Der Meister soll wieder kommen
(lh) - Vor 15 Jahren wurde die Meisterpflicht in mehr als 50 Berufen abgeschafft, im kommenden Jahr soll sie in zwölf von ihnen wieder eingeführt werden. Dieser Vorschlag der schwarz-roten Koalition im Bund wird auch von den Handwerkern im Kreis Sigmaringen befürwortet. 2004 wollte die Bundesregierung mit einer Reform der Handwerksordnung einfachere Tätigkeiten für Selbstständige öffnen.
Vor der Umstellung durften Betriebe nur von ausgebildeten Handwerksmeistern geführt werden. Nun soll dieser Vorgang rückgängig gemacht und die Meisterpflicht unter anderem für Fliesenleger, Raumausstatter und Glasveredler wieder eingeführt werden.
Michael Miller, Fliesenlegermeister aus Krauchenwies, blickt positiv auf die geplante Wiedereinführung der Meisterpflicht in seinem Gewerk. „Es geht da ja gar nicht immer um Konkurrenz. Wir müssen auch daran denken, dass Lehrlinge ausgebildet werden müssen“, sagt Miller. Durch den Wegfall der Meisterpflicht ging seiner Meinung nach viel Professionalität verloren. Immer wieder sieht er sich mit „unsachgemäßen Arbeiten und Pfusch“konfrontiert und erklärt: „Ich bin es ja, der das dann beseitigen muss. Aber ich kann ja nicht das ganze Bad aufhämmern, wenn ich nicht weiß, was ein anderer da gewerkelt hat.“Einen gravierenden Nachteil durch die Abschaffung der Meisterpflicht hatte Miller nicht, er habe einen „festen Kundenstamm“. Dennoch wisse er, dass „Kollegen aus anderen Landkreisen durchaus zu kämpfen hatten“.
Was „damals in die Politik gefahren ist“, weiß Eduard Hahn aus Sigmaringendorf nicht so genau. Der 78Jährige ist Raumausstattermeister, Ehrenobermeister der Innung und seit mehreren Jahrzehnten im Geschäft. Seine Erkenntnis aus den vergangenen Jahren: Die vermeintlich billigeren, neuen Betriebe haben eine kurze Lebenszeit und sind bei Reklamationsfällen oft nicht mehr existent. „Nach der Reform haben auch wir gemerkt, dass es viele neue Betriebe gab, die sich auch noch andere Gewerke haben eintragen lassen.“
Er hat 1966 seinen Meister als Raumausstatter gemacht und nimmt heute noch kleinere Aufträge an. Zudem war er mehrere Jahre im Meisterprüfungsausschuss und ist sich sicher, dass der „Meister noch gefragt ist“, auch wenn „viele eine akademische Laufbahn anstreben und nach der Gesellenprüfung auf die Uni wechseln“.
In seinen Augen bietet der Meister eine Chance „sich selbständig zu machen oder auch bei großen Einrichtungshäusern anzufangen“. Für Hahn bringt der Titel aber auch eine Verantwortung mit für den Fortbestand des Handwerks. Denn „ohne Meister gibt es keine vernünftige Ausbildung für die kommenden Generationen“, so der 78-Jährige. Hahn führt seinen Betrieb in vierter Generation, Ende des Jahres möchte er ihn aufgeben – unabhängig der Wiedereinführung der Meisterpflicht.