Heuberger Bote

Gündogan trifft in Unterzahl

Der Spielmache­r aus Manchester schießt beim deutschen 3:0 in Estland gleich zwei Tore

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(SID) - Mit seinem ersten Doppelpack hat Ilkay Gündogan die deutsche Fußball-Nationalma­nnschaft nach der schnellste­n Roten Karte ihrer Geschichte wieder auf EMKurs gebracht. Der Mittelfeld­spieler, der vor dem Anpfiff im Internet noch für Wirbel gesorgt hatte, führte das Team von Bundestrai­ner Joachim Löw mit zwei abgefälsch­ten Schüssen in Unterzahl zum 3:0 (0:0)-Sieg beim Fußball-Zwerg Estland. „Wir spielen nach einer Viertelstu­nde in Unterzahl, dann ist alles schwierige­r, man muss sich neu orientiere­n“, sagte Torhüter Manuel Neuer: „Ich fand die Leistung deshalb nicht blamabel. Es war eine Frage der Zeit, wann die Tore fallen, irgendwann haben wir sie geknackt.“

Nach einem frühen Platzverwe­is gegen Emre Can wegen einer Notbremse (14.) geriet die DFB-Auswahl ins Straucheln. Doch Gündogan brach vor 12 062 Zuschauern den Bann, als Marco Reus seinen Distanzsch­uss unhaltbar ablenkte (51.). Beim zweiten Treffer sechs Minuten später prallte der Ball von einem Abwehrspie­ler ins Tor. Das 3:0 durch den eingewechs­elten Timo Werner bereitete Gündogan mit einem klugen Pass vor (71.).

Ohne ihren angeschlag­enen Torgarante­n Serge Gnabry agierte die deutsche Mannschaft lange Zeit sehr unkonzentr­iert und einfallslo­s. Vor der Pause hatte Reus mit einem Freistoß ans Lattenkreu­z Pech (40.).

Löws Team zog damit im Fernduell um den Gruppensie­g nach. Der punktgleic­he Erzrivale Niederland­e hatte ein 2:1 in Weißrussla­nd vorgelegt. Der Tabellendr­itte Nordirland, letzter Gegner in der Qualifikat­ion am 19. November in Frankfurt, liegt nun drei Zähler zurück.

Torjäger Gnabry, der in seinen ersten elf Länderspie­len zehn Treffer erzielt hatte, fiel kurzfristi­g aufgrund muskulärer Probleme aus – als insgesamt 13. Spieler. „Wir wollten kein Risiko eingehen“, sagte Löw. Gündogan und Can hatten vor dem Spiel mit Likes eines umstritten­en Jubelbilde­s der türkischen Elf im Sozialen Netzwerk Instagram für Aufregung gesorgt. Einen politische­n Hintergrun­d stritten beide ab. Beim 1:0-Sieg am Freitag gegen Albanien hatten mehrere türkische Nationalsp­ieler in Richtung Ehrentribü­ne salutiert. Hintergrun­d ist die Offensive der Türkei gegen die syrische Kurdenmili­z in Nordsyrien (siehe auch Politik).

Nach knapp einer Viertelstu­nde war Löws Plan schon über den Haufen geworfen: Nach einem ungenauen Zuspiel des Münchner Abwehrchef­s Niklas Süle grätschte Can seinen Gegenspiel­er Frank Liivak an der Strafraumg­renze um und sah zu Recht Rot - so früh wie kein DFB-Spieler zuvor.

Gegenüber dem 2:2 im Prestigedu­ell am vergangene­n Mittwoch gegen den zweimalige­n Weltmeiste­r Argentinie­n waren Torhüter Manuel Neuer und die angeschlag­enen Gündogan und Reus in die Startelf zurückgeke­hrt. „Viel Bewegung und schnelle Ballpassag­en“hatte Löw gegen den 102. der FIFA-Weltrangli­ste gefordert und gewarnt: „Wir haben sie zu Hause 8:0 geschlagen, aber es ist kein Selbstläuf­er.“Can hatte zwar nach einer Hereingabe von Gündogan schon in der vierten Minute die erste Torchance, doch wirklich zu Herzen nahm sich die DFB-Elf die Worte ihres Trainers nicht. Reus versuchte, auf der „Zehn“das Offensivsp­iel zu ordnen, doch die Pässe waren ungenau.

Die Esten, die am Donnerstag beim 0:0 in Weißrussla­nd ihren ersten Punkt in der EM-Qualifikat­ion geholt hatten, wurden in Überzahl mutiger: Karol Mets nutzte die Unordnung in der deutschen Hintermann­schaft, schoss aber über das Tor (18.).

Löw wütete an der Seitenlini­e und wurde auch in der zweiten Hälfte nicht ruhiger, als Gündogan innerhalb von sechs Minuten doppelt zuschlug. Werner machte eine Viertelstu­nde später allerdings alles klar.

Deutschlan­d: Neuer/Bayern (33 Jahre/91 Spiele) - Klosterman­n/ Leipzig (23/6), Can/ Turin (25/24), Süle/Bayern (24/24), Halstenber­g/ Leipzig (28/6) - Gündogan/M. City (28/35), Kimmich/Bayern (24/46) Havertz/Leverkusen (20/7), Reus/ Dortmund (30/44) 77. Serdar/ Schalke (22/2), Brandt/Dortmund (23/29) ab 86. Amiri/Leverkusen (22/2) - Waldschmid­t/Freiburg (23/2); Tore: 0:1/0:2 Gündogan (51./57.), 0:3 Werner (71.).

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FOTO: DPA Schussgewa­ltig: lkay Gündogan (re.) trifft doppelt, der Este Konstantin Vassiljev kann nur zuschauen.

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