Großes Herz-Schmerz-Kino
„Dem Horizont so nah“handelt von einer junge Liebe, die zum Scheitern verurteilt ist
Das Schicksal, von dem die Romanautorin Jessica Koch in „Dem Horizont so nah“erzählt, klingt eigentlich viel zu traurig, um wahr zu sein. Doch die Geschichte basiert auf realen Erlebnissen: Sie erzählt von Jessica, einem jungen Mädchen, das sich unsterblich in einen jungen Mann verliebt, der schon bald nicht mehr leben wird. Er ist mit dem HI-Virus infiziert. Nun hat Regisseur Tim Trachte den ersten Band der Trilogie als mitreißende Romanze, auf die Zielgruppe der 13- bis 16jährigen Mädchen zugeschnitten. Da ist Taschentuchalarm programmiert!
Als Jessica (Luna Wedler) das Männermodel Danny (Jannik Schümann) zum ersten Mal sieht, ahnt sie noch nicht, dass dieser um keinen coolen Spruch verlegene Macho einmal die Liebe ihres Lebens sein wird. Als würde das Schicksal die beiden zusammenführen wollen, treffen sie sich kurze Zeit später unter wenig romantischen Umständen wieder.
Das Liebesdrama beginnt äußerst vielversprechend: Das Drehbuch von Ariane Schröder nimmt sich viel Zeit für den Prozess des Verliebens. Außerdem gehen Jungschauspielerin Luna Wedler („Das schönste Mädchen der Welt“) und Jannik Schümann („Charité“) hervorragend in ihren Rollen auf, sodass man der aufkeimenden Liebe zwischen Jessica und Danny nur zu gern zuschaut. Darüber hinaus bemüht sich das Drehbuch um Authentizität und Realismus, weswegen „Dem Horizont so nah“nicht wie befürchtet in reinem Kitsch versinkt, sondern neben der Liebesgeschichte auch die bittere Note des Krankheitsdramas zur Geltung kommt. So weit, so schön.
Dennoch vermittelt einem die Inszenierung von Tim Trachte („Benjamin Blümchen“) das Gefühl, dass hier viel zu viel Stoff in viel zu wenig Leinwandzeit gepresst werden musste – selbst wenn man nicht weiß, dass „Dem Horizont so nah“auf einer Romanvorlage basiert. So hervorragend komponiert die Bilder sind und so treffsicher der Soundtrack gewählt ist, so hektisch steuert die Geschichte auf ihr Finale zu. Auf der Leinwand ereignen sich plötzlich derart viele Dinge auf einmal, dass sich der Film auf der Zielgeraden wesentlich konstruierter anfühlt als noch zu Beginn. Immerhin gibt es Schauspieler, die das etwas abfedern können. Neben Wedler und Schümann ist der Film bis in kleinste Nebenrollen bestens besetzt: unter anderem mit Luise Befort, Frederick Lau und Denis Moschitto. (dpa) Dem Horizont so nah,
Regie: Tim Trachte, Deutschland 2019, 117 Min., FSK: ab 12, mit Luna Wedler und Jannik Schümann.