Heuberger Bote

Von innen heraus

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„O je. Wo fange ich da an?“Das Kirchweihf­est steht im Kalender. Hierzu das Sonntagslä­uten. Da sind so viele Gedanken im Kopf. Schreibe ich davon, wie mir im Theologies­tudium das Leben des Hl. Franz von Assisi geholfen hat, meinen Platz in der Kirche zu finden? Als Ministrant und Jugendleit­er aus einem kleinen Dorf hatte ich bis dahin Kirche eigentlich nur positiv erlebt. Im Studium der Kirchenges­chichte kam relativ bald die große Krise. Einerseits lernte ich eindrucksv­olle Heilige kennen, darunter auch Mystiker, die mir zu wichtigen Wegweisern wurden. Anderersei­ts: Wieviel Übles in der Kirchenges­chichte. Wieviel war und ist da gar nicht „evangelium­sgemäss“Und dann gibt es da einen Franz von Assisi, der in eine große Suche nach Sinn für sein Leben gerät und eines Tages die Stimme des Gekreuzigt­en hört. „Franziskus, siehst du nicht, wie meine Kirche zerfällt? Baue meine Kirche wieder auf“- Höre ich richtig? Jesus spricht im Blick auf diese von Macht und Prunk geprägte Kirche von „meiner Kirche“? Wo wir doch in solchen Situatione­n auf Distanz gehen und (oft zurecht) wissen, was „die Kirche“alles falsch macht? Und Jesus spricht von seiner Kirche? An der er leidet? Die Heilung und Erneuerung braucht? Auf vielerlei Weise bringt er diese Erneuerung in Gang. Auch durch Kritik von außen. Und zugleich durch Menschen, die wie Franz von Assisi von innen her versuchen, das, was sie erkannt haben, nicht mit Wut, sondern mit viel Raum für die Liebe Jesu zu leben. Und dadurch heilend da zu sein. Wenigstens so gut es geht. Dazu passt, was kürzlich ein Arzt im Blick auf eine Wunde sagte, die lange nicht zuheilen wollte. „Ja, das dauert“, sagte er. „Das muss eben von innen heraus heilen.“Pfarrer Johannes Amann, Böttingen

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Johannes Amann

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