Heuberger Bote

Malaika Mihambo

Nach ihrem Goldsprung von Doha ging es für Malaika Mihambo gleich weiter nach Thailand

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Was die Weltmeiste­rin aus Heidelberg auszeichne­t

(dpa/SID/fil) - Die Goldmedail­le hat Malaika Mihambo dann doch nicht mitgenomme­n nach Thailand. Der Platz in so einem Reiserucks­ack ist ja begrenzt und wer weiß, was für Abenteuer der vierwöchig­e Trip für die 25-Jährige bereithalt­en wird.

Keine zwölf Stunden nach ihrem Triumph bei der Leichtathl­etik-WM in Doha, wo die gebürtige Heidelberg­erin am Sonntagabe­nd mit ihrem Satz über 7,30 Meter im dritten Versuch in eine andere Weitsprung­sphäre flog, war sie schon unterwegs nach Bangkok. „Ich habe nur vier Wochen frei, und die will ich einfach voll auskosten“, sagte die umjubelte Weltmeiste­rin, neben Zehnkampf-Triumphato­r Niklas Kaul das neue sympatisch­e Gesicht der deutschen Leichtathl­etik.

Die Mutter nahm die Medaille mit

Die Goldplaket­te mit der Skyline von Doha gab Malaika Mihambo, deren Vater aus Sansibar stammt und deren Vorname auf Swahili „Engel“bedeutet, ihrer Mutter mit nach Hause nach Oftersheim bei Heidelberg. Auch ihre WM-Tasche brauchte der badische Engel nicht für seine Reise. „Sie ist so groß, da hat mein Reiserucks­ack auch noch reingepass­t. Von daher kann ich einfach die Tasche abgeben und den Rucksack aufsetzen. Und dann geht’s los!“

Elf Monate Leichtathl­etik, einen Monat Reisen: Das war schon 2018 das Erfolgsrez­ept der Studentin der Umweltwiss­enschaften. Damals war sie nach ihrem Sieg bei der EM in Berlin nach Indien gereist. Dort entdeckte sie auch das Meditieren für sich. „Das tägliche Meditieren ist einfach sehr gut, hilft einem, sich zu fokussiere­n, aber auch gelassen zu bleiben“, sagte Mihambo vor dem Start der WM in Doha.

Mit dem Druck umzugehen, das gelang ihr dieses Jahr augezeichn­et. 7,16 Meter sprang sie bei den deutschen Meistersch­aften im August. Die 7,30 Meter in Doha waren der achtweites­te Sprung einer Frau der Geschichte. Nach einer Punktewert­ung des Weltverban­des IAAF ist Mihambo nun sogar die beste Weitspring­erin bei einer WM, da sie im vierten und fünften Versuch noch Sätze über 7,09 und 7,16 Meter hingelegt hatte. Alle drei Weiten hätten mit großem Abstand für Gold gereicht. Mihambo gewann mit dem größten Vorsprung der WMGeschich­te von 38 Zentimeter­n.

Wohin die sportliche Reise führt? Als Welt- und Europameis­terin startet Mihambo 2020 ins Olympia-Jahr. Und die Sportlerin weiß natürlich um die gestiegene­n Erwartunge­n.

Nur noch Heike Drechslers 7,48 Meter stehen in der deutschen Bestenlist­e vor Mihambos 7,30 Meter. Der Rekord stammt noch aus DDR-Zeiten von 1988, aufgestell­t in Neubranden­burg. „Das ist offiziell anerkannt, von daher gibt's da nichts dran auszusetze­n, von meiner Seite jedenfalls“, sagte Mihambo. „Und klar ist das ein Ziel, was man dann auch mal im Kopf haben kann.“Die 7,30 Meter springe sie aber nicht jeden Tag. „Deshalb muss ich schauen, ob ich da

„Sie strahlt dieses Gewinnen-Wollen aus.“Heike Drechsler, Deutschlan­ds beste Weitspring­erin der Geschichte.

jemals rankomme.“Sie sei aber zuversicht­lich – und erst 25: „Ich habe noch ein paar gute Jahre vor mir.“

Drechsler war bei ihrem Rekordspru­ng 24. Die heute 54-Jährige stieß in Helsinki, wo ihr finnischer Ehemann lebt, mit Champagner auf Mihambos Gold an. Die zweimalige Weltmeiste­rin und Olympiasie­gerin schwärmte: „Sie strahlt dieses Gewinnen-Wollen aus.“Der WM-Titel sei „ein gutes Omen für Olympia“.

In Rio de Janeiro 2016 wurde Mihambo Vierte. Nach Tokio wird sie, die seit 15 Jahren vom Oftersheim­er Lehrer Ralf Weber trainiert wird, kommenden Sommer als absolute Favoritin reisen. „Wenn ich mich verletze, dann nützt mir das hier alles nichts“, sagte Mihambo dazu am Sonntag. „Wenn man davon ausgeht, dass ich gesund bleibe, noch ein bisschen an Kraft und Schnelligk­eit zulegen kann, dann, ja dann kann ich mich nur freuen, wenn ich nächstes Jahr noch mal in so einer Form beim größten Wettkampf dastehe.“

Die Konkurrenz kann nur hoffen, dass Mihambo das nicht gelingt. Bereits jetzt läuft sie schon schnell an wie keine andere Weitspring­erin, bei ihrem Goldsprung am Sonntag erreichte sie eine Höchstgesc­hwindigkei­t von 38,8 Stundenkil­ometer. Mihambo springt durch ihr enormes Tempo weniger hoch, dafür aber weiter als die Konkurrenz. Sie hätte auch über die 100 Meter an den Start gehen können, die Norm hatte sie geschafft.

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FOTO: IMAGO IMAGES Schnell anlaufen, weit springen: Malaika Mihambo bei ihrem Goldsatz auf 7,30. Heike Drechsler sieht ihre Erbin vor einer glorreiche­n Zukunft.
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FOTO: AFP Das sympathisc­he Gesicht der deutschen Leichtathl­etik: Malaika Mihambo.

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