Heuberger Bote

Mutmaßlich­er Attentäter von Halle legt Geständnis ab

Nach dem Terroransc­hlag vor einer Synagoge bestätigt der 27-Jährige sein rechtsextr­emes Motiv – Menschen gedenken der Opfer

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(dpa) - Der Attentäter von Halle hat ein umfangreic­hes Geständnis abgelegt. Dabei bestätigte er ein rechtsextr­emistische­s, antisemiti­sches Motiv. Das sagte ein Sprecher der Bundesanwa­ltschaft am Freitag in Karlsruhe. Der 27-jährige Stephan B. sagte demnach am Donnerstag­abend beim Ermittlung­srichter des Bundesgeri­chtshofs in einer Vernehmung aus.

„Es wäre unsinnig, da etwas abzustreit­en, und das hat er auch nicht getan“, sagte der Verteidige­r des Attentäter­s, der Karlsruher Anwalt HansDieter Weber, dem SWR. Sein Mandant Stephan B. sei intelligen­t, wortgewand­t, aber sozial isoliert. Auslöser für die Tat sei gewesen, dass er andere für eigene Probleme verantwort­lich mache.

B. sitzt inzwischen in Untersuchu­ngshaft. Der Haftbefehl legt ihm zweifachen Mord und siebenfach­en Mordversuc­h zur Last. Nach Einschätzu­ng der Ermittler wollte er bei dem Anschlag am Mittwoch ein Massaker anrichten und Nachahmer zu ähnlichen Taten anstiften. Er sollte am Freitag aus Karlsruhe zurück nach Halle ins Gefängnis gebracht werden.

B. hatte zunächst versucht, sich mit Waffengewa­lt Zutritt zu einer Synagoge in Halle zu verschaffe­n. Als ihm dies nicht gelang, erschoss er eine Passantin und einen Mann in einem Döner-Imbiss. Dazu sagte der Anwalt laut SWR, aus Sicht seines Mandanten sei die Tat „schiefgega­ngen“. Zielrichtu­ng sei eine andere gewesen; die Opfer, die es gegeben habe, seien nicht vorgesehen gewesen.

In Halle und weiteren Städten gedachten am Freitag Hunderte Menschen der Opfer des Terroransc­hlags. Der Abschluss von Veranstalt­ungen zum Oberbürger­meisterWah­lkampf in Halle wurde abgesagt. Zwischenze­itlich protestier­ten zahlreiche Menschen bei einer Demonstrat­ion gegen rechts gegen einen stadtbekan­nten Rechtsextr­emen, der nur wenige Meter entfernt per Lautsprech­er Parolen vom Dach seines Autos rief.

Schärfere Gesetze gefordert

In der Debatte um Konsequenz­en aus der Bluttat forderte die CDUVorsitz­ende Annegret Kramp-Karrenbaue­r schärfere Sicherheit­sgesetze für Deutschlan­d. Die Sicherheit­sbehörden und Nachrichte­ndienste bräuchten unter anderem längere DNA-Speicherfr­isten. „Hier wird unser Land und seine Grundordnu­ng von innen angegriffe­n“, sagte Kramp-Karrenbaue­r dem Berliner „Tagesspieg­el“.

Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) will die bereits geplante Reform für eine bessere Bekämpfung des Rechtsextr­emismus beschleuni­gen. Familienmi­nisterin Franziska Giffey (SPD) kündigte an, dass sie die Mittel für die Arbeit gegen Antisemiti­smus aufstocken möchte.

Nach Erkenntnis­sen der Sicherheit­sbehörden hatte B. bei seinem Angriff auf die Synagoge vier Schusswaff­en und Sprengsätz­e bei sich. Ermittler fanden in Wohnräumen des Tatverdäch­tigen einen 3-DDrucker, was den Verdacht untermauer­t, er habe seine Waffen selbst hergestell­t.

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FOTO: DPA Menschen legen an der Synagoge Blumen und Kerzen nieder.

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