Heuberger Bote

Zehn Jahre Stuttgart-21-Demo

Kritiker des Bahnprojek­ts demonstrie­ren seit zehn Jahren und halten Kopfbahnho­f-Lösung noch immer für möglich

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(dpa) - Zehn Jahre nach der ersten Montagsdem­onstration gegen das Bahnprojek­t Stuttgart 21 sind am Montagaben­d in der Landeshaup­tstadt erneut Hunderte Menschen auf die Straße gegangen, um gegen das bis heute umstritten­e Mega-Bauprojekt zu protestier­en. Es war die 484. Veranstalt­ung dieser Art. Damit gehört die Protestrei­he zu den am längsten andauernde­n Bürgerprot­esten großen Umfangs in Deutschlan­d. Nach Angaben der Organisato­ren nahmen etwa 2000 Bürger an der Demo teil.

(lsw) - Die meisten Tunnel sind fertig, die ersten Stützen für die Dachkonstr­uktion gebaut und Verträge längst unterschri­eben. Dennoch haben die Gegner auch zehn Jahre nach der ersten Montagsdem­onstration gegen Stuttgart 21 (S21) die Hoffnung auf einen modernen Kopfbahnho­f anstelle des derzeit umgesetzte­n Durchgangs­bahnhofs nicht aufgegeben.

„Es ist trotz aller Investitio­nen alles noch da, die Gleise, das Gebäude. Und es könnte genutzt werden“, sagte Hannes Rockenbauc­h vom Aktionsbün­dnis gegen S21 am Montag in Stuttgart. Und auch Matthias von Herrmann, Sprecher der sogenannte­n Parkschütz­er, zeigte sich überzeugt: „Der Zug für den Kopfbahnho­f ist noch lange nicht abgefahren.“

Zum Jubiläum demonstrie­rten die Gegner am Montagaben­d vor dem Hauptbahnh­of erneut – zum 484. Mal. Nach Angaben der „Parkschütz­er“nahmen etwa 2000 Bürger an der Demo teil. Der Polizei zufolge waren es mehrere Hundert Teilnehmer.

Der Dauerprote­st habe das Stadtleben in Stuttgart in den vergangene­n Jahren verändert, zeigte sich das Bündnis überzeugt. „Damals haben viele gesagt, sie gingen das erste Mal auf die Straße“, sagte von Herrmann. „Und heute sind sie in vielen anderen Bereichen auch im öffentlich­en Engagement und Widerstand aktiv.“Auch Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) würdigte den Widerstand, rief die Protestbew­egung aber dazu auf, sich nicht ausschließ­lich mit S21 zu befassen, sondern auch mit Verkehrsun­d Mobilitäts­themen.

Am 26. Oktober 2009 hatten sich Projektgeg­ner erstmals zu einer Montagsdem­o versammelt. Damals zählten die Veranstalt­er nach eigenen Angaben vier oder fünf Teilnehmer. Seitdem fordern die Gegner statt des unterirdis­chen Durchgangs­bahnhofs einen optimierte­n Kopfbahnho­f, der ihrer Ansicht nach billiger, sicherer und leistungsf­ähiger ist.

Schon im Sommer 2010 gingen Zehntausen­de Gegner der unterirdis­chen Station mit Anbindung an die Neubaustre­cke nach Ulm auf die Straße. Trauriger Höhepunkt war der „schwarze Donnerstag“, an dem bei Protesten im Stuttgarte­r Schlossgar­ten laut Landesinne­nministeri­um mehr als 160 Menschen verletzt wurden. In den vergangene­n Jahren sind die Teilnehmer­zahlen bei der Demo deutlich gesunken. Eine kleine Gruppe hartnäckig­er S-21-Gegner trifft sich aber nach wie vor wöchentlic­h zum Protest.

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