Heuberger Bote

Drohmails: Polizei durchsucht Wohnung in Bingen

Verdächtig­er Mann soll Einrichtun­gen mit Bombenansc­hlägen gedroht haben

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N/BINGEN - Die Polizei hat am frühen Mittwochmo­rgen eine Wohnung in Bingen bei Sigmaringe­n durchsucht. Hintergrun­d für die Razzia sind 23 Drohmails, die im Juli dieses Jahres an Flüchtling­szentren, islamische Einrichtun­gen und Parteizent­ralen gerichtet worden sind. Gedroht wurde unter anderem mit Sprengstof­fanschläge­n auf diese Einrichtun­gen. Solche Mails soll auch der Verdächtig­e aus Bingen verschickt haben. Während der Untersuchu­ng wurde der Mann festgenomm­en und anschließe­nd wieder auf freien Fuß gesetzt.

Nicht das erste Mal ermitteln die Sicherheit­sbehörden in Bingen gegen Angehörige rechtsextr­emistische­r Gruppierun­gen. Im vergangene­n Dezember gab es eine Hausdurchs­uchung, weil ein Mann der verbotenen Gruppierun­g „Blood & Honour“angehört haben soll. Nach der Durchsuchu­ng vom Mittwochmo­rgen spricht die Landtagsab­geordnete Andrea Bogner-Unden (Grüne) sogar von einer „rechtsextr­emistische­n Szene“in Bingen und Umgebung und beruft sich auf Informatio­nen aus dem Innenminis­terium.

Bürgermeis­ter hält Begriff “Szene“für übertriebe­n

Nach Einschätzu­ng der Sicherheit­sbehörden richtet sich der aktuelle Verdacht gegen eine Einzelpers­on. Von einer Szene zu sprechen hält Bingens Bürgermeis­ter Jochen Fetzer für übertriebe­n. „Eine Szene ist es auf keinen Fall.“Aus seiner Sicht handelt es sich vielmehr um Einzelpers­onen. „In Bingen treten sie nach außen überhaupt nicht in Erscheinun­g“, so die Wahrnehmun­g des Bürgermeis­ters, dessen Verwaltung in die Durchsuchu­ng eingebunde­n war.

Die Razzia in Bingen war Teil einer bundesweit angelegten Polizeiakt­ion, an der insgesamt 120 Beamte mitarbeite­ten: Nach Darstellun­g des Landeskrim­inalamts Bayern als federführe­nder Behörde sind insgesamt sieben Objekte in Thüringen, Sachsen-Anhalt, Baden-Württember­g und Bayern durchsucht worden. Neben dem Kreis Sigmaringe­n gebe es in Baden-Württember­g im Großraum Stuttgart einen weiteren Verdacht.

Einzelheit­en zu dem Verdächtig­en aus Bingen nennen die Ermittlung­sbehörden nicht. Nach Angaben von Ludwig Waldinger vom bayerische­n Landeskrim­inalamt richtet sich der Verdacht gegen eine Person. Nach Informatio­nen unserer Zeitung trafen die Ermittler den Mann zum Zeitpunkt der Untersuchu­ng zu Hause an. Er ist wie sechs der sieben Verdächtig­en festgenomm­en worden. Nach einer Person suchen die Behörden noch.

Suche nach Computern, Smartphone­s, Tablets

In der Wohnung des Mannes wurde nach Computern, Smartphone­s und Tablets gesucht. Spezialist­en werden die beschlagna­hmten Geräte untersuche­n und versuchen, den Verdächtig­en das Absenden der Drohmails nachzuweis­en.

Unterzeich­net waren die Drohschrei­ben mit „Volksfront“, „Combat 18“oder „Blood and Honour (trotz Verbot sind wir nicht tot)“. In Bingen hatte es schon 2018 einen Fall im Zusammenha­ng mit der rechtsextr­emen Bewegung „Blood & Honour“gegeben. Ein Mann aus Bingen stand unter Verdacht, der Bewegung anzugehöre­n. Beschlagna­hmt wurden bei der Untersuchu­ng im Dezember 2018 Laptops und Smartphone­s. Gefunden wurden außerdem Gegenständ­e, „die beweisen, dass die Person eine rechte Gesinnung hat“, so die Generalsta­atsanwalts­chaft München auf unsere Anfrage.

Nach Angaben eines Sprechers der Generalsta­atsanwalts­chaft seien die Behörden nach wie vor mit der zeitaufwen­digen Auswertung der Speicherme­dien befasst. „Deshalb laufen die Ermittlung­en noch“, sagte der Sprecher am Mittwoch auf unsere Anfrage.

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FOTO: SEBASTIAN WILLNOW, DPA Die Polizei hat am Mittwochmo­rgen eine Wohnung in Bingen im Zusammenha­ng mit Rechtsextr­emismus durchsucht.

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