-Symbol. So ein Gefährt könnte doch auch für die beiden eine ideale Arbeitshilfe sein. Gesagt, getan.
Mit elterlicher, finanzieller Hilfe geht dieser Wunsch in Erfüllung, und so „haben wir mit Traktor und Pflug ein „Land“umgedreht“, sagt Lucas. Und wie bringt man die Kartoffeln in die Erde? Ganz so mit Handarbeit wollten die beiden nicht zu Werke gehen. Doch wie es der Zufall so will, entdecken die beiden natürlich mit dem Insiderwissen der Eltern bei Sven Schnekenburger eine alte Kartoffel-Setzmaschine, mit deren Hilfe und dem Premiereneinsatz des Traktors es Lucas und Fabian gelingt, zwar mit alter Technik, aber doch kraftsparender Wirkung, die Kartoffeln im Frühjahr ins Erdreich zu bringen.
Das mit dem Mähdrescher war Lucas’ Idee. „Ein richtiger Landwirt ist man erst, wenn man auch Getreide anbaut, es erntet und schließlich zu Mehl weiterverarbeitet, um daraus das „Täglich-Brot“backen zu können“, so seine junge Agrar-Philosophie. Fabian ist eigentlich zuerst dagegen, aber Lucas lässt nicht locker. Bei „ebay Kleinanzeigen“wird er fündig. Dort wird ein Claas Mähdrescher mit Ersatzteilen inklusive Lieferung für 1300 Euro ausfindig gemacht und – dank elterlicher Hilfeauch gekauft. Dieses Ungetüm, das Ähnlichkeiten mit einer riesigen Grille aufweist, findet in einem Schuppen auf der „Verena“eine neue Heimstatt. Die beiden Jungs prüfen in ihrer Freizeit das Teil auf Herz und Nieren und müssen feststellen, dass da noch einiges zu tun ist, um es „wiederzubeleben“. Der VW-Motor läuft nicht rund, weil die KraftstoffVersorgung nicht funktioniert.
Also ran an die Arbeit: Membran gängig machen, Tank mit Kieselsteinen rotierend reinigen und im gemeinsamen „Brainstorming“mit den technikbegeisterten Vätern und dem Onkel aus Wehingen die Maschine zum Laufen bringen. Auch das Mähwerk wird mit Hilfe von Fabians Vater wieder scharf und gängig gemacht, sodass dem Ersteinsatz nichts mehr im Wege steht.
Dann der große Erntetag. Raus aufs Feld und – wie könnte es anders sein – das Ding streikt: Die Kette die die Dreschtrommel antreibt ist gerissen. Die Rettung bring Hobby-Landwirt Christoph Hermle. Er findet keine Strumpfhose, dafür aber eine passende Antriebskette, sodass die Ernte abgeschlossen werden kann. Am Ende freuen sich alle Beteiligten über 30 Kilogramm Weizen. Aber wo kann man den mahlen lassen? Auch hier bahnt sich eine Lösung an. Lucas kauft sich auf eigene Kosten eine alte Gewürzmühle im Internet und macht auch die wieder flott. Lucas sagt: „Da kam Vollkornmehl heraus. Mutter Astrid hat bereits das erste Vollkornbrot daraus gebacken. Hmmm, wie das schmeckte….“
Zurück auf den Kartoffelacker. Natürlich mit Hilfe eines SchleuderRoders, den die Beiden organisiert haben, ernten sie 200 Kilogramm Kartoffeln der Sorte Solara. Also ist das Überwintern, genau so wie in früherer Zeit, gesichert. Die Zukunftspläne der beiden Hobby-Landwirte: Ein größerer Acker, um die Maschinen an ihre Leistungsgrenze zu bringen.