Über Nacht „verdammt gut“für Deutschland
„Robin wer?“dürften nach dem Länderspieldebüt des Freiburgers Robin Koch nicht mehr so viele denken
(dpa) - Es hört sich tatsächlich wie ein Märchen an in einer Zeit des durchgeplanten und hochkommerzialisierten Profifußballs. Nicht wenige der knapp sieben Millionen Fernsehzuschauer dürften sich am Mittwoch vor dem 2:2 (2:0) der deutschen Nationalmannschaft im Freundschaftsspiel gegen Argentinien bei der Trikotnummer 4 die Frage gestellt haben: Robin wer?
Sozusagen über Nacht ist aus dem veranlagten Freiburger BundesligaVerteidiger Robin Koch ein landesweit bekannter Nationalspieler geworden. „Ich habe das noch gar nicht alles realisiert. Das ist alles so schnell gegangen“, sagte der 23 Jahre alte Debütant nach dem Testspiel. „Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Das versuche ich jetzt mitzunehmen.“
Als Länderspielneulinge Nummer 102 und 103 in seiner Zeit als Bundestrainer hatte Joachim Löw das Freiburger Duo Koch und Luca Waldschmidt in Dortmund in die Startelf gestellt. Und das nur einen Tag nach der überraschenden Ankunft des nachnominierten Koch im Kreis der Mannschaft. Der in Kaiserslautern geborene Defensivspieler, Sohn des 90er-Jahre-BundesligaKultspielers Harry Koch, trat gegen den zweimaligen Weltmeister lange Zeit so auf, als habe er zuvor nichts anderes gemacht. „Der Robin Koch hinten in der Abwehr war sehr stabil, war selbstbewusst, hatte eine gute Ausstrahlung. Er kam am Tag vorher zur Mannschaft und hat keine Anzeichen von Nervosität gezeigt“, lobte Löw den Überraschungsneuling.
Später beförderte der Bundestrainer angesichts von gleich 15 verletzungsoder krankheitsbedingten Ausfällen auch noch den Leverkusener Nadiem Amiri und den Schalker Suat Serdar zu Nationalspielern. Und einige der Neuen hätten ihre Sache gleich „verdammt gut“gemacht, lobte Löw. Was besonders auf Koch zutrifft, auch wenn er wie alle seine Kollegen in der Spätphase des Spiels arg wackelte. Dass er sich über die vergebene 2:0-Führung „extrem“ärgerte, darf durchaus als zusätzlicher Pluspunkt für Koch gelten.
Robin wer? Beim 1. FC Kaiserslautern, wo sich Vater Harry Koch den Ruf eines kantigen Bundesliga-Verteidigers verdient hatte, begann der Neu-Nationalspieler mit dem Fußball. Später kam er über den Umweg SV Dörbach und Eintracht Trier zur zweiten Mannschaft des FCK zurück, ehe er 2017 für vier Millionen Euro nach Freiburg wechselte. Dort wurde Koch unter Trainer Christian Streich schnell zum Stammspieler. Der jüngste Aufschwung der Badener brachte den fünfmaligen U21-Nationalspieler dann ins Blickfeld des Bundestrainers.
Kochs Papa Harry wurde ein Einsatz im Nationalteam verwehrt. „Ich denke schon, dass er sich empfohlen hat. Ich hoffe, dass der Weg nach oben geht“, sagte der 49-Jährige am Mittwoch und lobte: „Er hat seine Sache sehr gut gemacht.“Auch die Mitspieler hatte Robin Koch beeindruckt. „Er hat eine gute Ruhe am Ball und körperliche Präsenz“, bemerkte Aushilfskapitän Joshua Kimmich.
Löw blendete die natürlich auch noch sichtbaren Defizite bei seinen Debütanten Nummer 102 bis 105 wohlwollend aus und sagte nur: „Uns hat nach dem 2:1 ein bisschen der Mut verlassen.“Kochs Freiburger Clubkollege Waldschmidt (23 Jahre alt) habe „viele Wege gemacht“und sei auch „körperlich sehr präsent“gewesen. Amiri und Serdar (beide 22) seien in einer Phase ins Spiel gekommen, in der sie „viel nach hinten arbeiten“mussten, sagte der DFBCoach. „Beide haben ja so ein bisschen ihre Stärken im Spiel nach vorne.“