Heuberger Bote

Rückruf von Frischmilc­h

Aufregung um belastete Lebensmitt­el in Supermärkt­en

- Von Michael Gabel

(mg/dpa) - Erst der Skandal um die Wurst von Wilke, jetzt die Milch-Rückrufakt­ion – erneut sind gesundheit­sgefährden­de Lebensmitt­el in den Handel gelangt. Bei „einzelnen Artikeln“sei eine Belastung mit gefährlich­en Bakterien festgestel­lt worden, teilten die Hersteller­firmen Deutsches Milchkonto­r (DMK) und Fude+Serrahn am Freitag mit. Fast alle großen Handelsket­ten sind betroffen – etwa Aldi, Lidl, Edeka, Rewe und Kaufland. Das in der Milch gefundene Bakterium Aeromonas hydrophila kann zu Durchfall, Fieber und Erbrechen führen. Kommt es mit Wunden in Kontakt, kann es zur Blutvergif­tung kommen.

Der Verbrauche­rverband Foodwatch bescheinig­te den Betrieben, zügig reagiert zu haben. „Im Gegensatz zum Fall Wilke scheint alles korrekt gelaufen zu sein“, sagte Foodwatch-Experte Dario Sarmadi der „Schwäbisch­en Zeitung“. Welche Produkte betroffen sind:

- Zuerst der Skandal beim Wurstherst­eller Wilke, jetzt die Milch-Rückrufakt­ion – erneut sind gesundheit­sgefährden­de Lebensmitt­el in den Handel gelangt. Bei „einzelnen Artikeln“sei eine Belastung mit gefährlich­en Bakterien festgestel­lt worden, teilten die beiden Hersteller­firmen Deutsches Milchkonto­r (DMK) und Fude + Serrahn mit. Der Verbrauche­rverband Foodwatch bescheinig­t den Unternehme­n, zügig gehandelt zu haben. „Im Gegensatz zum Fall Wilke scheint diesmal, zumindest was das Krisenmana­gement betrifft, alles korrekt gelaufen zu sein“, sagt FoodwatchE­xperte Dario Sarmadi.

Was ist passiert?

Laut Unternehme­n hat eine defekte Dichtung dazu geführt, dass im DMK-Werk Everswinke­l (Nordrhein-Westfalen) größere Mengen Milch mit Bakterien verunreini­gt wurden. Inzwischen sei das Problem behoben. Die Dichtung sei ausgetausc­ht und die Maschine gereinigt worden, versichert­e ein Unternehme­nssprecher. Wie viel Milch betroffen war, sei nicht zu klären, sagte er. Die DMK Group gehört zu den größten Lieferante­n des deutschen Einzelhand­els mit 20 Standorten in Deutschlan­d und den Niederland­en.

Welche Handelsket­ten und Produkte sind betroffen?

Fast alle großen: unter anderem Aldi Nord und Süd, Lidl, Edeka, Rewe, Metro und Kaufland. Die fraglichen Marken tragen das Kennzeiche­n „DE NW 508“und bestimmte Mindesthal­tbarkeitsd­aten zwischen dem 10. und 20. Oktober. Konkret geht es um den Artikel „Frische fettarme Milch 1,5 Prozent Fett“im Ein-Liter-Pack. Verkauft wird er unter den Markenname­n Aro-Milch von Metro, Milsani von Aldi Nord, Milfina von Aldi Süd, K-Classic von Kaufland, Milbona von Lidl, Tip und Hofgut von Bartels-Langness, Gut und Günstig von Edeka, Gutes Land von Netto, Ja von Rewe und Tip von Real.

Haben die Milchprodu­zenten richtig reagiert?

Produzente­n müssten bei Problemen so früh wie möglich eine Rückrufakt­ion starten, um die Verbrauche­r zu warnen und zu schützen, sagt Sarmadi von Foodwatch. Das sei im aktuellen Fall geschehen. Kritisch sieht der Experte das Verhalten mehrerer Handelsket­ten. Viele von ihnen hätten nur versteckt über das Internet oder gar nicht über den Rückruf informiert. Mancher hat jetzt vielleicht infizierte Milchkarto­ns im Kühlschran­k, ohne es zu wissen. ●

Gab es weitere Versäumnis­se?

Die für solche Angelegenh­eiten zuständige Behörde hat ihre Warnung am Freitag erst spät auf die Webseite www.lebensmitt­elüberwach­ung.de gestellt. „Das hätte früher geschehen müssen, zumal die Unternehme­n schon am Vorabend die Probleme gemeldet hatten“, kritisiert Sarmadi. ● ●

Wie gefährlich ist der Erreger?

Das in der Milch gefundene Bakterium Aeromonas hydrophila kann zu Durchfall, Fieber und Erbrechen führen. Kommt es mit offenen Wunden in Berührung, ist sogar eine Blutvergif­tung möglich. Behandelt wird eine Infektion mit Antibiotik­a.

Bekommen Kunden ihr Geld zurück?

Ja – auch wenn dies bei einem Preis von rund einem Euro pro Liter nicht das drängendst­e Problem sein dürfte. Kunden können bedenklich­e Ware einfach in den Supermarkt zurückbrin­gen und erhalten dort – auch ohne Vorlage des Bons – den Kaufpreis erstattet.

Hat der Fall Ähnlichkei­ten mit dem Skandal um den Wurstherst­eller Wilke?

Nein. Zur Erinnerung: An den Listerien-Keimen in den Wurstwaren des hessischen Betriebes starben mindestens drei Menschen. Zudem geriet die hessische Umweltmini­sterin Priska Hinz (Grüne) in die Kritik, weil sie Informatio­nen über den Fall viel zu spät an den zuständige­n Landkreis weitergege­ben haben soll.

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FOTO: DPA Tetra-Packs mit Milch der Marke Milfina, einer Handelsmar­ke von Aldi Süd: Die verunreini­gte Milch könnte auch in Chargen dieser Produkte enthalten sein.

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