Helfer für Flüchtlinge gesucht
TroAsyl möchte ehrenamtliche Sprachkurse und Kinderbetreuung ausbauen - Soziale Kontakte erhofft
- Nach außen ist es ruhig um die Flüchtlingsunterkunft in der Händelstraße geworden. Zu Hochzeiten lebten hier 150 Menschen im ehemaligen Altersheim. Aktuell sind es nur noch rund 60. Doch der Helferkreis TroAsyl sucht trotzdem händeringend nach neuen Ehrenamtlichen. Denn nach wie vor geht es darum, Arbeit zu übernehmen, die durch die professionellen Helfer von Landratsamt und Stadt nicht geleistet werden kann.
Bengt Krezer, beim Landratsamt für Integration und Netzwerkarbeit zuständig, macht keinen Hehl daraus, wie froh der Landkreis ist, dass es in Trossingen den rührigen Helferkreis TroAsyl gibt. „Ohne die Ehrenamtlichen würde es nicht so reibungslos klappen. Sie begleiten die Menschen, um im Leben hier anzukommen.“Zwei Sozialarbeiter sind landkreisweit für die sechs Gemeinschaftsunterbringungen zuständig. Sie sind Ansprechpartner für rund 260 Flüchtlinge, die dort untergebracht sind, 140 davon in Trossingen. Doch während sich die hauptamtlichen Helfer besonders um bürokratische Fragen kümmern, setzt die Hilfe von TroAsyl an anderen Punkten an.
„Uns geht es vor allem darum, dass die Menschen sowohl hier in der Händelstraße, als auch in der Daimlerstraße Kontakt zu Einheimischen bekommen und die Sprache lernen können“, erklärt Rudi Kratt, Vorsitzender von TroAsyl, die Zielsetzung. Etwa zehn Nationen leben derzeit in den beiden Unterkünften zusammen, die meisten Bewohner kommen aus afrikanischen Staaten, aber auch ein paar wenige Syrer sind noch hier. „Besonders die jungen, alleinstehenden Frauen aus Afrika haben kaum die Möglichkeit, Sprachkurse zu besuchen, weil sie ihre Kleinkinder versorgen müssen“, ergänzt Clara Frankenstein, die sich als Sachgebietsleiterin Sozialverwaltung von Seiten der Stadt um die Flüchtlinge kümmert. Deshalb möchte der Helferkreis seine ehrenamtlichen Sprachkurse und ein Spielprogramm für Kinder ausweiten.
Immer dienstags und donnerstags gibt es Deutschunterricht, der von Freiwilligen angeboten wird. „Da könnten wir noch Unterstützung gebrauchen“, so Kratt. Die Sprachkenntnisse der Flüchtlinge seien sehr unterschiedlich. Ein paar Frauen hätten bereits einen Kurs des Landes absolviert, andere stünden noch ganz am Anfang. „Auch deshalb wäre es toll, wenn sich Trossinger fänden, die einfach Kontakte zu den Menschen hier knüpfen möchten“, so Kratt weiter. „Es gibt auch Leute, die sich speziell nur um eine Person oder eine Familie kümmern.“Alleine auf sich gestellt sei aber keiner der Helfer, egal, wie er sich einbringe. „Ich bin als Ansprechpartner verfügbar und bei Fragen rund um Formulare oder ähnliche Punkte stehen die Sozialarbeiter zur Verfügung“, versichert er.
Auf Dauer müsse sich niemand verpflichten, versichert Kratt. „Wir sind schon froh, wenn jemand ein oder zwei Mal pro Monat kommen kann.“Das sieht auch Melanie Springer, die sich um die Kindergruppe kümmert, so: „Wir versuchen jeden Helfer nur ein Mal im Monat einzuplanen.“In beiden Flüchtlingsunterkünften gibt es das Angebot, das die Kinder mit der deutschen Sprache in Kontakt bringen will. „Wir spielen und basteln mit ihnen, es geht darum, da zu sein“, sagt sie. Fünf bis zehn Kinder kommen regelmäßig zu den Treffen, die Altersspanne liegt zwischen drei Monaten und zwölf Jahren. „Da wäre es schon besser, wenn wir ein paar Helfer mehr hätten. Dann könnten wir in Kleingruppen auf die Kinder eingehen“, ergänzt Gisela Forn.
Und auch das Team der Fahrradwerkstatt würde sich über Unterstützung freuen. Die Fahrräder seien für die Flüchtlinge besonders wichtig, um in der Stadt mobil zu sein. „Neben Helfern könnten wir auch noch ein paar Männerräder gebrauchen“, sagt Kratt. Denn an denen mangele es, die alten, noch vorhandenen Damenräder kämen verständlicherweise bei den jungen Männern nicht gut an.
Egal, wie sich mögliche Ehrenamtliche einbringen möchten, sie können sich vorab bei Clara Frankenstein oder Rudi Kratt melden. „Und wenn jemand nach ein oder zwei Mal merkt, dass es nichts für ihn ist, ist das auch absolut in Ordnung“, versichert Kratt.
Bürgermeister Clemens Maier nutzte die Gelegenheit, um den Aktiven von TroAsyl zu danken. Die etwa 30 Aktiven leisteten wertvolle Arbeit, so Maier. „Das Thema Flüchtlinge ist noch nicht beendet. Es wird uns noch weiter beschäftigen“, sagt er mit Blick auf die neusten Entwicklungen in der Türkei. „Der Helferkreis ist ein Grund, warum die Integration der Flüchtlinge so ruhig und friedlich verlaufen ist. Sie leisten Arbeit, die nur durch Hauptamtliche nicht abzudecken wäre.“
Wer sich engagieren möchte, kann sich unter Telefon 015778241229 bei Rudi Kratt oder unter 07425/25108 bei Clara Frankenstein melden.