„Schulleitung ist Teamarbeit“
Kathrin Gass nimmt nun als Rosenschul-Rektorin die Herausforderungen einer Ganztagsschule an
(sfk) - Eineinhalb Jahre hat Kathrin Gass als Konrektorin die Trossinger Rosenschule geleitet. Nun ist sie offiziell zur Rektorin ernannt worden. Zu tun gibt es für sie und ihr rühriges Lehrerkollegium jede Menge. Denn der Ganztagesbereich, der nun ins zweite Jahre geht, hält noch jede Menge Arbeit bereit. So sollen zum Beispiel Ruheinseln eingerichtet werden, um für die Schüler Rückzugsorte zu schaffen. Warum das nicht ganz so einfach ist und welche weiteren Herausforderungen sie angehen möchte, darüber hat sich Redakteurin Sabine Felker mit ihr unterhalten.
Den Job der Rektorin konnten Sie in den vergangenen eineinhalb Jahren in der Rosenschule ausprobieren – Sie vertraten die erkrankte und nun ausgeschiedene Rektorin. Es scheint Spaß gemacht zu haben, sonst hätten Sie den Posten nun vermutlich nicht übernehmen wollen …
Ja, das hat es. Ich habe gemerkt, dass mich diese Aufgabe interessiert. Die Zusammenarbeit mit dem Kollegium ist toll und die Umsetzung des Ganztagsbereichs ist für alle Beteiligten spannend. Denn gerade zu Beginn des ersten Schuljahrs war zwar natürlich alles geplant, aber ob es so auch funktionieren würde, musste sich im laufenden Betrieb zeigen.
Sie schaffen an Ihrer Schule das Kunststück, dass Halbtags- und Ganztagskinder gemeinsam in einer Klasse sind und trotzdem keine der beiden Gruppen zu kurz kommt. Wie gelingt das?
Die Kinder haben morgens gemeinsam Unterricht. Die Halbtagsschüler gehen nach Schulschluss nach Hause, die allermeisten Ganztagsschüler gehen in die Mensa zum Essen. Manche nutzen auch die Mittagspause, um daheim zu essen und kommen dann zu Beginn des Nachmittagsblocks zurück zur Schule. In der Lernzeit erledigen die Jungen und Mädchen mit Hilfe eines Lehrers und des Betreuungsteams des Sozialwerks die Hausaufgaben. Allerdings heißen die bei uns so nicht mehr, alle – egal ob halb- oder ganztags – bekommen Lernaufgaben. In den Pausen des Mittagsbandes achten wir darauf, dass wir mit den Kindern viel nach draußen gehen. Außerdem nehmen die Ganztagskinder nachmittags an Arbeitsgemeinschaften teil, die sie zu Beginn des Jahres wählen konnten. So gibt es – und das sind nur wenige Beispiele aus einer langen Liste – eine Kooperation mit dem Museum Auberlehaus, eine Lese-AG, eine Gruppe, die sich mit Computern beschäftigt, die Entdeckerkids, eine Theater-Gruppe, eine Koch-AG und Angebote in Zusammenarbeit mit der HSG Baar und der Tanzschule.
Wenn Eltern die Ganztagsschule und das kostenpflichtige Betreuungsangebot des Sozialwerks voll ausschöpfen, können die Kinder bis zu 50 Stunden pro Woche betreut werden. Das ist länger als eine normale Arbeitswoche eines Erwachsenen. Strengt das die Kinder nicht an?
Die Ganztagsschule kommt wöchentlich auf 32 Stunden von Montag bis Donnerstag plus die fünf Stunden am Freitag. Die restliche Zeit ist Betreuungszeit. Wer diese voll ausschöpft, der hat schon einen langen Tag. Auch deshalb ist es uns so wichtig, dass sich am Nachmittag Bewegung, Spiel, Arbeitsgemeinschaften und auch mal Ruhepausen abwechseln. Hier ist es auch sehr wertvoll, dass das Personal des Sozialwerks, das am Nachmittag ja auch einige Angebote übernimmt, verlässlich das gleiche ist. Die Kinder haben hier feste Bezugspersonen. Allerdings ist es uns im vergangenen Schuljahr bewusst geworden, dass manche Kinder auch mal einen Rückzugsort brauchen, um dem Trubel ausweichen zu können. Deshalb arbeiten wir an einem Konzept, wie wir Ruheinseln schaffen können. Momentan fehlen uns nur die Räume dafür.
Die Rosenschule hat den größten Teil des Ganztagsgebäudes der Löhrschule bekommen, der Platz reicht nun trotzdem nicht für neue Ideen wie die Ruheinseln. Wohin können Sie noch ausweichen, denn das eigentliche Schulgebäude ist schließlich auch voll belegt?
Wir sollen die Räume der Stadtjugendpflege bekommen. Bisher ist sie in der ehemaligen Hausmeisterwohnung in unserem Gebäude untergebracht. Sobald das Stadtjugendreferat auf die Erlebniswiese umziehen kann, ist das Platzproblem gelöst.
Je mehr Schüler den Ganztagsbereich besuchen, desto mehr Platz brauchen sie. Was, wenn die Nachfrage so steigt, dass alle Rosenschüler Ganztagsschüler sind?
Der Bedarf an Ganztagesplätzen ist, seitdem es Ganztageskrippen und -Kindergärten gibt, natürlich gestiegen. Aber dass all unsere 260 Schüler zu Ganztagsschülern werden, das halte ich für sehr unwahrscheinlich. Es ist schön, dass jeder aus den beiden Angeboten auswählen und sie so nutzen kann, wie es für seine Familie passend ist. Wenn Eltern sich unsicher sind, ob die Ganztags- oder die Halbtagsschule das Richtige für ihr Kind ist, stehen wir bei der Entscheidung gerne beratend zur Seite.
Jetzt, da Sie Rektorin sind, ist die Konrektorenstelle unbesetzt. Fürchten Sie, dass es wieder eine so lange Vakanz gibt, wie bei der Rektorenstelle?
Die Stelle wird demnächst ausgeschrieben und ich habe die Hoffnung, dass sich jemand bewirbt. Das ist mir ganz wichtig, denn Schulleitung ist Teamarbeit. Und so bin ich froh, dass unser Team funktioniert. Teile der Leitungsaufgaben übernehmen nun einzelne Kollegen, bis die Konrektorenstelle wieder besetzt ist.