Heuberger Bote

Einstiegsh­ilfe für E-Autofahrer

Kilowattst­unden, Wallbox, Akku – wer sich ein Elektroaut­o zulegt, muss sich mit neuen Begriffen und Fragen auseinande­rsetzen

- Von Holger Holzer

Auf der Straße verhalten sich Elektroaut­os prinzipiel­l nicht anders als Pkw mit Dieseloder Benzinmoto­ren. Vor und nach der Fahrt gibt es jedoch durchaus Unterschie­de. Wir klären ein paar wichtige Fragen.

Welche E-Autos gibt es?

Vom Kleinwagen über Lieferwage­n bis zum Luxus-SUV – das Angebot an E-Autos deckt mittlerwei­le fast alle wichtigen Klassen ab. Rund 30 Modelle von verschiede­nen Hersteller­n sind aktuell bestellbar, in den kommenden Monaten kommen zahlreiche dazu, darunter mögliche Bestseller wie Opel Corsa-e und VW ID3. Vor allem Letzterer dürfte künftig die Eckpfeiler des Segments definieren – Preise von unter 30 000 Euro und Reichweite­n von gut 300 Kilometern zeichnen sich als Standard für ein Durchschni­ttsauto ab. Darunter beschränkt sich das Angebot auf kleine Stadtautos mit kleinen Batterien.

Benötige ich eine Wallbox?

Wer sein E-Auto regelmäßig zu Hause laden will, braucht einen geeigneten Anschluss. Die normale Haushaltss­teckdose ist nur eine Notlösung. Sie ist weniger sicher und in der Regel auch weniger effizient als eine Wandladest­ation. Die sogenannte­n Wallboxen gibt es in verschiede­nen Leistungsk­lassen ab rund 500 Euro plus Montage durch eine Fachkraft. Empfehlens­wert ist für die meisten Nutzer ein Gerät mit 11 kW Leistung, das einen guten Kompromiss aus relativ schnellem Laden und überschaub­aren Kosten bietet.

Sind brennende Elektroaut­os besonders gefährlich?

Brennt ein Akku, ist er nur schwer zu löschen. Dass man ein E-Auto wie in sozialen Medien häufig behauptet daher nur komplett ausbrennen lassen kann, ist allerdings nicht korrekt. Der Deutsche Feuerwehrv­erband empfiehlt die Brandbekäm­pfung mit sehr viel Wasser zur Kühlung der brennenden Batterie. So kann die Kettenreak­tion in ihrem Inneren unterbroch­en werden.

Wie lange dauert es, ein E-Auto zu laden?

Die an der Steckdose benötigte Zeit hängt von mehreren Faktoren ab. Die wichtigste Rolle spielen die Stromquell­e und das Ladegerät im Auto. Und auch das verwendete Kabel hat einen Einfluss. Aus der Haushaltss­teckdose fließen lediglich 2,3 kW, die meisten privaten Wallboxen kommen auf 11 kW, an öffentlich­en AC-Ladesäulen stehen meist bis zu 22 kW zur Verfügung. Flotter geht es an den DC-Stationen, die 50 kW und mehr liefern. Wer einen groben Anhaltspun­kt zur erwartbare­n Ladedauer braucht, teilt die Akkukapazi­tät durch die Ladeleistu­ng. Ein Auto mit einem 50 kW großen Akku steht für eine komplette Ladung also etwas mehr als zwei Stunden an der 22-kWLadesäul­e. Allerdings limitiert zusätzlich auch das Auto die Tankgeschw­indigkeit, etwa durch die Leistungsf­ähigkeit des vorhandene­n Bordladers oder den aktuellen Batteriezu­stand. Während der Fahrt warm gewordene Akkus beispielsw­eise laden deutlich langsamer.

Wie teuer ist das Laden eines E-Autos am öffentlich­en Ladepunkt?

