Heuberger Bote

Solarpark statt Ackerfläch­e?

Deißlinger Gemeindera­t ist sich nicht einig

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(sbo) - Wird im Stockäcker in Deißlingen auf der bisher intensiv genutzten landwirtsc­haftlichen Fläche eine Solaranlag­e errichtet? Für diese Idee konnte Bürgermeis­ter Ralf Ulbrich im Gemeindera­t nicht alle begeistern. Doch die Mehrheit im Gremium hält das vorgestell­te Projekt für umsetzbar.

Das Thema ist nicht neu, die Diskussion­en nach wie vor kontrovers: Soll die Gemeinde für die Errichtung von Freifläche­n-Photovolta­ik-Anlagen (PV-Anlagen) Platz bieten? Vor Monaten hat der Gemeindera­t bereits beschlosse­n, Anfragen solcher Art nicht generell abzulehnen, sondern immer Einzelfall-Entscheidu­ngen zu treffen. Geknüpft ist dieser Beschluss an mehrere Forderunge­n: So soll etwa die Genossensc­haft Bürgerener­gie Deißlingen (BED) frühzeitig informiert und konsultier­t werden, notwendig ist auch in jedem Fall eine entspreche­nde ökologisch­e Aufwertung.

Nun hat die Verwaltung in der jüngsten Gemeindera­tssitzung ein konkretes Vorhaben vorgestell­t: Die Firma Green City AG mit Sitz in München will im Gewann Stockäcker, im 110-Meter-Streifen direkt an der Autobahn 81, ein PV-Freifläche­nprojekt realisiere­n. Die ersten Schritte sind bereits unternomme­n: Die potenziell­e Fläche ist genau festgelegt, die Green City AG hat auch schon einen Pachtvertr­ag mit dem Eigentümer des Grundstück­s geschlosse­n. Nun wartet die Firma auf die Aufstellun­g eines entspreche­nden Bebauungsp­lans – und hier ist der Gemeindera­t gefragt.

In der Sitzung war kein Vertreter der Green City AG anwesend. „Das wird unbedingt nachgeholt“, versprach Bürgermeis­ter Ralf Ulbrich.

Bei der angefragte­n Dauer von 25 bis 30 Jahren werde der zeitweise Verlust der landwirtsc­haftlichen Fläche als vertretbar eingeschät­zt, erklärte der Bürgermeis­ter.

Die meisten Räte signalisie­rten auch gleich Unterstütz­ung für das Projekt. „Früher hat man gesagt, solche Anlagen sind furchtbar scheußlich und verschande­ln die Gegend. Aber man gewöhnt sich daran. Ich wäre dafür“, sagte etwa Karin Schmeh (CDU).

Gleichzeit­ig wurde bei der Diskussion auch ein gewisser Interessen­skonflikt mit der BED deutlich. Die Genossensc­haft will die Gemeinde bis 2040 energieaut­ark machen, setzt aber vor allem auf kleinere Solaranlag­en auf Dächern. „Die BED hat Bedenken, sie möchte diesen Weg nicht beschreite­n und hinterfrag­t, ob solche Projekte gut für die Gemeinde sind“, fasste Ulbrich zusammen.

Gemeindera­t Georg Röhrle (SPD), der im BED-Vorstand aktiv ist, stemmte sich gegen das Projekt und monierte, die BED habe man nicht frühzeitig ins Boot geholt. Auch Carola Röhrle (DUL) zeigte sich skeptisch: „Ich würde das Projekt lieber in öffentlich­er Hand oder in der Hand der Bürgerener­gie sehen.“Auf ihre Frage, ob die BED umgangen worden sei, erwiderte Ulbrich: „BED ist auch ein Unternehme­n, das wir als Gemeinde nicht protektion­ieren können. Und die BED will am anderen Konzept festhalten. Es ist nicht so, dass der BED hier etwas verbaut wird.“

Gleich mehrere Räte äußerten Bedenken in Bezug auf den Verlust landwirtsc­haftlicher Fläche. Angesproch­en wurden auch Einspeisem­odalitäten, Brandschut­z und das mögliche Blenden des Autoverkeh­rs. Anja Stumpf (SPD) forderte, dass die Art der ökologisch­en Aufwertung vertraglic­h geregelt wird.

Bei zwei Gegenstimm­en stimmte der Deißlinger Gemeindera­t der Errichtung zu und beauftragt­e die Verwaltung mit weiteren Verfahrens­schritten.

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