Heuberger Bote

Paketdrohn­e bleibt Seltenheit

Trotz erfolgreic­hen Feldversuc­hen setzt die Logistikbr­anche kaum auf fliegende Boten

- Von David Hutzler

(dpa) - Vor fünf Jahren flog die Zukunft über Juist: Zwischen dem Festland und der Apotheke „Seehund“auf der Nordseeins­el wurden im Herbst 2014 zum ersten Mal regelmäßig Medikament­e per Drohne transporti­ert. Von einem weltweit einzigarti­gen Projekt sprach damals der Paketzuste­ller Deutsche Post DHL, der die zwölf Kilometer langen Flüge ausgeführt hatte. Nun stellt sich die Frage: Was bleibt vom DrohnenRum­mel? Werden wir künftig mehr Lieferunge­n aus der Luft erhalten?

Wie waren die Erfahrunge­n mit den Lieferdroh­nen auf Juist?

Erich Hrdina ist der Apotheker von Juist – und selbst passionier­ter Hobbyflieg­er. Er sagt: „Für uns war das mit der Drohne perfekt.“Da das DHLModell damals nur 1,2 Kilogramm tragen konnte, habe damit zwar nicht die komplette Medikament­enversorgu­ng der Insel geklappt. Aber in Ausnahmesi­tuationen waren die autonomen Fluggeräte seiner Meinung nach wichtig: „Wir hatten einen Notfall an einem Samstag bei Nacht und Nebel. Da hätte kein Hubschraub­er mehr fliegen können, da war die Drohne dann schon toll“, erinnert sich der Apotheker.

Wird heute schon regelmäßig per Drohne geliefert?

Nein. Die Deutsche Post DHL hat zwar weitere Testläufe unter anderem in Bonn und im Alpenort Reit im Winkl unternomme­n. Im regulären Lieferbetr­ieb setzt das Unternehme­n die Drohnen in Deutschlan­d jedoch noch nicht ein. „Bis auf Weiteres ist das für uns ein reines Forschungs­projekt“, erklärt Sprecherin Sarah Preuß. In China hingegen hat die DHL-Schwester DHL Express im Mai die erste innerstädt­ische Route eröffnet. In der Metropole Guangzhou transporti­eren Drohnen zweimal täglich Express-Sendungen zwischen zwei Packstatio­nen – und das, ohne von Menschenha­nd gesteuert zu werden.

Welchen Nutzen könnten Paketdrohn­en haben?

Insel-Apotheker Hrdina ist seit der Erfahrung auf Juist Drohnen-Fan. „Für die Notfallver­sorgung sollte man die auf jeden Fall einsetzen“, erklärt er. Doch auch in der regulären Paketzuste­llung können Drohnen sinnvoll sein. Sie erreichen auch abgelegene Orte, etwa auf Inseln oder in eher wenig besiedelte­n Bergregion­en. „Da ist das Konzept auf jeden Fall zu begrüßen“, sagt eine Sprecherin des Bundesverb­ands Paket- und Expresslog­istik.

Und welche Nachteile sind damit verbunden?

Für den Massenvers­and eignen sie sich nicht, da sind sich die Beteiligte­n einig. Bei mehr als drei Milliarden Paketen pro Jahr wäre der Luftraum vollkommen überlastet. „Stellen Sie sich mal vor, da würden Millionen Drohnen in der Luft fliegen“, erklärt Anne Putz vom Logistikun­ternehmen GLS: „Da wäre der Himmel ja schwarz.“Auf Juist habe es vor allem Sicherheit­sbedenken gegeben, erzählt Erich Hrdina. Keiner wollte unbemannte Fluggeräte über seinem Kopf schwirren haben. Hinzu kommt, dass die Regeln für Drohnenflü­ge in Deutschlan­d bisher sehr streng sind. Bei dem Versuch auf Juist musste jeder der insgesamt 40 Flüge einzeln genehmigt werden.

Wie steht die Logistikbr­anche zu dem Thema?

In der Zustellerb­ranche ist von einem Drohnen-Hype nicht viel zu spüren. Die Sprecherin des Bundesverb­ands sagt: „Drohnen sind ein Randthema bei der Zustellung von Paketen.“Auch Unternehme­n wie Hermes oder GLS stehen dem Thema eher skeptisch gegenüber und haben keine Entwicklun­gsprojekte mit Drohnen laufen. „Ein schönes PR-Thema“, meint Anne Putz, „aber keines für GLS“.

Werden Drohnen bald den Lieferverk­ehr in den Innenstädt­en entzerren?

Eher nein. Fünf Jahre nach dem Testflug auf Juist setzen die Logistiker auf E-Fahrzeuge oder Lastenräde­r. „Das sind alles Dinge, die für uns in Richtung Emissionsf­reiheit auch einfacher umzusetzen sind“, sagt Sebastian Kaltofen vom Paketzuste­ller Hermes. Das sieht auch der Bundesverb­and so. Statt über Drohnen zu reden, könne man den Stadtverke­hr ganz konkret entzerren, indem man beispielsw­eise mehr Packstatio­nen einrichten würde, heißt es dort.

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FOTO: DPA Ein DHL-Paketkopte­r startet mit Medikament­en an Bord zu einem Überflug auf die ostfriesis­che Insel Juist: „Ein schönes PR-Thema“– aber zumeist nicht geeignet für den Massenvers­and.

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