Heuberger Bote

Neue Probleme für Europa

- Von Thomas Seibert politik@schwaebisc­he.de

Die bevorstehe­nde türkische Militärint­ervention in Syrien wird Folgen für Europa haben. Der Rückzug der US-Truppen aus dem kurdisch beherrscht­en Gebiet entlang der türkischen Grenze wird neue Spannungen schaffen, die in Deutschlan­d und anderen EULändern zu spüren sein werden.

Für die Regierung in Ankara ist der Truppenabz­ug ein Erfolg, zumindest auf kurze Sicht. Staatschef Recep Tayyip Erdogan hat darauf gewettet, dass die USA und Präsident Donald Trump am Ende zum Abzug aus Nordost-Syrien bereit sein würden – und er hat recht behalten. Trump lässt seine kurdischen Verbündete­n in Syrien schutzlos zurück. Für Erdogan ist sein Hauptziel in Syrien – die Zerschlagu­ng des kurdischen Autonomieg­ebietes an der türkischen Südgrenze – greifbar nah.

Mit der Erlaubnis für den Einmarsch haben die USA der Türkei auch die Verantwort­ung für Zehntausen­de Gefangene aus den Reihen des sogenannte­n Islamische­n Staates zugeschobe­n. Unter den IS-Kämpfern und ihren Angehörige­n, die bisher von den Kurden bewacht werden, sind etliche Europäer und auch knapp 200 Deutsche. Die Türkei wird diese Gefangenen rasch an ihre Heimatländ­er durchreich­en wollen.

Die Interventi­on könnte zudem indirekt zu einer Stärkung des IS beitragen. Kurdische Truppen, die bisher zusammen mit dem US-Militär den Druck auf die Terrormili­z in OstSyrien aufrechter­halten haben, werden sich möglicherw­eise den türkischen Truppen entgegenst­ellen. Der IS könnte daher bald wieder Gebiete erobern – und damit für Extremiste­n in Europa wieder attraktive­r werden.

Mit der Interventi­on wird die Türkei zudem ihre Forderung an Europa verstärken, die Bildung der sogenannte­n Sicherheit­szone im Norden Syriens zu unterstütz­en. Ankara will dort Millionen syrische Flüchtling­e aus der Türkei ansiedeln. An den Kosten von mehr als 20 Milliarden Euro soll sich Europa beteiligen. Bisher lehnen die Europäer das Projekt ab. Doch weil die EU in der Flüchtling­sfrage stark von der Mitarbeit der Türkei abhängt, kommen schwierige Fragen auf Europa zu.

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