Immer mehr fahren E-Auto
Zahl der Zulassungen steigt seit 2016 stetig – Selbsttest: Guter Zug und extrem leise Fahrweise
- Sie ist in aller Munde: die Elektromobilität. Doch wie viele Elektro- und Hybrid-Fahrzeuge sind zugelassen? Und wie verhält sich ein elektrisch fahrendes Auto in der Praxis? Unsere Zeitung hat bei entsprechenden Stellen nachgefragt – und einen Selbsttest gewagt.
130 068 Fahrzeuge sind im Landkreis Tuttlingen, Stand 30. Juni, zugelassen. 88 075 sind Pkw, 976 davon als E-Auto zugelassen, teilt Nadja Seibert vom Landratsamt auf Nachfrage mit. Im vergangenen Jahr wurden Neuzulassungen für 321 Elektrofahrzeuge beim Landratsamt beantragt. Davon waren 68 Neuzulassungen für rein elektrisch fahrende Autos. Der Rest entfällt auf sogenannte HybridFahrzeuge, die zusätzlich mit einem Verbrennungsmotor ausgestattet sind. Die Zahl der Neuzulassungen hat sich seit 2015 gut verfünffacht. Zum Vergleich: Insgesamt sind im Kreis Tuttlingen im vergangenen Jahr 6874 Fahrzeuge neu zugelassen worden.
„Das Thema Elektromobilität wird immer wichtiger, auch wenn die Zahl der zugelassenen E-Fahrzeuge noch relativ gering ist“, sagt Landrat Stefan Bär. „Vieles muss noch getan werden, um die Attraktivität von EFahrzeugen für den Verbraucher zu steigern, begonnen beim Fahrzeugpreis, über die Ladedauer bis hin zur Ladesäuleninfrastruktur. Hier ist der Landkreis Tuttlingen mit der Ladesäuleninitiative ,e-mobil im Landkreis Tuttlingen – innovativ I nachhaltig’ gemeinsam mit den Kreisgemeinden bereits auf einem guten Weg um flächendeckend Lademöglichkeiten anbieten zu können“, schildert er.
Dass Beratungsbedarf besteht, und sich Kommunen inzwischen intensiv mit dem Thema Elektromobilität und öffentlicher Ladeinfrastruktur beschäftigen, bestätigt auch Yvonne Schweickhardt. Die Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Energieversorgungsunternehmens Badenova sagt: „Die Zahl der Anfragen von Kommunen und Gewerbetreibenden ist seit vergangenem Jahr rasant gestiegen.“Sie betont, dass klug analysiert werden müsse, wo geeignete Orte für Ladepunkte sind. „E-Mobilität wird erfolgreich, wenn Laden dort möglich ist, wo Autos längere Standzeiten haben. Das ist zu Hause und beim Arbeitgeber der Fall“, erläutert Schweickhardt.
Nicht nur Politik, Kommunen und Privatleute treibt das Thema der emissionsfreien Fortbewegung um. Wer Radio oder Fernsehen einschaltet, bekommt die neuesten Angebote verschiedener Automobilhersteller unterbreitet. „Das Interesse ist auf jeden Fall da“, sagt Arban Jashari vom Tuttlinger Autohaus Riess. Die Smart-Reihe, eine Automobilmarke von Daimler, werde nur noch mit Elektroantrieb gebaut, schildert der Vertriebsassistent. Der Stadtflitzer habe eine reale Reichweite von 120 Kilometern, angegeben seien 160.
Für unseren Selbsttest hat Jashari ein C-KlasseHybrid-Modell vorbereitet. Der „C 300 de“hat insgesamt 306 PS. Die Reichweite, wenn das Auto rein elektrisch gefahren werde, liege bei knapp 60 Kilometern. In der Praxis schätzt Jashari, dass man um die 40 Kilometer weit kommt. „Innerhalb von Tuttlingen lohnt sich das schon“, sagt er. Das Hybrid-Modell koste im Vergleich zum reinen Verbrennungsmotor um die 2000 bis 3000 Euro mehr.
Der Akku befindet sich im Kofferraum. Dort sind auch zwei Ladekabel: eines für die Steckdose zu Hause und eines für die sogenannte Wallbox, die mit einer Leistung von 7,4 Kilowatt den Akku des Hybrid-Modells innerhalb von 1,5 Stunden wieder voll laden könne. Die Buchse dazu befindet sich hinten rechts am Wagen.
