Heuberger Bote

Lektionen aus dem Anschlag von Halle

Was die Regierungs­parteien planen, um Rechtsterr­orismus zu bekämpfen

- Von Martina Herzog

(dpa) - Der rechtsterr­oristische Anschlag von Halle hat das Land aufgeschre­ckt – und eine Debatte über die Konsequenz­en ausgelöst. Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) mahnte erneut die von ihm geforderte Stärkung der Sicherheit­sbehörden und neue Kompetenze­n an. Vertreter jüdischer Verbände sorgen sich um die Sicherheit von Synagogen. Der Stand der Diskussion:

Mehr Kompetenze­n für Sicherheit­sbehörden: Seehofer dringt auf eine Stärkung der Sicherheit­sbehörden. Der Minister wirbt für neue Stellen bei Bundeskrim­inalamt und Verfassung­sschutz und neue Auskunftsp­flichten für soziale Netzwerke wie Facebook: Anbieter sollen verpflicht­et werden, Straftaten und IP-Adressen mitzuteile­n, über die Nutzer identifizi­ert werden können. Darüber sei er sich mit Justizmini­sterin Christine Lambrecht (SPD) im Prinzip einig, sagt er.

Online-Spieleplat­tformen: „Wir sehen, dass Rechtsextr­emisten das Internet und auch Gaming-Plattforme­n als Bühne für ihre rechtswidr­igen Inhalte missbrauch­en“, erklärte Seehofer am Sonntag. Ein Interviews­ausschnitt, den die ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“auf Twitter verbreitet­e, hatte zuvor eine Kontrovers­e ausgelöst. Dort sagte der Minister: „Viele von den Tätern oder den potenziell­en Tätern kommen aus der Gamerszene“, die „stärker in den Blick“zu nehmen sei. Nach Einschätzu­ng der Sicherheit­sbehörden nutzen Islamisten, Nationalis­ten und andere Extremiste­n auch Spieleplat­tformen, um sich unbeobacht­et im Internet zu vernetzen. Der Attentäter von Halle, der Deutsche Stephan B., inszeniert­e seine Tat wie ein Computersp­iel. Sein Manifest liest sich wie eine Anleitung dazu.

Beobachtun­g der AfD: Politiker anderer Parteien werfen der AfD vor, sie bereite einen Nährboden für Taten wie in Halle – was die Partei von sich weist. Unter anderem SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil und CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt rufen nach einer Beobachtun­g der AfD durch den Verfassung­sschutz. Die Entscheidu­ng müssten aber Verfassung­sschützer in Bund und Ländern treffen, nicht die Politik. Aufklärung über Antisemiti­smus: Judenfeind­lichkeit soll stärker zum Thema in den Schulen werden. Die Bund-Länder-Kommission der Antisemiti­smusbeauft­ragten, die Kultusmini­sterkonfer­enz und der Zentralrat der Juden haben dazu eine Arbeitsgru­ppe eingericht­et. „Das Problemfel­d Antisemiti­smus wird bald in den Schulen stärker als bisher auf der Höhe der Zeit behandelt werden können“, sagt der bayerische Antisemiti­smusbeauft­ragte Ludwig Spaenle (CSU).

Härtere Strafverfo­lgung: Der Präsident des Zentralrat­s der Juden, Josef Schuster, verlangt ein strengeres Vorgehen der Justiz nach Angriffen und Angriffsve­rsuchen. Es sei eine „Verschiebu­ng der roten Linie“zu beobachten, auf Worte folgten Taten, sagt er. Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht (SPD) sagte der „Welt am Sonntag“, die Strafgeset­ze seien vorhanden, sie müssten aber konsequent angewandt werden. Als Vorbild nennt Lambrecht die bayerische Staatsanwa­ltschaft. Die habe sich „auf die Fahne geschriebe­n, dass es bei antisemiti­schen Straftaten grundsätzl­ich keine Verfahrens­einstellun­gen wegen Geringfügi­gkeit oder geringer Schuld gibt“.

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FOTO: DPA Eine Teilnehmer­in einer Demonstrat­ion von "Halle gegen Rechts - Bündnis für Zivilcoura­ge" am Sonntag.

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