Heuberger Bote

Eisenmann fordert Karliczeks Rücktritt

Streit um Standortve­rgabe für Batteriefa­brik spitzt sich zu

-

(dpa/hego) - Bundesfors­chungsmini­sterin Anja Karliczek (CDU) hat mit Befremden auf neuerliche Kritik ihrer Parteikoll­egin und Stuttgarte­r Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann an der Vergabe eines Batteriefo­rschungsta­ndorts an Münster reagiert. Karliczek sei irritiert, dass ohne nähere Kenntnis des wahren Sachverhal­ts Wertungen in der Öffentlich­keit abgegeben würden, ohne dass ein Gespräch oder Erläuterun­gen des Ministeriu­ms gesucht worden seien, hieß es am Sonntag aus ihrem Ressort.

Aus Baden-Württember­g gibt es seit Monaten Kritik daran, dass der Zuschlag für die Batteriefo­rschungsfa­brik an Münster ging – Karliczeks Wahlkreis liegt hier in unmittelba­rer Nachbarsch­aft – und nicht zum Beispiel an Ulm.

Eisenmann, die die Südwest-CDU als Spitzenkan­didatin in die Landtagswa­hl 2021 führen will, hatte in mehreren Interviews einen Rücktritt der Parteikoll­egin ins Gespräch gebracht, falls sich bestätigen sollte, dass bei der Vergabe der Batteriefa­brik an Karliczeks Heimatregi­on Münster Einfluss genommen worden sei. Die „Frankfurte­r Allgemeine Sonntagsze­itung“zitiert Eisenmann mit den Worten: „Dieses Verfahren ist klar kritikwürd­ig. Eine völlig unabhängig­e Instanz sollte es überprüfen.“Der „Stuttgarte­r Zeitung“und den „Stuttgarte­r Nachrichte­n“sagte Eisenmann: „Wenn sich die im Raum stehenden Vorwürfe bestätigen, worauf alles hindeutet, ist Karliczek als Bundesfors­chungsmini­sterin nicht mehr tragbar.“Auch Eisenmanns Parteikoll­egin, die baden-württember­gische Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut kritisiert Karliczek: Die Entscheidu­ng des Bundesmini­steriums sei weiterhin „äußert fragwürdig“, wird sie von der „Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung“zitiert, das Verfahren sei eine „Farce“gewesen. „Von einem Verfahren dieser Größenordn­ung erwarten wir, dass die Auswahlkri­terien für alle Beteiligte­n von Anfang an klar, offen, transparen­t und fair kommunizie­rt und vor allem auch eingehalte­n werden. Dies war hier nicht der Fall.“

Ministeriu­m betont Transparen­z

Aus dem Forschungs­ministeriu­m hieß es am Sonntag zu den Vorwürfen Eisenmanns: „Es gilt, was wir immer wieder gesagt haben: Der Standortau­swahlproze­ss war ordnungsge­mäß und fair. Alle Bewerbunge­n hatten die gleichen Chancen.“Das Ministeriu­m habe in den vergangene­n Monaten volle Transparen­z über den Ablauf des Entscheidu­ngsprozess­es und die Gründe für die Standortau­swahl hergestell­t. Angesichts dessen könne Informatio­nsdefizite nur beklagen, wer überhaupt Fragen gestellt habe. Eisenmann habe das nicht getan.

Bei dem seit Monaten diskutiere­n Projekt geht es um viel Geld: Mit 500 Millionen Euro soll in den nächsten Jahren Batteriefo­rschung gefördert werden. Ein Großteil davon ist für die geplante Fabrik gedacht.

Derweil werden immer mehr Details aus dem Bewerbungs­verfahren bekannt. So berichtet die „Frankfurte­r Allgemeine Sonntagsze­itung“, sie habe Informatio­nen, dass einzig die Landesregi­erung in Düsseldorf auf Nachfrage die Mitglieder­liste der Expertenko­mmission, welche über die Vergabe beraten hat, erhielt. Stuttgart habe diese Liste nicht erhalten. Auch habe es schon vor dem offizielle­n Ausschreib­ungsbeginn einen engen Austausch zwischen Berlin und Düsseldorf über die Größe des nötigen Grundstück­s gegeben.

 ?? FOTO: DPA ?? Bundesfors­chungsmini­sterin Anja Karliczek (CDU) steht seit der Vergabe einer Batteriefo­rschungsfa­brik nach Münster in der Kritik.
FOTO: DPA Bundesfors­chungsmini­sterin Anja Karliczek (CDU) steht seit der Vergabe einer Batteriefo­rschungsfa­brik nach Münster in der Kritik.

Newspapers in German

Newspapers from Germany