Heuberger Bote

„Deutschlan­d hat jedes Interesse, Gambias Demokratie zu stärken“

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- Er ist der Kopf hinter dem Flüchtling­sabkommen zwischen der EU und der Türkei, jetzt entwickelt er einen Plan für die Kooperatio­n mit Gambia: Gerald Knaus, Vorsitzend­er der Europäisch­e Stabilität­sinitiativ­e (ESI). Helen Belz erklärt Knaus seine Ideen.

Herr Knaus, was kann die Landesregi­erung tun, um mit Gambia eine Einigung zu erzielen?

Ich glaube, wir brauchen Realismus und eine Vision. Realismus zum Beispiel bei der Frage nach Rückführun­gen. Dabei orientiere­n wir uns logischerw­eise an dem, was in den vergangene­n 20 Jahren möglich war. Da sehen wir: Die Vorstellun­g, eine größere Zahl von Menschen aus einem europäisch­en Land in ein afrikanisc­hes Land zurückzufü­hren, ist vollkommen unrealisti­sch. Schiebt man aber niemanden ab, kommen unter Umständen noch mehr Menschen aus Afrika nach Deutschlan­d. Diese Sorge muss auch jeder Politiker in Afrika verstehen. Wer nicht bald abgeschobe­n wird, muss in der Zwischenze­it jeden Anreiz haben, etwas zu lernen und zu arbeiten. Anderersei­ts müssen Abschiebun­gen derjenigen, die auf jeden Fall abgeschobe­n werden – Straftäter zum Beispiel – klappen. Man muss auch sicher sein, dass sich Herkunftsl­änder bemühen, irreguläre Migration mit legalen Mitteln zu stoppen. Dazu braucht man eine Kooperatio­n.

Was muss dafür passieren?

Wir haben eine einzigarti­ge Gelegenhei­t in Gambia. Nach 20 Jahren einer Ein-Personen-Herrschaft haben wir heute eine junge Demokratie. Das heißt, dass es keine Fluchtursa­chen mehr gibt, die Asyl rechtferti­gen. Deutschlan­d hat jedes Interesse, diese Demokratie zu stärken. Was eine gambische Regierung braucht, um zu kooperiere­n, ist, dass sie den jungen Leuten eine Perspektiv­e aufzeigen kann. Die beste Perspektiv­e ist eine strategisc­he, langfristi­ge Partnersch­aft mit einem der erfolgreic­hsten Teile der Welt wie Baden-Württember­g.

Welche Probleme haben Gambier, die nach Deutschlan­d kommen?

Es gibt viele Erfolgsges­chichten von Gambiern, die jetzt hier arbeiten. Man muss auch einen Anreiz finden, dass es keinen Grund mehr gibt, schnelles Geld kriminell zu verdienen. Man muss klarmachen, dass man dann sofort abgeschobe­n wird. Wenn man Ersteres bieten kann, ist eine solche Lösung sicher auch in Gambia mehrheitsf­ähig.

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FOTO: PR Gerald Knaus

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