Duo Pianlola überzeugt mit spanisch-berlinerischem Kauderwelsch
Chansontheater im Krematorium ist ein Erfolg
(clst) - Im Kulturhaus altes Krematorium geht es rund: Freitagabend lässt Mentalmagier Andy Häussler das Publikum im voll besetzen Kulturhaus staunen, rätseln, zweifeln. Am Samstagabend begeistert die Portiersche Lola mit frecher Berliner Schnauze, unterstützt vom Pianisten Alois, das Publikum.
Lola Bolze und Jorge Idelsohn sind das Duo Pianlola, das mit seinem Chansontheater einen bunten, kurzweiligen Mix aus Chanson, Klavierspiel Theater und Kabarett bietet, und am Ende vom Publikum mit langanhaltendem Applaus verabschiedet wird.
Das Duo erzählte an diesem Abend eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, die Geschichte zweier Menschen, die zufällig aufeinandertreffen. Der eine, der elegante, in sich ruhende südamerikanische Pianist, versucht in kürzester Zeit ein neues Stück zu komponieren, die andere ist auf der Suche nach sich selbst – und einem passenden Partner. Dabei verweben die beiden Akteure humorvoll mit einem spanisch-berlinerischen Kauderwelsch Schauspiel, Gesang und Musik um Lieder aus den 20er- bis hin zu den 60er-Jahren. Gekonnt untermalt durch argentinischen Tango oder durch alte Klassiker, zum Teil neu interpretiert.
Herrlich wie Lola Bolze im Laufe des Abends in kürzester Zeit in die verschiedenen Rollen wechselt und sie eindrucksvoll zum Leben erweckt: Mal die einfache Putzfrau Lola, die „autentica Berlinessa“, die dem Pianisten gehörig den Kopf verdreht, oder als der große Star Susi Kempinski, der Mozart nur mit den süßen Kugeln verbindet, als „verfluchte und zugenähte“der Tradition entfliehende Kleptomanin Elfriede von Feilchenfels sowie als sexy Striptease-Tänzerin, die von einem einfachen, der traditionellen Geschlechter-Rollenverteilung verhafteten Neandertalermann träumt.
Lola Bolze überzeugt mit ihrem theatralischen Talent, ihrer ausgeprägten Mimik, ihrem speziellen Charisma, und natürlich den stimmgewaltig und temperamentvoll vorgetragenen Liedern von Claire Waldoff, Günter Neumann oder Friedrich Hollaender und Eigentkompositionen. Die Texte sind frech, frivol, beschreiben schonungslos und authentisch das Leben im Milieu. Köstlich der elegante, stilvolle, scheinbar in sich ruhende Gegenpart dazu: Pianist Jorge Idelsohn, der am Ende seine Komposition zu Ende brachte, und es während des ganzen Abends mit Bravour verstand, mit seiner ruhigen, ausgleichenden Art den Gegenpol zur quirligen, vor Lebenslust übersprudelnden Lola zu geben.
Ein kleines Manko gab es zu Beginn des Abends, denn im ersten Teil sorgte die schwierige Akustik im Kulturhaus dafür, dass so manch einer im Publikum die durch die Übertragung verstärkten im kessen Berliner Dialekt vorgetragenen Texte nicht richtig verstand.