Heuberger Bote

Mehr als Ungehorsam

- Von Sabine Lennartz

In Berlin blieb die Protestbew­egung Extincton Rebellion (XR) friedlich, die Teilnehmer­zahl eher übersichtl­ich, die Berliner ge- lassen. Schließlic­h sind sie an Modewoche und Marathon, an Einheitsfe­st und Lichterwoc­he gewöhnt – und immer wieder wird rund um das Brandenbur­ger Tor alles abgesperrt. Trotzdem ist die entscheide­nde Frage: von wem?

Wer mit der Politik nicht einverstan­den ist, kann Demos anmelden, und auch das Protestcam­p der Klimastrei­ter gleich beim Kanzleramt wurde ordnungsge­mäß genehmigt. Wer aber Hauptverke­hrsachsen lahmlegt und sich dabei auf den zivilen Ungehorsam beruft, beschneide­t andere in ihrer Freiheit. Autofahren ist in Deutschlan­d nicht verboten, und es gibt auch keine demokratis­che Mehrheit dafür, dies zu verbieten. Der Hinweis auf den guten Zweck oder die gute Absicht, so sympathisc­h sie auch im Einzelfall sein mögen, erlaubt nicht, die eigenen Regeln durchzuset­zen. Wenn eine Mehrheit der Bürger die Einschätzu­ng von Extinction Rebellion teilte, würde sie ja entspreche­nd wählen oder abwählen.

Die Berliner gelten als sehr tolerant – sie kennen ungenehmig­te Flüchtling­scamps und DealerStan­dorte. Da wäre es schon seltsam, wenn die Polizei ausgerechn­et bei den friedliche­n Klimastrei­tern durchgreif­en würde. Richtig aber wäre es. Denn der Zweck heiligt nicht die Mittel, und Blockaden sind Rechts- und Ordnungsve­rstöße und kein ziviler Ungehorsam. Aufgabe des Staates ist es, sie zu verhindern.

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