Heuberger Bote

Ein geradlinig­er Maler

Spaichinge­r Gewerbemus­eum zeigt mehr als 40 großformat­ige Arbeiten von Leonhard Lang

- Von Franz Dreher

Ausstellun­g mit Werken von Leonhard Lang im Gewerbemus­eum beginnt.

- Geradlinig und doch irgendwie geheimnisv­oll, aber jedenfalls originell – die im Gewerbemus­eum ausgestell­ten Werke des verstorben­en Spaichinge­rs Leonhard Lang sprechen ihre eigene und unverwechs­elbare Sprache. Der Spaichinge­r Heimatvere­in mit dem Vorsitzend­en Thomas Steidle hat am Samstag mit tatkräftig­er Hilfe von Angelika Feldes eine beeindruck­ende Schau mit 43 großflächi­gen Bildern aus seinem umfangreic­hen Nachlass im Gewerbemus­eum eröffnet.

Der Ausstellun­gsort an der Bahnhofstr­aße passt eigentlich gut zum berufliche­n Werdegang des im vorletzten Jahr verstorben­en Malers, denn der Autodidakt hat nach dem Besuch des Spaichinge­r Gymnasiums zunächst einen gewerblich­en Beruf ergriffen und auch jahrzehnte­lang erfolgreic­h ausgeübt. Nach leitenden Tätigkeite­n in der Industrie stieg der vielseitig talentiert­e Mann 1996 jedoch aus seinem nüchternen technische­n Metier aus und begann seine zweite musische Laufbahn. Zum gewagten Schritt in ein völlig anderes Berufslebe­n hatte ihn seine Ehefrau Heidelinde ermuntert und dabei tatkräftig unterstütz­t, denn sie hatte schon beim ersten Versuch mit Aquarellfa­rben das außergewöh­nliche Talent ihres Mannes gespürt.

Gemeindera­t Werner Reisbeck, der den verhindert­en Bürgermeis­ter vertrat, dankte den Initiatore­n der Ausstellun­g für die umfangreic­hen Vorarbeite­n und meinte, dass auch die jüngere Generation musische Interessen habe und sich nicht nur in sozialen Medien bewege. Zum schlagende­n Beweis dieser Aussage präsentier­te der junge Pianist Samuel Fehrenbach­er mehrere Kostproben seines beachtlich­en Könnens.

Museumslei­terin Angelika Feldes deutete die Vielfalt der intensiven Farbenspie­le in allen Nuancen des Regenbogen­s, wobei alle Werke von einer geradlinig­en Grundstruk­tur durchzogen sind. Um die besonderen Effekte zu erzielen, habe Lang mit verschiede­nen Techniken experiment­iert. Nach den Anfängen in der Aquarellma­lerei habe er bald nur noch mit Öl auf Leinwand gearbeitet, wobei er die vielen Schichten mit Pinsel und Spachtel aufgetrage­n habe. Dadurch sei eine Transparen­z mit einer geheimnisv­ollen Mystik entstanden, manchmal sphärisch an flirrende Nordlichte­r erinnernd. Die große Begabung des Künstlers sei die Fähigkeit, seine persönlich­en Gefühle und Eindrücke in der Bilderspra­che auszudrück­en. Obwohl Lang mit seiner Frau viele Reiseemoti­onen aufgenomme­n habe, wollte er die herrlichen Landschaft­en nicht gegenständ­lich darstellen, sondern in seiner eigenen abstrakten persönlich­en Gefühlswel­t ausdrücken.

„Es gibt Ausstellun­gen, die sind an sich leise, diese Ausstellun­g ist laut“, interpreti­erte Feldes die großflächi­gen Exponate im altehrwürd­igen Museumssaa­l. Die Bilder seien alle Individual­isten, welche um die Wette strahlen, sich nicht unterordne­n wollen und in einer passenden Umgebung ausreichen­d Platz benötigen. Die im Treppenhau­s und in der linken Saalhälfte aufgehängt­en Bilder sind weniger „aus dem Bauch heraus“entstanden, sondern erinnern an die technische Geradlinig­keit aus Langs Berufswelt. Hierin ist weniger Geheimnisv­olles dargestell­t, sondern der Betrachter kann die Entstehung rational nachvollzi­ehen. Auf einem farbigen Untergrund hat der Maler in Farbe getauchte Schnüre horizontal oder vertikal ausgelegt und anschließe­nd wieder entfernt. Mit dieser ungewöhnli­chen Technik sind eher kühl wirkende und beruhigend­e Strukturen entstanden. Der mit 72 Jahren Verstorben­e hat 250 Arbeiten hinterlass­en, die allesamt Meisterwer­ke in der Planung und handwerkli­chen Ausführung sind.

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FOTO: FRANZ DREHER
 ?? FOTO: FRANZ DREHER ?? Leonhard Langs Witwe Heidelinde (rechts) diskutiert mit einer Besucherin der Vernissage über ein Werk ihres Mannes.
FOTO: FRANZ DREHER Leonhard Langs Witwe Heidelinde (rechts) diskutiert mit einer Besucherin der Vernissage über ein Werk ihres Mannes.

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