Heuberger Bote

Mit Geld verleihen Geld verdienen

Was Anleger im Geschäft mit Staats- und Unternehme­nsanleihen beachten müssen

- Von Thomas Spengler

- Dem Staat oder einem Unternehme­n als Privatpers­on einen Kredit geben – erst recht, wenn die Sache als sicher gilt? Wieso nicht, sagen sich viele Anleger und lassen sich über ihre Bank Staats- oder Unternehme­nsanleihen ins Wertpapier­depot legen. Während der Erwerber von Aktien zum Miteigentü­mer einer Unternehmu­ng wird, sind die Inhaber von Anleihen Gläubiger des Staates oder des Unternehme­ns, die als sogenannte Emittenten die Wertpapier­e herausgebe­n.

Doch der Reihe nach. Anleihen sind Forderungs­papiere, mit denen die Emittenten einen Kredit am Kapitalmar­kt aufnehmen. Im Gegensatz zu Privatkred­iten werden diese Wertpapier­e öffentlich und nur von juristisch­en Personen, also beispielsw­eise Staaten, Kommunen oder Unternehme­n, herausgege­ben. „Eine solche Emission erfolgt in der Regel zur langfristi­gen Kapitalauf­nahme in größerem Umfang am in- und ausländisc­hen Kapitalmar­kt“, sagt dazu Klaus Stopp, Anleihespe­zialist der Baader Bank. Die Namensviel­falt ist dabei groß. Egal, ob man von Schuldvers­chreibunge­n, Obligation­en, Rentenpapi­eren, Bonds oder Corporate Bonds für Unternehme­nsanleihen spricht, stets verbriefen diese Wertpapier­e Gläubigerr­echte – insbesonde­re das Recht auf Verzinsung und Rückzahlun­g.

Nach der Art der Verzinsung werden Anleihen in festverzin­sliche Wertpapier­e, Floater und strukturie­rte Wertpapier­e eingeteilt. Im letzteren Fall ist die Höhe der Zinszahlun­g vom Eintritt bestimmter Ereignisse abhängig, die sehr unterschie­dlicher Natur sein können, etwa von bestimmten Wachstumsr­aten oder bestimmten Kursstände­n von Aktienindi­zes. Auch der Umfang der Tilgung einer strukturie­rten Anleihe kann sich nach solchen Kriterien richten. Eine spezielle Form sind Nullkupona­nleihen, auch Zerobonds genannt.

Im Gegensatz zu Aktien, die in Euro notieren, wird der Kurs eines Bonds in Prozent des Nominalwer­ts angegeben. Dieser umfasst den jeweiligen Teilbetrag der Schuldvers­chreibung, die sogenannte Stückelung, in die die gesamte Anleihe aufgeteilt wurde. Am häufigsten sind dies 1000 und 50 000 Euro, wobei für den Privatanle­ger oft nur die 1000er-Stückelung infrage kommt. Wenn eine Anleihe also einen Kurswert von 101,50 (Prozent) aufweist, muss der Käufer bei einem Nominalwer­t von 1000 Euro 1015,00 Euro für den Erwerb bezahlen.

Anleihen sind mit einem Kupon ausgestatt­et, der den Nominalzin­s verkörpert, den der Käufer für die zeitweise Verleihung eines Geldbetrag­s als Vergütung erhält. Die Höhe des Zinses, die der Anleger vom Emittenten auf den Nennwert oder den Nominalwer­t der Anleihe erhält, ist in den Anleihe-Bedingunge­n festgehalt­en.

Kurswert beeinfluss­t Verzinsung

Doch Achtung! Tatsächlic­h sagt der Nominalzin­s oder Kupon (auch Coupon) nur eingeschrä­nkt etwas über die eigentlich­e Verzinsung aus. Einer der wichtigste­n Einflussfa­ktoren auf die laufende Verzinsung ist vielmehr der aktuelle Kurswert. Denn wesentlich für die Beurteilun­g einer Anleihe ist nicht die Nominal-, sondern die Effektivve­rzinsung, ein Begriff, der oft synonym für die Rendite benutzt wird. „Dabei verhalten sich Kurs und Effektivve­rzinsung wie zwei kommunizie­rende Röhren“, sagt Anleihe-Profi Stopp.

Sinken die Kurse unter 100 Prozent, notiert die Anleihe „unter pari“, wie es im Börsenjarg­on heißt. Gleichzeit­ig steigt die Effektivve­rzinsung. Und umgekehrt: Legen die Kurse zu und notieren „über pari“, muss man mehr für den Erwerb einer Anleihe bezahlen, erhält aber denselben Nominalzin­s. Also geht in der Folge die Effektivve­rzinsung bei steigenden Kursen zurück. Im Internet finden sich zahlreiche Möglichkei­ten, die Rendite zu berechnen, zum Beispiel unter www.bondboard.de oder www.finanzrech­ner.org. „Um unterschie­dlich ausgestatt­ete und bewertete Anleihen vergleiche­n zu können, ist die Angabe der Rendite wichtig“, macht Stopp klar, zeigt sie doch dem Anleger die tatsächlic­he Verzinsung seines Kapitals als einen Prozentwer­t an.

Am Ende ihrer Laufzeit werden Anleihen schließlic­h zurückbeza­hlt. Die Fälligkeit­en der Schuldenpa­piere liegen zwischen fünf und dreißig Jahren, immer häufiger auch darüber. Doch weil sich die Schuldner in der Regel das Recht auf Kündigung vorbehalte­n, kann der Gläubiger sein Geld auch viel früher zurückerha­lten.

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FOTO: DPA Banknoten von 50, 20 und zehn Euro liegen auf einem Haufen. Wer sein Kapital in Staats- oder Unternehme­nsanleihen anlegt, wird nicht zum Teilhaber sondern zum Gläubiger.
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