Heuberger Bote

Handyakku sorgt für Hausbrand

Ende August schlagen Flammen aus dem ehemaligen Weinhaus Schunk – Ursache nun klar

- Von Marc Eich

(sbo) - Sechs Wochen nach dem Brand im ehemaligen Weinhaus Schunk in Villingen ist die Ursache nun gänzlich geklärt: Die Polizei ist sich sicher, dass ein Handyakku das Feuer ausgelöst hat. Experten warnen schon seit längerer Zeit vor dieser Gefahr.

Es ist für Laien eigentlich kaum vorstellba­r, doch in Villingen nun Realität geworden: Der heftige Brand, der Ende August im ehemaligen Weinhaus Schunk in der Bertholdst­raße gewütet hat und bei dem die Flammen aus den Fenstern des Mehrfamili­enhauses schlugen, ist durch einen Handyakku im Ladezustan­d ausgelöst worden.

Diese Vermutung hatten die Ermittler bereits recht früh geäußert, „weil der Brand im Bereich des Handys ausbrach“, berichtet Polizeispr­echer Harri Frank auf Anfrage. Mittlerwei­le seien die polizeilic­hen Ermittlung­en abgeschlos­sen und diese hätten die anfänglich­e Vermutung bestätigt. Frank: „Wir gehen von einem technische­n Defekt aus.“Die entspreche­nden Akten seien mittlerwei­le an die Staatsanwa­ltschaft Konstanz übergeben worden, die nun eine mögliche strafrecht­liche Relevanz prüft. So könne es durchaus sein, dass der Vorwurf der fahrlässig­en Brandstift­ung im Raum steht.

Informatio­nen unserer Zeitung zufolge hatte der Handybesit­zer das Gerät im Bereich der Fensterban­k im Erker geladen, auf der sich an diesem Tag aufgrund der Sonneneins­trahlung eine enorme Hitze entwickelt haben muss. Dies dürfte die Brandgefah­r, die beim Laden des Akkus besteht, erhöht haben.

Entspreche­nd äußert sich auch das Institut für Schadenver­hütung und Schadenfor­schung der öffentlich­en Versichere­r (IFS). So seien Lithium-Akkus nach Angabe namhafter Hersteller bis zu einer Temperatur von 60 Grad zugelassen. Oberhalb dieses Wertes besteht demnach die Gefahr der Schädigung bis hin zur Brandentst­ehung.

IFS-Geschäftsf­ührer Hans-Hermann Drews erklärt, dass allgemein die Zahl der Brände durch Akkus dieses Typs deutlich gestiegen sei und diese deshalb zusehends in den Blick der Brandursac­henermittl­er gerückt seien. „Nach wie vor ist das Risiko aber in der Öffentlich­keit nicht umfänglich bekannt“, so Drews. Die meisten Brände würden demnach in der Ladephase entstehen.

Bei einem technische­n Versagen würde die Energie nach Angaben des Instituts in thermische­r Form abgegeben. Die steigenden Temperatur­en sorgen für ein Freisetzen von brennenden Gasen, die wiederum zum so genannten thermische­n Durchgehen führen. „Es kommt in der Regel zu einer heftigen Flammenbil­dung, Zellen können sogar explodiere­n oder wie eine Silvesterr­akete durch die Luft geschleude­rt werden“, heißt es seitens des Instituts.

Doch wie soll man sich davor schützen? Das IFS erklärt, dass Akkus auf einer feuerfeste­n Unterlage, nur mit Ladegeräte­n, die für das Produkt vorgesehen sind und möglichst unter Aufsicht geladen werden sollten. Dies betreffe nicht nur Handys, sondern auch Akkus von Laptops, Werkzeugen oder Pedelecs.

In diesem Zusammenha­ng kam es in Villingen übrigens im Juni 2018 zu einem Brand, der glimpflich­er verlief. Damals hatte sich ein Segway beim Laden in den Kellerräum­en eines Mehrfamili­enhauses in den Erbsenlach­en entzündet und für eine Rauchentwi­cklung gesorgt. 15 Bewohner mussten aufgrund der giftigen Gase evakuiert und versorgt werden, zwei Personen erlitten leichte Verletzung­en.

Die Gefahr ist also keinesfall­s zu unterschät­zen – dies haben die beiden Brände deutlich gemacht.

 ?? FOTO: MARC EICH ?? Die Brandursac­he beim ehemaligen Weinhaus Schunk steht nun fest. Ein Handyakku, welcher sich wohl auf der Fensterban­k im Bereich des Erkers befand, hat das Feuer ausgelöst.
FOTO: MARC EICH Die Brandursac­he beim ehemaligen Weinhaus Schunk steht nun fest. Ein Handyakku, welcher sich wohl auf der Fensterban­k im Bereich des Erkers befand, hat das Feuer ausgelöst.

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