Bevor die Fahrt los geht, und das Hybrid-Modell auf sein Handling, das Fahrgefühl und die Reichweite getestet wird, startet Jashari das Auto. Anders als bei einem Fahrzeug mit
Der Selbsttest:
Verbrennungsmotor hört und merkt man das Starten nicht. Lediglich der im Cockpit grün hinterlegte Hinweis „ready“zeigt an, dass der Wagen fahrbereit ist. Das Auto kann in vier Varianten gefahren werden. Wir entscheiden uns für den reinen ElektroAntrieb.
Noch während Jashari die Funktionsweise und Extras des Modells erklärt, schaltet sich der Wagen ab. „Er geht aus, wenn man zu lange nichts tut, er ist sehr sparsam“, sagt er. Nachdem die Plätze getauscht und der StartKnopf erneut gedrückt wurde, geht die Fahrt los. Sie führt auf der B14 in Richtung Liptingen – am Kreisverkehr wird wieder umgekehrt. Dann geht es weiter durch den Kreuzstraßentunnel in Richtung Rietheim-Weilheim – auch dort wird am Kreisverkehr wieder der Rückweg angetreten, ehe es wieder durch den Kreuzstraßentunnel zurück zum Autohaus geht.
Die Elektro- und Hybrid-Modelle gibt es laut Jashari nur als Automatik-Fahrzeuge. Als Schaltwagen-Fahrer bedarf es einer kurzen Umgewöhnung. Ebenfalls ungewohnt ist die leise Fahrweise sowie das Starten, bei dem anders als bei einem Anlasser beim Verbrennungsmotor, weder Geräusche noch Bewegungen stattfinden.
Das Handling: Das Fahrgefühl:
Bei der Tour, die sowohl außerorts als auch innerorts, bergauf und bergab verläuft, können verschiedene Geschwindigkeiten ausgetestet werden. Schon bei geringem Druck auf das Gas-Pedal zieht das E-Modell enorm an. Insbesondere im Stadtverkehr kann das von Vorteil sein, wenn man an Ampeln und Kreisverkehren schnell vom Fleck kommt. Auch bergauf im Tempo-100Bereich kommt der „C 300 de“sehr gut, und durch das 9-Gang-Automatik-Getriebe auch sehr fließend, voran. Durch die extrem leise Fahrweise ist der Blick auf den Tacho aber empfehlenswert – insbesondere innerorts könnte ansonsten leicht der ein oder andere Strafzettel ins Haus flattern. An der Ampelanlage der B 14/Stuttgarter Straße schaltet das Auto kurzzeitig auf den „Hybrid“-Modus um. Das Fahrgeräusch wird durch den laufenden Diesel-Motor dann etwas lauter. Doch kurze Zeit später fährt der Wagen wieder im rein elektrischen Modus – je nach Anstieg sogar mit Null Umdrehungen pro Minute.
Wie weit die CKlasse mit dem Akku noch kommt, wird immer aktuell berechnet. Geht es bergab, oder beim Bremsen, geht die Nadel in der Drehzahl-Anzeige in den „Charge“-Bereich, das heißt, dass der Akku dann wieder aufgeladen wird. Auf dem leicht abschüssigen Stück der B14 in Richtung Aesculap-Kreisel hat sich die Reichweite beispielsweise von 17 auf 19 Kilometer erhöht. Bei der Gesamtreichweite von, wie Jashari sagt „realistisch gesehen 40 Kilometern“, kommt man im Stadtgebrauch also gut zurande.
Ob das E-Auto das zukünftige Fortbewegungsmittel Nummer eins wird, bleibt abzuwarten. Laut Landrat Bär arbeiten auch im Landkreis Tuttlingen zahlreiche Firmen und Automobilzulieferer an der Entwicklung neuer Antriebsformen – nicht nur im Bereich der Elektromobilität. „Wo genau die Reise hingeht, wird kontrovers diskutiert und ist für den Laien schwer einzuschätzen. Fest steht, dass neue Technologien kommen werden und sich die Firmen im Landkreis mit ihnen beschäftigen müssen, dies aber nach meinen Eindrücken auch schon tun.“ sagt Arban Jashari vom Autohaus Riess zur Nachfrage von E-Modellen.
„Das Interesse ist auf jeden Fall da“,
Die Reichweite:
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