Heuberger Bote

Rekordverd­ächtige Rüstungsex­porte

Deutsche Ausfuhren steigen an – Drei arabische Staaten unter den größten Abnehmern

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(dpa) - Die deutschen Rüstungsex­porte steuern in diesem Jahr auf einen Spitzenwer­t zu. Bis Ende September stiegen die Ausfuhrgen­ehmigungen im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum um 75 Prozent auf 6,35 Milliarden Euro. Damit nähert sich das Exportvolu­men den bisherigen Rekordwert­en aus den Jahren 2015 und 2016 von 7,86 beziehungs­weise 6,85 Milliarden Euro an. Die Zahlen der ersten drei Quartale gehen aus einer Antwort des Wirtschaft­sministeri­ums auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordnet­en Omid Nouripour hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Bereits zur Jahreshälf­te hatten die Exportgene­hmigungen mit 5,3 Milliarden Euro die des gesamten Vorjahres (4,8 Milliarden) übertroffe­n. Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) hatte das mit der langen Hängeparti­e bei der Regierungs­bildung nach der Wahl 2017 erklärt. Dadurch sei ein Entscheidu­ngsstau entstanden und der sprunghaft­e Anstieg daher „nur scheinbar überrasche­nd“, sagte er damals.

Die mit Abstand meisten Exporte wurden mit 1,77 Milliarden Euro für den EU- und Nato-Partner Ungarn genehmigt. Die dortige rechtsnati­onale Regierung von Ministerpr­äsident Viktor Orban will die Verteidigu­ngsausgabe­n verdoppeln. Dahinter folgt das an der von Saudi-Arabien geführten Kriegsalli­anz im Jemen beteiligte Ägypten mit 802 Millionen Euro. Mit den Vereinigte­n Arabischen Emiraten ist ein weiteres Land aus dem Bündnis, das gegen die von Iran unterstütz­ten Huthi-Rebellen kämpft, unter den Top Ten. Mit 206 Millionen Euro steht der ölreiche Golfstaat auf Platz neun.

Inzwischen haben sich die VAE aber mit Saudi-Arabien überworfen und den Abzug ihrer Truppen aus dem Jemen angekündig­t. Union und SPD hatten sich in ihrem Koalitions­vertrag im März 2018 vorgenomme­n, Exporten an „unmittelba­r“am Jemen-Krieg beteiligte Staaten einen Riegel vorzuschie­ben. Es wurden aber Ausnahmen zugelassen. Ein Exportstop­p wurde nach der Ermordung des regierungs­kritischen Journalist­en Jamal Khashoggi allerdings gegen Saudi-Arabien verhängt.

Unter den zehn wichtigste­n Empfängerl­ändern deutscher Rüstungsgü­ter sind neben VAE und Ägypten Algerien auf Platz sieben (238 Millionen Euro) und Katar auf Platz acht (212 Millionen Euro). Daneben finden sich in den Top Ten vier NatoStaate­n (neben Ungarn sind das USA, Großbritan­nien und Norwegen) sowie zwei Länder, die bei Rüstungsex­porten ähnlich wie NatoStaate­n behandelt werden: Australien und Südkorea.

Vor allem die SPD dringt in der Koalition auf eine restriktiv­e Genehmigun­gspraxis. Der Grünen-Politiker Nouripour kritisiert­e aber, das sei angesichts anhaltende­r Lieferunge­n an die Jemen-Kriegsalli­anz „weniger wert als heiße Luft“. Die stellvertr­etende Vorsitzend­e der Linksfrakt­ion Sevim Dagdelen nannte die Exporte an Mitglieder der JemenKrieg­sallianz sogar „verbrecher­isch“. Sie müssten sofort gestoppt werden, sagte sie.

Eine Sprecherin des Wirtschaft­sministeri­ums sagte, der Umfang der Ausfuhrgen­ehmigungen sei alleine „kein tauglicher Gradmesser“für die Exportpoli­tik der Bundesregi­erung. Berücksich­tigt werden müssten Art der Güter und Verwendung­szweck. So würden sich in der Statistik auch Sicherheit­sglas für Botschafts­gebäude oder Fahrzeuge für UN-Missionen finden. Die Bundesregi­erung gibt über einzelne Exportgesc­häfte aber selbst in ihren Jahresberi­chten keine detaillier­te Auskunft.

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