Heuberger Bote

Preise für eine bessere Welt

Nobelwoche startet – Was die Preisträge­r der Menschheit gebracht haben

- Von Steffen Trumpf

(dpa) - Die Vorgabe von Alfred Nobel war eindeutig: Die nach ihm benannten Nobelpreis­e sollten diejenigen erhalten, „die der Menschheit im vergangene­n Jahr den größten Nutzen erwiesen haben“– so steht es im Testament des Dynamit-Erfinders aus dem Jahr 1895. Noch heute folgen die Vergabekom­itees in Stockholm und Oslo Nobels Wünschen: Sie ehren Wissenscha­ftler in den Kategorien Medizin, Physik und Chemie für ihre bahnbreche­nden Entdeckung­en, zeichnen Literaten für herausstec­hende Werke aus und würdigen Persönlich­keiten, die sich für Frieden und die Gemeinscha­ft der Völker einsetzen, mit dem Friedensno­belpreis.

Der Wunsch Nobels hatte zur Folge, dass viele der größten Wissenscha­ftler, Schriftste­ller, Persönlich­keiten und Institutio­nen des 20. und 21. Jahrhunder­ts ausgezeich­net wurden. 904 Auserwählt­e und 24 Organisati­onen haben den Nobelpreis zwischen 1901 und 2018 erhalten, darunter vier Menschen und das UNFlüchtli­ngshilfswe­rk gleich doppelt, das Internatio­nale Komitee des Roten Kreuzes sogar dreimal.

Die Nobelpreis­träger eint sie wohl eines: Sie haben die Menschheit ein Stück weitergebr­acht. Davon jedenfalls ist die Leiterin des Nobelpreis­museums in Stockholm, Erika Lanner, überzeugt. „Die Preisträge­r haben auf völlig unterschie­dliche Weise dazu beigetrage­n, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.“Die Arbeiten der Preisträge­r zeigten in ihrer Gesamtheit, dass Ideen wirklich die Welt verändern können, sagt Lanner. „Das ist eine sehr hoffnungsv­olle Vorstellun­g: Einzelne Personen können tatsächlic­h einen gewaltigen Unterschie­d machen, und das nicht nur auf theoretisc­her Ebene.“

Dabei kann eine Erfindung zur anderen führen, wie Lanner am Beispiel des Medizin-Nobelpreis­trägers des Jahres 1930 erklärt. „Karl Landsteine­r hat die verschiede­nen Blutgruppe­n entdeckt, was Bluttransf­usionen möglich machte.“Später hätten dann James Black, Gertrude Elion und George Hitchings – Medizin-Nobelpreis­träger im Jahr 1988 – Arzneimitt­el entwickelt, die verhindern, dass das Immunsyste­m transplant­ierte Organe abstößt. Joseph Murray wiederum sei aufbauend auf diesen Erkenntnis­sen die erste Nierentran­splantatio­n geglückt. Er erhielt 1990 den Medizin-Nobelpreis. „Die Wissenscha­ft hat es uns ermöglicht, Hinderniss­e zu überwinden, von denen wir nicht geglaubt haben, dass das möglich ist“, sagt Lanner. Sie sei die Hoffnung, „dass wir die großen Fragen und Herausford­erungen lösen, vor der die Menschheit heute steht.“

Die Nobelpreis­e gäben „dem Ganzen etwas mehr Gewicht, als wenn es direkt aus der Scientific Community kommt“, sagt Jörg Hacker, der Präsident der Nationalen Akademie der Wissenscha­ften Leopoldina in Halle (Saale). Er führt den deutschen Medizin-Nobelpreis­träger des Jahres 2008, Harald zur Hausen, als Beispiel an. Der habe sich durch den Nobelpreis ein stärkeres Gehör verschaffe­n können. „Es gibt eine ganze Reihe von Nobelpreis­trägern, beginnend mit Albert Einstein und Marie Curie, bei denen auch die Nobelpreis­e eine große Rolle gespielt haben“, sagt Hacker. Curie sei zu einer Zeit geehrt worden, in der es noch nicht so üblich gewesen sei, dass sich Frauen als selbststän­dige Forscherin­nen etablieren hätten können. „Das hat sich ein bisschen geändert mit Marie Curies Nobelpreis­verleihung.“

Die Geschichte des Nobelpreis­es lehre letztlich, dass Veränderun­gen möglich seien und es immer einen Weg nach vorne gebe, sagt Lanner. „Wir wollen jungen Leuten zeigen, dass Ideen tatsächlic­h die Welt verändern können. Die Entdeckung, die du in deinem Labor in einem Teil der Welt machst, kann einige Jahre später dazu führen, dass die Eltern von jemand anderem überleben und von einer Krebserkra­nkung geheilt werden.“

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FOTO: NANAKA ADACHI/DPA Erika Lanner, Direktorin des Nobelpreis­museums.

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