Ein Hoch auf die Zeitverschwendung
Zeit, so wird es uns Menschen nun schon seit fast 100 Jahren eingetrichtert, ist Geld. Wer damit also nicht effizient umgeht, vielleicht sogar einfach gar nix macht oder herumlungernderweise ohne Ziel spazieren geht, ist ein Verschwender. Er wirft sein Geld mit vollen Händen zum Fenster raus. Andererseits: Weil es für Geld ja auch keine Zinsen mehr gibt, ist Zeitverschwendung vielleicht gerade das Beste, was man machen kann. Bevor die Europäische Zentralbank auf die Idee kommt, nach dem Minuszins auch die Minuszeit einzuführen.
Aber widmen wir uns doch jenen Berufsgruppen, die besonders arm an Zeit sind, weil sie nie welche haben. Und die dann normale Menschen gerne warten lassen. An erster Stelle stehen da natürlich die Ärzte. Terminvereinbarungen mit Medizinern haben grundsätzlich den Charakter der Unverbindlichkeit. Aber weil wir Ärzte lieben, weil sie uns manchmal gesund machen und ihre weißen Kittel uns milde stimmen, akzeptieren wir mit heiterem Summen ganze Vor- oder Nachmittage in überfüllten Wartezimmern mit ebenfalls kranken Mitmenschen. Ähnlich verhält es sich bei Handwerkern, deren Pünktlichkeit bisweilen auch zu wünschen übrig lässt. Merkwürdigerweise macht uns das Warten auf diese Berufsgruppe im Gegensatz zum Arzt tendenziell viel ungeduldiger. Und wir ärgern uns, dass andere Menschen uns Zeit und Geld stehlen. Was am besten hilft, ist erst gar keine Termine zu vereinbaren und alles dem Zufall zu überlassen. Das spart am meisten Zeit. Und der wahrhaft Reiche ist heute sowieso der Zeitmillionär.