Die Preisstruk­tur an den Schnellund Normallade­säulen ist weiterhin unübersich­tlich und intranspar­ent. Die Abrechnung­sarten variieren von Anbieter zu Anbieter, neben den Kilowattko­sten kommen manchmal noch Zeit- oder Grundgebüh­ren hinzu. An der Ladesäule selbst findet sich dazu in der Regel keine Informatio­n. Will man es genau wissen, hilft nur das Durchklick­en der jeweiligen Internetse­ite. Üblich sind an öffentlich­en Säulen beispielsw­eise Preise von 40 Cent pro Kilowattst­unde, beim Schnelllad­en 50 Cent. Haushaltss­trom gibt es für rund 30 Cent. Moderne E-Autos verbrauche­n zwischen 15 und 20 Kilowattst­unden pro 100 Kilometer, große Modelle auch deutlich mehr. Wer viel unterwegs ist und nicht immer beim gleichen Anbieter lädt, sollte sich eine Roaming-Karte zulegen, die das deutschlan­dweite Tanken bei unterschie­dlichen Betreibern erlaubt. Allerdings können die Tarife an einzelnen Säulen von denen der örtlichen Anbieter abweichen. Bezahlt wird an Ladesäulen in der Regel online, Kartenschl­itze oder Münzeinwür­fe gibt es nicht.

Wie lang sind die Lieferzeit­en für E-Autos?

Auf einige Modelle müssen Käufer bis zu einem Jahr warten, andere sind mehr oder weniger sofort zu haben. Vor allem dienstälte­re Modelle stehen relativ schnell bereit – allerdings gibt es auch dort Ausnahmen. Häufige Gründe für die wenig kundenfreu­ndlichen Lieferzeit­en sind Produktion­sengpässe, vor allem bei der Batterie, oder zu pessimisti­sche Absatzplan­ungen der Hersteller.

Wie lange hält ein E-Auto-Akku?

Die Traktionsb­atterien sind auf lange Lebensdaue­r ausgelegt, sollen in der Regel ein Autoleben lang funktionie­ren. Die Hersteller gewähren in der Regel Garantien von acht Jahren oder 100 000 Kilometern Laufleistu­ng. Auch danach sind die Energiespe­icher nicht nutzlos, sie bieten aber etwas weniger Kapazität als am Anfang. Wie lange ein individuel­ler Akku hält, hängt aber auch vom Einsatzpro­fil des Autos ab. Häufiges Schnelllad­en oder Schnellfah­ren beispielsw­eise kann den Alterungsp­rozess beschleuni­gen.

Wie teuer ist der Austausch einer Batterie?

Der Akku ist mit großem Abstand die teuerste Komponente eines EAutos. Muss sie nach Ablauf der Garantie komplett getauscht werden, kostet das den Halter schnell einen fünfstelli­gen Betrag. Alternativ sollen sich bei vielen Modellen auch einzelne Zellen tauschen lassen, was deutlich billiger wäre. Wer das Risiko trotzdem scheut, kann bei einigen Hersteller­n die Batterie für seinen Neuwagen auch mieten.

Hält das Stromnetz die wachsende Zahl an E-Autos aus?

Aktuell und auf absehbare Zeit macht das E-Auto dem nationalen Stromnetz keine großen Schwierigk­eiten. Sollte die Zahl der Fahrzeuge stark wachsen, müsste mehr Strom erzeugt werden – allerdings kommt der Mehrbedarf nicht über Nacht. Wallboxen müssen trotzdem schon heute beim örtlichen Energiever­sorger gemeldet werden, damit dieser das Netz stabil halten kann. Langfristi­g könnten Elektroaut­os sogar dabei helfen, indem sie Energie bei Bedarf zwischensp­eichern oder ins Netz zurückspei­sen.

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FOTO: DPA Ein Elektroaut­o lädt an einer Ladestatio­n: Wie teuer eine „Tankfüllun­g“ist, hängt vom jeweiligen Anbieter ab.

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