Begraben im „Garten der Hoffnung“
Pläne für Friedhofs-Neugestaltung vorgestellt: Öku-Urnen sollen verwendet werden
- Eine gepflegte Grabanlage mit individuellen Stelen aus heimischen Materialien für Einzelpersonen und Familien – so könnte ein Teil des Friedhofs Rietheim künftig aussehen. In der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend hat die Arbeitsgemeinschaft um Georg Faude von der örtlichen Gärtnerei, Arnulf Hosch von der gleichnamigen Gärtnerei in Tuttlingen und Bildhauer Frank Teufel ihre Planungen für die Neugestaltung vorgestellt. Sie trägt den Arbeitstitel „Der Garten der Hoffnung“.
Gleich mehrere Baustellen gebe es derzeit auf dem Friedhof, leitete Bürgermeister Jochen Arno ein. Die Mauer, die zu Beginn des Jahres vom Bewuchs befreit worden ist (wir berichteten), müsse saniert werden. Gleiches gelte für das Kirchgässle und auch über die Abgrenzung zum Parkplatz der Firma Marquardt müsse man sich Gedanken machen. Ein erster Schritt ist die Umgestaltung des freigewordenen Grabfeldes.
Die Arbeitsgemeinschaft plant in diesem Bereich eine in sich geschlossene Anlage für Urnengräber. Diese soll ein ergänzendes Angebot zum konventionellen Grab und der Urnenwand darstellen. „Als Gemeinde ist es wichtig, verschiedene Bestattungsformen anzubieten“, findet der Bürgermeister. In einem ersten Bauabschnitt sollen circa 20 Urnengräber entstehen. Je nach Bedarf sollen dann der zweite und dritte Abschnitt erweitert werden. „Die Anlage ist fertig, bevor die erste Bestattung stattfindet“, sagte Teufel. Und Hosch ergänzte, dass dies wichtig sei, damit das Angebot auch angenommen werde. Das Landschaftsarchitekturbüro Siegmund wird die Gesamtgestaltung der Anlage umsetzen.
Ausschließlich Öko-Urnen sollen verwendet werden, die in einer gut 80 Zentimeter hohen Röhre ins Erdreich gesetzt werden. „Die Röhre ist nach unten offen, oben wird sie zugeschraubt“, erklärte Teufel. So könne sich die Urne zersetzen. Wichtig ist der Arbeitsgemeinschaft, dass die Stelen aus heimischen Materialien gefertigt sind und die Anlage mit heimischen Pflanzen gestaltet wird. Gemeinderatsmitglied Richard Hartelt bemängelte die unebenen Bereiche auf dem Friedhof. Faude sagte, dass dieser Aspekt berücksichtigt werde. Auf dem Friedhof sollen Kieswege verlegt werden.
Auf Nachfrage berichtete Teufel, dass sich die Arbeitsgemeinschaft von dem Konzept in Wurmlingen distanziere. Die Stelen dort seien für vier Personen ausgelegt und würden so belegt, wie die Personen sterben. Anders die Planung für Rietheim: Die Grabstelle ist einer Einzelperson oder einer Familie vorbehalten. Zudem dürfe sich jeder seinen Platz aussuchen. Ebenso hebt die Arbeitsgemeinschaft hervor, dass die Stelen individuell gestaltet sein dürfen und Trauerrituale, wie eine Schale, erlaubt sind. „Wir wollen Vielfalt und Individualität. Die Beete sollen nicht akkurat sein“, betonte Teufel. Beete mit Stelen sollen entstehen. Die Pflege der Anlage will die Arbeitsgemeinschaft übernehmen, um „die Hinterbliebenen zu entlasten“, erklärte er.
Sie erwerben ein Komplettpaket, das die Pflege der gesamten Anlage für den Zeitraum der Nutzung sowie ein schlichtes Grabzeichen mit Inschrift beinhaltet. Zur Gewährleistung der vertraglich vereinbarten Leistungen werden die Mittel aus dem Kauf eines Grabes über die „Genossenschaft Württembergischer Friedhofsgärtner“zur treuhänderischen Verwaltung weitergeleitet. Arno sagte in der Sitzung, dass die Arbeitsgemeinschaft zunächst in Vorleistung gehe. Die Anlage soll dann über die Gräber finanziert werden, ergänzte Teufel.
Die neugegründete Baukommission soll nochmals mit der Arbeitsgemeinschaft ins Gespräch treten, berichtete Arno. Der Bürgermeister sagte abschließend, dass die vorgestellten Pläne ein Einstieg sein sollen, „um die Planung auf den Weg zu bringen. Wenn die Mauer fertig ist, dann können wir an die Umsetzung gehen“. Ein Zeitplan bezüglich der Mauersanierung liege noch nicht vor, sagte Arno im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Gesamtgestaltung des Friedhofs soll nächstes Jahr angegangen werden.