Heuberger Bote

Medizin-Nobelpreis an drei Zellforsch­er

Trio erhält Auszeichnu­ng für Grundlagen­arbeit zur Bekämpfung zahlreiche­r Krankheite­n

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(AFP) - Der Nobelpreis für Medizin geht an die USZellfors­cher William Kaelin und Gregg Semenza sowie ihren britischen Kollegen Peter Ratcliffe. Sie erhielten den Preis für ihre Entdeckung­en zur Frage, wie Zellen sich an unterschie­dliche Sauerstoff­mengen anpassen können. Ihre Ergebnisse machten den Weg frei für „neue Strategien zur Bekämpfung von Anämie, Krebs und vielen anderen Krankheite­n“, erklärte das Nobel-Komitee am Montag in Stockholm.

(dpa) - Der Nobelpreis für Medizin geht in diesem Jahr an William Kaelin (USA), Peter Ratcliffe (Großbritan­nien) und Gregg Semenza (USA). Die drei Forscher entdeckten molekulare Mechanisme­n, mit denen Zellen den Sauerstoff­gehalt in ihrer Umgebung wahrnehmen und sich daran anpassen, wie das Karolinska-Institut in Stockholm mitteilte. Ihre Arbeiten hätten die Grundlagen gelegt für die Entwicklun­g neuer Strategien zur Bekämpfung von Blutarmut, Krebs und vielen anderen Erkrankung­en, hieß es von der Nobeljury. Der Sauerstoff­gehalt in der Umgebung beeinfluss­t in bestimmten Fällen das Wachstum der Zellen in einem Tumor und dessen Versorgung. Daher gelten die zugrundeli­egenden Mechanisme­n als mögliche Ansatzpunk­te für Krebsthera­pien.

Alle Tiere benötigen Sauerstoff, um aufgenomme­ne Nahrung im Inneren der Zellen in lebenserha­ltende Energie umzuwandel­n. Verändert sich der Sauerstoff­gehalt, verändert sich die Aktivität zahlreiche­r Gene und damit letztlich der Stoffwechs­el. Gregg Semenza vom Johns Hopkins Institute for Cell Engineerin­g in Baltimore identifizi­erte in den frühen 1990er-Jahren ein Protein, das diese sauerstoff­abhängigen Reaktionen reguliert. 1995 konnte der 1956 in New York geborene Biologe das Protein gewinnen und weiter erforschen. Der Name des Faktors: HIF (Hypoxia Inducible Factor).

Der Mediziner William Kaelin von der Harvard Medical School in Boston, geboren 1957 in New York, untersucht­e eine Krebserkra­nkung, die auf einem fehlerhaft­en Protein beruht. Die Aktivität dieses VHL genannten Proteins ist abhängig vom Sauerstoff­gehalt. Der Brite Peter Ratcliffe, 1954 in Lancashire geboren, fand 1999 schließlic­h heraus, dass es einen Zusammenha­ng zwischen beiden Proteinen – HIF und VHL – gibt.

Im Jahr 2016 hatten Kaelin, Ratcliffe und Semenza bereits den renommiert­en Lasker-Award bekommen. Als „ein wunderschö­nes System“hatte Gregg Semenza damals den Mechanismu­s der Sauerstoff­wahrnehmun­g in einem Video bezeichnet. Sauerstoff sei die Substanz, von der man am meisten konsumiere und ohne die man am kürzesten überlebe. Das Karolinska-Institut hatte zunächst Schwierigk­eiten, einen der Nobelpreis­träger zu erreichen: Man habe von Kaelin erst keine Nummer gehabt, sagte Thomas Perlmann von der Nobelversa­mmlung des Instituts. Daher sei seine Schwester angerufen worden, die zwei Nummern herausgege­ben habe. Bei der zweiten sei das Überbringe­n der Nachricht geglückt. „Er war sehr froh, fast sprachlos“, so Perlmann über Kaelins Reaktion.

Die höchste Auszeichnu­ng für Mediziner ist in diesem Jahr mit umgerechne­t 830 000 Euro dotiert. Im vergangene­m Jahr hatten der USAmerikan­er James Allison und der Japaner Tasuku Honjo den Preis für die Entwicklun­g von Immunthera­pien gegen Krebs erhalten.

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Gregg Semenza
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Peter J. Ratcliffe
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FOTOS: DPA William Kaelin

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