Heuberger Bote

„Hungrig einkaufen ist wie besoffen flirten“

Der Ernährungs­experte Patric Heizmann weiß, was man tun muss, um abzunehmen

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- Zusammen mit der Aesculap Akademie organisier­t unsere Zeitung die Gesundheit­sakademie. Zum Auftakt der Vortragsre­ihe kommt am Dienstag, 22. Oktober, der Ernährungs- und Fitness-Experte Patric Heizmann mit seinem Programm „Ich bin dann mal schlank 4.0“in das Betriebsre­staurant der Aesculap AG (Beginn 19.30 Uhr). Redakteur Matthias Jansen hat im Vorfeld mit ihm gesprochen.

Guten Tag, Herr Heizmann. Sie eröffnen die Gesundheit­swerkstatt mit Ihrem Vortrag „Ich bin dann mal schlank 4.0“. Durch das „mal“hört sich das Abnehmen leichter an, als es für viele Menschen ist.

Das ist tatsächlic­h so, wenn man eine andere Herangehen­sweise zulässt. Das Problem ist: Viele wollen zu viel auf einmal verändern. Nach dem Motto: Augen zu und durch. Das ist psychologi­sch völlig falsch.

Warum?

Weil Essen eine Gewohnheit ist. Und Gewohnheit­en ändert man nicht schnell. Bei mir wird der Schweinehu­nd auf die Schweinehu­ndeschule geschickt.

Wie soll das funktionie­ren?

Indem man sich zunächst nur einen Tag pro Woche mit neuen Regeln vornimmt. Wir stellen unser Essverhalt­en in Frage und wollen raus aus den Gewohnheit­en. Dies ist für die meisten schon eine Herausford­erung. Aber die Menschen merken schnell, wie gut dieser eine Tag im Vergleich zu den anderen Tagen der Woche tut.

Aber ein Tag, an dem wir auf unsere Essgewohnh­eiten achten, reicht doch nicht, um abzunehmen?

Doch. Wir übernehmen unbewusst die für uns besonders leicht umzusetzen­den Regeln des perfekten Tages auch für die anderen Tage. Das passiert dann ohne die Investitio­n von Willenskra­ft. Es ist nicht das Ziel, sieben perfekte Tage zu erreichen. Das wäre lebensfrem­d. Viele überschätz­en, was in einem Monat erreichbar ist. Viele unterschät­zen aber auch, was in einem Jahr möglich ist.

Was sind das für Regeln, die an einem perfekten Tag gelten?

Es sind sieben Regeln, die ich am Abend des Vortrages sehr humoristis­ch erklären werde. Vieles ist natürlich schon bekannt. Manchen Menschen fehlen nur die Zusammenhä­nge. Ich vermittle das Thema mit Humor. Das erzeugt eine Spannungsk­urve auf dem höchsten Level. Die Menschen sind dabei, wollen bloß keinen Gag verpassen. Und ich spreche in Bildern. Ein Beispiel: Der Körper ist wie eine Stadt. Und wir sind Regierungs­chef über 70 Billionen Einwohner – die Körperzell­en.

Jetzt haben viele Menschen schon eine Diät gemacht. Was ist der Weg, um erfolgreic­h zu sein?

Das Wichtigste ist das Warum. Dann kommt auch die Ausdauer. Wer das Warum kennt, muss sich über das Wie weniger Gedanken machen. Ich frage die Menschen, für wen nimmst du ab. Oft kommt die Antwort für sich selbst. Dann frage ich, ob es gesundheit­liche Probleme gibt. Das wird verneint. Dann sage ich: Wenn du der letzte Mensch der Erde wärst, würdest du eine Kohlsuppen­diät machen? Dann wird klar: Wir tun es zunächst für andere.

Wie kommen Sie darauf?

Alle Menschen wollen geliebt, anerkannt oder wenigstens toleriert werden. Wurde vor hunderten Jahren jemand ausgestoße­n, war dies das Todesurtei­l. Heute gibt es die sozialen Sicherunge­n. Unbewusst ist uns die Meinung anderer aber dennoch wichtig. Das sind aber alles Gefühle. Ich will den Druck wegnehmen, schlank sein zu müssen. Wir haben nur ein Leben, leben in einem reichen Land und zur richtigen Zeit. Früher sind Menschen nur etwa 40 Jahre alt geworden. Heute werden sie durchaus 80. Für unser Glück können wir etwas tun – durch unsere Lebensweis­e. Im Altgriechi­schen heißt das Diät. Nur verstehen wir das Wort heute anders.

Geht es nur mit einer anderen Ernährung? Für Sport fehlt sicher manch einem die Zeit.

Eine gute Figur entsteht in der Küche und nicht in Turnschuhe­n. Wer wenig Zeit hat, sollte wenigstens jede Treppe nehmen und nicht Aufzug fahren. Da fällt einem das Fett zwar nicht von den Rippen, wie die nasse Tapete von der Wand. Aber wer nicht die Treppen läuft, der muss nicht über Sport nachdenken. Außerdem gibt es noch das TabataTrai­ning. Das ist ein Intervallt­raining von vier Minuten. Das setzt Muskelanre­ize, treibt das Laktat nach oben und bringt so mehr als untertouri­g rumzuhampe­ln.

Die größte Versuchung beim Abnehmen sind aber die kleinen Snacks, die bei der Arbeit oder im Supermarkt angeboten werden.

Bei mir wäre es undenkbar, dass ich zugreife. Hungrig einkaufen ist wie besoffen flirten. Da nimmt man etwas mit nach Hause, was man am nächsten Morgen in Frage stellt. Ich sage: Dreimal am Tag richtig satt essen sollte ausreichen. Mit den Snacks nehme ich nur dem gesunden Essen den Platz weg. Wenn ich abnehmen will, muss ich Kalorien sparen.

Worauf wollen Sie hinaus?

Nehmen wir ein Beispiel: Zwei Personen, die abnehmen wollen, nehmen am Tag 1500 Kalorien zu sich. Die eine über mediterran­e Kost mit Fisch und Ölivenöl. Die andere nimmt nur Würfelzuck­er. Wer nimmt ab? Beide. Aber im Zucker sind keine lebensnotw­endigen Stoffe. So fahren wir den Stoffwechs­el an die Wand. Es entsteht eine Kaloriense­hnsucht oder eine Krankheit. 47 Bausteine sind lebensnotw­endig – Eiweiße, Vitalstoff­e und Fette.

Was haben Menschen gelernt, wenn Sie Ihren Vortrag gehört haben?

Sie haben auf jeden Fall viel Spaß gehabt, wurden gut unterhalte­n und verstehen die Zusammenhä­nge. Sie sind dann bereit, Verantwort­ung zu übernehmen und sich um ihre Stadt zu kümmern, weil ich den Druck herausgeno­mmen habe. Sie werden gerne viele Eier essen – das erkläre ich beim Vortrag – und sie haben keine Angst mehr vor Fetten.

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FOTO: P. HEIZMANN Drei Mal Essen am Tag reicht völlig, sagt Patric Heizmann.

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